Die Quelle
ausgesetzt hat.« Zodman, der keine Ahnung hatte, wurde unruhig, als der Araber ihn unverschämt anstarrte und fragte: »Erster Preis, hundert amerikanische Dollar?« Zodman nickte. Die Menge war begeistert. »Zweiter Preis, fünfzig Dollar. Dritter Preis, fünfundzwanzig.« Tabari lächelte Zodman aufs liebenswürdigste an und setzte sich. Anfangs hatte der Mann aus Chicago diese Veranstaltung für etwas Nebensächliches gehalten. Aber bald wurde er eines Besseren belehrt. Zwölf Israelis, fast alle jünger als dreißig Jahre, traten an, um sich von vier Spezialisten aus Jerusalem mit Fragen bombardieren zu lassen: »Nennen Sie sieben Vögel, die in der Bibel erwähnt werden, und sagen Sie, was Sie über sie wissen.« Das war nicht schwierig, ebenso wie die Frage nach sieben weiteren Tieren. »Nennen Sie drei Fürstinnen von außerhalb Israels, die Unheil verursacht haben.« Ein junger Mann aus Tiberias beantwortete diese Frage. »Geben Sie die Unterschiede zwischen den drei Propheten Jesaja an und teilen Sie das Buch Jesaja in die entsprechenden Abschnitte.« Ein Mädchen mußte ausscheiden, obwohl es den Unterschied zwischen dem eigentlichen Jesaja kannte, der in seiner Gottesauffassung rein jüdisch war, und dem zweiten, dem Deutero-Jesaja, in dessen Prophezeiungen die Christen Ankündigungen ihres Glaubens sehen. Sie wußte aber nichts vom dritten, dem Trito-Jesaja, einer nicht recht greifbaren Persönlichkeit mit wiederum jüdischem Gedankengut. Die nächste Frau, eine Jemenitin aus Zefat, konnte die Frage beantworten und außerdem die Kapitel und Verse nennen, die man den drei verschiedenen, unter dem Namen Jesaja zusammengefaßten Propheten zuschrieb. Am Ende der zweiten Stunde waren nur noch drei Teilnehmer verblieben, zwei Männer und ein attraktives Mädchen vom Kibbuz Makor. Jetzt wurden die Fragen knifflig. »Unterscheiden Sie zwischen Jedajah, Jedidah und Jeduthun und sagen Sie, was Sie darüber wissen.« Damit schied einer der Männer sofort aus, denn das Mädchen rasselte die Antwort nur so herunter, bis es am Ende auch den anderen Teilnehmer zur Freude ihrer KibbuzGenossen besiegt hatte.
»Meine liebe junge Dame«, sagte Zodman voller Respekt, »ich habe nie einen Menschen gesehen, der einen Preis redlicher verdient hat als Sie. Das gilt auch für Sie, meine Herren. Ich würde gern noch eine Frage stellen. Sind Sie besonders ausgesucht worden, oder kennen andere junge Menschen die Bibel auch so gut wie Sie?«
»Entschuldigen Sie«, unterbrach Schwanz, der die hundert Dollar des Mädchens an sich nahm, da der Kibbuz auf rein sozialistischer Grundlage geführt wurde, »wir in Israel lesen alle die Bibel. Allein von unserem Kibbuz hätten wir eine Mannschaft aufstellen können, die genauso gut abgeschnitten hätte.«
»Erstaunlich«, sagte Zodman. Noch bevor er zu Bett ging, wollte er Cullinane sagen, daß er nun besser über Israel denke, obwohl der Kibbuz keine Synagoge hatte. Er fand seinen Ausgrabungsleiter still vor der griechischen Hand mit dem Schaber sitzen und wollte ihn darum nicht stören. Aber da begegnete ihm Vered Bar-El. Er ging mit ihr unter den Ölbäumen auf und ab und gestand: »Ich fürchte, ich habe mich Ihrem Israel gegenüber ziemlich töricht benommen.«
»Ich war überzeugt, daß Sie nicht so schlecht informiert sein konnten, wie es gestern schien«, antwortete sie. Am nächsten Morgen herrschte ein lebhaftes Treiben an der Ausgrabungsstelle, denn Tabari hatte demjenigen Arbeiter zehn Pfund versprochen, der während Paul Zodmans Aufenthalt einen besonders wichtigen Fund vorzeigen konnte. Am Vormittag schrie ein Mädchen am Graben B: »Gewonnen. Ich habe gewonnen.«
»Halt den Mund«, rief Tabari, denn er befürchtete, Zodman könne es hören. Als er dann aber sah, was das Mädchen ausgegraben hatte - einen babylonischen Helm und eine
Speerspitze aus den Tagen, da Nebukadnezar das Jüdische Reich und damit auch Makor vernichtet und einen Großteil der Bevölkerung in die Babylonische Gefangenschaft verschleppt hatte -, wurde er selbst aufgeregt und jubelte: »Hallo. Alle mal herkommen.« In dem allgemeinen Trubel kam auch Zodman gelaufen, um die Waffen zu sehen, mit denen einer der Feinde aus Norden Schrecken und Leid über das alte Makor gebracht hatte. Cullinane skizzierte den Fund und verließ dann den Graben - mochte jetzt die Routinearbeit weitergehen.
Auf dem Rückweg zu seinem Arbeitszimmer stellte er mit Besorgnis fest, daß die Mannschaft am Graben A in
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