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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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er sah und hörte, erfüllte ihn mit tiefer Liebe für Ilana Hakohen, die gemeinsam mit Nissim Bagdadi einen Palmach-Trupp und Jugendliche aus Safad zu einem Zug ordnete, an dessen Spitze der kleine Esel geführt wurde. Ilana sang dabei das Lied, das den Geist der jüdischen Bewegung unvergeßlich ausdrückte -jener Bewegung, in der Mädchen wie Vered, die eigentlich noch Kinder waren, ihr Leben für die Freiheit zu opfern bereit waren:
    »Danile, Danile, Iß dein Bananile...«
    Es war die bettelnde Stimme einer ungeduldigen jüdischen Mutter, deren dicker kleiner Junge doch noch einen Bissen in sich hineinstopfen soll. Als Ilana diese jetzt eigentlich ganz unsinnige Weise sang, klang ihre Stimme wie die einer Mutter. voll Liebe und voll Freude, daß sie es bis Safad geschafft hatte. Am Mittwoch im Morgengrauen war man in den engen Gassen des jüdischen Viertels von Safad voll Hoffnung. »Die Soldaten sind gekommen!« Und die Juden, die sich noch am letzten Nachmittag gefragt hatten, ob das Massaker dem Exil vorzuziehen sei, faßten nun eine dritte Möglichkeit ins Auge: den Sieg. In der ganzen Stadt waren sie jetzt entschlossen, doch noch auszuhalten. Ganz Safad war voller Freude.
    Ganz Safad, ausgenommen die Synagoge der Aschkenasim, die Rebbe Itzik aus Wodsch leitete. Zehn alte Männer mit langen schwarzen Mänteln und Schläfenlocken standen in ihrem engen Innern und beteten. Am Nachmittag des Vortages hatten ihnen die Briten sicheres Geleit nach Acre angeboten. Sie aber waren gewillt, Safad nicht zu verlassen.
    Rebbe Itzik war ein dürrer, kleiner Mann, ein russischer Jude, der vor vierzig Jahren seine Getreuen von Wodsch nach Israel gebracht hatte, auf daß sie im Heiligen Land sterben und sich nicht, wenn der Messias kam, durch das schreckliche Dunkel der Erde von Rußland bis nach Erez Israel wühlen mußten. Durchdringend blaue Augen und buschige Augenbrauen hatte der Rebbe, lange weiße Locken und einen langen weißen Bart. Sein flacher Hut war pelzverbrämt, sein schlotterndes Gewand entsprach in jeder Einzelheit den Vorschriften, die man vor dreihundert Jahren den polnischen Juden auferlegt hatte. Seine Hände waren weiß und voller Runzeln. Er hielt sie gefaltet. Ein Junge stürzte in die Synagoge und rief: »Rebbe, Rebbe! Jüdische Soldaten sind gekommen. Ein ganzes Heer!« Aber der kleine Mann nahm die Nachricht nicht zur Kenntnis, sondern faltete seine Hände nur noch fester und neigte den Kopf. Seine neun Genossen taten ein Gleiches und preßten ihre Knöchel und Knie nur noch enger zusammen, wie der Talmud es vorschrieb. Sie beteten, daß die Kinder Israel geduldig sein mögen, wenn die Araber sie überfielen. Sie beteten, daß der HErr ihre Seelen zu Sich nehmen möge, wenn die langen Messer aufblitzten. Und sie beteten, daß sie bald mit unserem Lehrer Mose vereint seien, mit dem großen Akiba und dem sanften Rabbi Zaki, der Gottes Willen erkannt hatte.
    Nach einem Augenblick zuckte der Junge die Achseln und rannte davon, um seine gute Nachricht anderswo zu verkünden.
    ...Der Teil
    Was Cullinane betraf, so waren die Ausgrabungen nun vorübergehend eingestellt worden. Da erschien plötzlich ein Archäologenteam der Columbia-Universität - es nahm eine Ausgrabung der Ruinen von Antiochia in der südlichen Türkei vor -, um die Funde in Makor zu besichtigen. Bei einem Mittagessen im Kibbuz sagte der Direktor des ColumbiaTeams zur Freude aller: »Berichte über Ihre Arbeit hier werden bereits in Fachkreisen lebhaft erörtert. Wenn man bedenkt, daß die Schichten von den fernen Zeiten der Kreuzfahrer bis zu den Anfängen der Landwirtschaft zu verfolgen sind, ist anzunehmen, daß Ihre Arbeit einmal zu den klassischen Ausgrabungen gehören wird.«
    Cullinane nickte und sagte: »Wenn man zwei Mitarbeiter wie Eliav und Tabari hat, dann entgeht einem sicherlich kaum wesentliches Material.«
    »Sind Sie Araber, Mr. Tabari?« fragte einer der ColumbiaLeute. Cullinane überließ seinem arabischen Freund das Wort; als aber Tabari nur lächelte, erklärte er: »Wenn Sie mit arabischen Namen vertraut sind, werden Sie aufhorchen, wenn ich Ihnen sage, daß Mr. Tabaris wirklicher Name Dschemail ibn Tewfik ibn Faradsch Tabari ist. Seine Familie hat ihm diese Namen gegeben, um die Welt daran zu erinnern, daß er nicht nur der Sohn von Sir Tewfik Tabari ist, dem Wortführer der arabischen Gemeinschaft während der englischen Mandatsregierung, sondern auch der Enkel jenes großen Faradsch Tabari, des Statthalters von

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