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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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zeigen.«
    »Wir brauchen dazu nicht die Wagen?« fragte Zodman mißtrauisch. »Gehen ist erlaubt«, versicherte ihm Eliav, »zweitausend Schritte in jeder Richtung.« Die fünf erkletterten die Spitze des Berges oberhalb von Zefat. Hier befanden sich die Ruinen einer Kreuzritterburg. Zodman war von den mächtigen Mauern begeistert und fragte: »Wird unsere auch so gut aussehen?«
    »Besser«, beruhigte ihn Cullinane, »denn Makor war schon viel früher, von Anfang an, eine bessere Burg. Ich denke, wir werden noch einiges von ihr freilegen. Aber Sie verstehen doch, Paul: Wenn wir sie freilegen wollen, müssen wir eine Menge Steine wegräumen und bis zu den darunter liegenden Schichten vordringen.«
    »Was passiert dann mit der Burg?«
    »Einiges davon verschwindet. Stein für Stein.«
    »Aber ich habe das Geld dazu gegeben, eine Burg auszugraben.«
    »Das geschieht auch. Aber die wirklich wichtigen Funde werden die darunter liegenden sein, die weit in die Geschichte zurückreichen.«
    Zodman runzelte die Brauen. »Ich hatte es mir so vorgestellt, daß wir, wenn alles fertig ist, eine richtige Burg haben, so daß ich, wenn meine Freunde aus Chicago herkommen, sie hinschicken kann, um. na ja, um eben meine Burg zu besichtigen.«
    Cullinane formulierte seine Antwort sehr vorsichtig: »In Israel haben wir ein halbes Dutzend sehr schöner Kreuzritterburgen. Diese hier. die Burg Starkenberg. Aber was wir suchen, das ist vielleicht nirgendwo anders zu finden. Die eigentlichen Geheimnisse der jüdischen Geschichte.« Das war zwar eine geradezu lachhafte Behauptung, klang aber gut.
    Tabari fügte hinzu: »Etwa wie das, was Sie in der Synagoge des Rebbe von Wodsch gesehen haben.« Auch das war völliger Unsinn. Aber Tabari hatte richtig getippt: Zodmans Phantasie entzündete sich an dieser Vorstellung. »Glauben Sie, daß es dort unten etwas gibt, das sich lohnt? Unter der Burg?«
    »Wo wir jetzt stehen, hier in Zefat, läßt sich die Geschichte zurückverfolgen bis etwa in die Zeit des Flavius Josephus. etwa um die Zeit Christi. In Makor geht sie möglicherweise sieben- oder achttausend Jahre zurück.«
    »Wie in Geser?« fragte Zodman. »In Jericho?«
    »Wie dort«, sagte Cullinane.
    »Vielleicht nicht ganz so weit«, sagte Eliav mit fachmännischer Vorsicht. »Aber es besteht die Möglichkeit?« wollte Zodman wissen. »Genau!« antwortete Tabari. »Eine Schatzkammer jüdischer Geschichte.«
    »Dann müssen wir danach graben«, sagte Zodman, »selbst, wenn ich einen Teil meiner Burg verliere.«
    »Wir gehen jetzt besser zu den Wagen«, deutete Tabari an, »denn ich habe für heute abend etwas ganz Besonderes arrangiert.«
    Zodman blickte auf seine Uhr und befragte sein Gewissen. Dann sagte er: »Ich denke, es ist jetzt gestattet, daß wir fahren.« Als die Wagen seinen Wald erreicht hatten und Tabari frage: »Sollen wir halten? Wollen Sie Ihre Bäume noch einmal sehen?«, antwortete er: »Ich denke, wir können dem Wald nun wieder seinen rechtmäßigen Namen zurückgeben. Sehen Sie, als ich mit diesen bestellten Kindern spielte, sah ich das Orde-Wingate-Schild. Jemand muß wohl nicht darauf geachtet haben.«
    Einen Augenblick lang wußte niemand, was er sagen sollte. Nur Tabari unterbrach die Stille mit der unbekümmerten Bemerkung: »Heute abend, Paul, bekommen Sie etwas zu sehen, das Sie nie vergessen werden.«
    »Ich werde niemals den Wald vergessen«, antwortete Zodman. Hatte er es im Scherz gemeint oder nicht?
    In Israel ist der festliche Abend der Woche der Samstagabend, denn »wenn man mit einem Blick drei Sterne am Himmel erkennen kann«, ist der Sabbat zu Ende. Dann können die rechtgläubigen Juden, die sich an die strengen Sabbatgebote gehalten haben, reisen oder feiern. An diesem Sabbatausgang hatte der Kibbuz Makor Gäste: Es fand hier für Galilaea der Ausscheidungswettbewerb des alle zwei Jahre veranstalteten Bibel-Quiz statt, in dessen Verlauf die Teilnehmer ausgeklügeltste Fragen über das Alte Testament zu beantworten hatten. Wer heute gewann, durfte sich in Jerusalem für den Weltwettbewerb mit Teilnehmern aus vielen Ländern qualifizieren. Die Aufregung war also groß, als Busse aus Akko, Zefat und Tiberias eintrafen.
    Bevor der Quiz begann, bat Tabari um Erlaubnis, einige Worte an die Menge richten zu dürfen. Er sagte: »Heute abend geht es für die Teilnehmer nicht nur darum, an der Ausscheidung in Jerusalem teilzunehmen, sondern auch um Geldpreise, die unser Ehrengast aus Amerika, Mr. Paul Zodman,

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