Die Quelle
Männer von Safed
Menora aus Gold, hergestellt nach den Weisungen des HErrn, wie sie im Fünften Buch Mose 25,31 - 40, niedergelegt sind. Maurische Goldschmiedearbeit aus Avaro in Spanien, etwa 1240 n. Chr. In Makor am 21. Juni 1559 nach Sonnenuntergang vergraben.
Es war ein Zeitalter der Expansion. Konstantinopel, seit 1453 unter ottomanischer Herrschaft, bot Europa Schätze aus Indien und China an, vor denen die Träume eines Marco Polo verblassen mußten. Kolumbus hatte die Welt mit einer neuen Hemisphäre beschenkt. Kühne portugiesische Seefahrer waren mit ihren Schiffen um die Südspitze Afrikas herum zu den Reichtümern Indiens gelangt. Spanien überraschte Europa mit dem Gold der Azteken und Inkas. Neue, weite Horizonte hatten sich eröffnet. Machtzentrum war nicht länger mehr der Mittelmeerraum, denn bisher unbedeutende Nationen an den Küsten des Atlantik hatten sich plötzlich riesige Reiche erobert. Selbst das kleine England, an drei Grenzen von feindlichen Schotten, Walisern und Iren bedrängt, konnte darangehen, ein Gebiet zu erwerben, tausendmal größer als das Land selbst, und die Holländer gründeten bald darauf, wo immer ihre wagemutigen Kapitäne sichere Ankerplätze und Trinkwasser ausfindig machten, Handelsfaktoreien und Kolonien.
Es war ein Zeitalter geistiger Entdeckungen. Aus den Gewölben alter Klöster, aus den lange nicht benutzten Bibliotheken von Fürsten, und vor allem aus den Schriften arabischer Gelehrter, die das Wissen der Antike bewahrt hatten, wurden die Werke des Aristoteles und des Thales, Platos und Euklids dem Vergessen entrissen. Sie machten die Menschen staunen und erweiterten ihren geistigen Horizont. Mit Dante und Boccaccio lebte die Welt eines Virgil und Ovid wieder auf. Sophokles’ und Senecas Ruhm weckte ein neues Verständnis für das Drama. Aber nicht nur der Geist der Vergangenheit wurde entdeckt; jedes Schiff, das aus Java oder Peru zurückkehrte, brachte, zwischen Gewürzen und Silber verpackt, neue Erfahrungen mit. Der Weg war bereitet für die großen Verwandler der Welt, die auf Gutenberg, Kopernikus und Galilei folgten.
Es war ein Zeitalter religiösen Umbruchs. Jahrhunderte hindurch war das christliche Europa in einer allumfassenden, für alles zuständigen, weit in die Zukunft blickenden Kirche vereint gewesen. Erst kürzlich hatten zwei Siege alle Christen begeistert: Die letzten Anhänger des Islam waren aus Spanien vertrieben und die ersten Azteken in Amerika bekehrt worden
- Grund genug zu hoffen, daß Millionen Menschen in Asien und Afrika sich zu der einen Kirche bekennen würden, zumal Missionare voller Glaubenseifer und Entschlossenheit auf dem Weg in diese fernen Länder waren. Für kurze Zeit sah es ganz so aus, als werde die gesamte bekannte Welt bald unter der Führung Roms vereint sein. Aber dann stand Martin Luther auf, und mit Riesenschritten drang seine Lehre über die Grenzen der Länder Europas und erweckte Männer wie Calvin und Knox, die alte Institutionen zerschlugen und neue schufen.
Es war ein Zeitalter politischer Neuerungen. Die Stadtstaaten wichen größeren nationalen Zusammenschlüssen, die Barone und Grafen unterstellten sich den Königen, die zugleich bei einem neuen Mittelstand Unterstützung fanden. Weltliche Herren verdrängten geistliche aus der Regierung, seitdem man Macchiavelli anstelle des Thomas von Aquin studierte. Und nachdem Europa die arabischen Moslems aus Spanien vertrieben hatte, bereitete es sich darauf vor, die Wien bedrohenden türkischen Moslems zurückzuschlagen.
Es war ein Zeitalter zunehmender Freiheit. Männern, die gegen die Enge Europas rebellierten, stand es von nun an frei, ein neues Leben in Amerika oder Asien zu beginnen. Jeder, der gegen die Macht des Papstes aufbegehrt hatte, konnte sich zu Luthers Glauben bekennen. Und die Bauern, die bisher stumm die Tyrannei der Junker ertragen hatten, wagten es, sich zu empören. Die Macht der Gerichte nahm zu, und im Bereich von Literatur und Kunst machten sich die Menschen frei von den starren Begriffen des Mittelalters und folgten neuen Vorbildern wie Michelangelo oder Petrarca. Jedes Jahr gab den Blick frei auf neue Horizonte, denn das Zeitalter der Freiheit war angebrochen.
Nicht jedoch für die Juden. 1492 wurden sie aus Spanien vertrieben, nach mehr als siebenhundert Jahren treuer Dienste. Sie flohen nach Portugal, wurden dort bedrückt und gequält, der Zwangstaufe unterzogen und später ebenfalls ausgewiesen. In Italien und Deutschland
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