Die Quelle
zu dem unsrigen gemacht, indem wir bewiesen haben, daß wir wissen, was ihm nottut, und daß wir in der Lage sind, es fruchtbar zu machen. Die Geschichte zieht für gewöhnlich auch solche Leistungen in Betracht.«
»Aber das Problem, das Cullinane bedrückt«, meinte Dschemail, »besteht darin, ob eine solche pflegliche Behandlung sowohl in der Theorie als auch in der Praxis ein Eigentumsrecht in sich birgt. Handelt es sich nicht darum?«
»Gewiß«, sagte Cullinane mit Nachdruck. »Nach dem, was ich bereits gesagt habe, weißt du, daß ich daran glaube. Die Überlegenheit in der Bewirtschaftung des Landes gab den
Angelsachsen die Treuhandschaft für Amerika. Die Überlegenheit in Regierung und Verwaltung gab England vorübergehend ein Anrecht auf Irland.«
»Das Wort >vorübergehend< erschreckt mich«, unterbrach Eliav ihn. »Sie meinen, daß wir Juden hier für etwa zehn Jahre bleiben und dann.«
»Sicherlich länger als zehn Jahre«, lachte Dschemail. »Denn wie lange haben schließlich die Engländer Irland in Besitz gehabt?«
»Sechs- oder siebenhundert Jahre«, erwiderte Cullinane. »Das meine ich damit, wenn ich >vorübergehend< sage.«
»Mir wird wohler«, sagte Eliav. Er bemerkte, daß Dschemail gerade etwas sagen wollte, es sich aber anscheinend anders überlegt hatte und still blieb.
»Sind wir in diesem Punkt einer Meinung?« fragte Cullinane. »Die Treuhandschaft der Araber und Türken war eine Katastrophe, zum mindesten was den Boden anbetraf.«
»Ich als Araber habe nichts dagegen einzuwenden«, meinte Dschemail verträglich. »Vor einigen Jahren hat ein Engländer namens Jarvis darauf hingewiesen, daß die Welt sich jahrhundertelang von einer Phrase irreführen ließ: Man nannte die Beduinen >die Söhne der Wüste<, und dabei waren sie in Wirklichkeit >die Väter der Wüste<.«
»Was wollte er damit sagen?« fragte Cullinane.
»Wohin immer der Beduine mit seinen Kamelen und Ziegen kam, richtete er guten Boden zugrunde und schuf sich seine Wüste. Schließlich haben es im Laufe der Weltgeschichte nur sehr wenige Völker verstanden, aus so fruchtbaren Gebieten wie dem Tal des Euphrat oder Galilaea Wüsten zu machen.« Er lachte. »Wir haben eine besondere Begabung dafür. Aber natürlich haben wir auch andere. Und eine von ihnen ist Ausdauer. Ihr kennt den Grundsatz, der uns Araber gelehrt wird: >Ein Mann, der sich nach vierzig Jahren rächen will, handelt übereilt<.«
»Ich betrachte die Frage so«, meinte Eliav und zog an seiner Pfeife. »Ist die Welt dazu berechtigt, die Beduinen daran zu hindern, mit ihrem Land das zu tun, was ihnen Spaß macht? Sind wir berufen, darauf zu bestehen, daß irgendein Teil der Schöpfung - sei es ein Mensch, ein Fluß, ein Pferd, das gut laufen könnte, wenn es trainiert würde, ein Stückchen Land -bis zur Höchstleistung genutzt werden muß? Vielleicht hat der Beduine, der, Gottes unerforschlichen Ratschlüssen folgend, Wüsten schuf, mehr in Übereinstimmung mit der göttlichen Absicht für dieses Gebiet gehandelt als der Jude, der bewies, daß er diese Wüsten auszumerzen vermag.«
»Es könnte ja möglich sein«, sagte Tabari, »daß Gott, nachdem er gesehen hatte, was ihr Juden und wir Araber mit diesem Land getan und welch seltsame Früchte wir hier herangezogen haben - den Islam, das Judentum und das Christentum - ausgerufen hat: >Es verwandle sich die verfluchte Stätte wieder in eine Wüste, auf daß keine Religion mehr in Meinem Namen entstehen kann.< Vielleicht ist die Art der Beduinen im Sinne Gottes.«
Die Männer ließen sich wohlig zurücksinken, als der Fotograf mit einer Kanne Kaffee erschien. »Worum geht es?« fragte er, als er die Tassen austeilte. »Ich fragte, ob Israels pflegliche Treuhandschaft dem Land gegenüber ein moralisches Eigentumsrecht in sich schließt«, erklärte Cullinane.
»Das klingt wie die Argumente der Imperialisten«, sagte der Engländer strahlend. »Wie das, weshalb man uns aus Indien hinausgeworfen hat.«
»Sie haben recht«, meinte Eliav. »Wenn Sie den Juden in Israel einzig und allein vom Standpunkt der Treuhandschaft sehen, bezichtigen Sie ihn fast schon des Imperialismus. Also müssen wir das moralische Recht in Erwägung ziehen. Da wir ihm dieses aber bereits zugestanden haben, möchte ich eine Frage stellen: Gibt es irgendeine Nation auf Erden, die mit dem Anspruch vor die Schranken der Gerechtigkeit treten kann, daß gerade sie als Musterbeispiel für das moralische Recht gelten kann? Wie war es
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