Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Tabari sich um das Gepäck kümmern. Als Cullinane die beiden schließlich einholte, sahen er und Tabari, wie Vered lebhaft auf Eliav einsprach, hin und wieder offenbar von einer scharfen Erwiderung Eliavs unterbrochen, denn er deutete ständig mit seiner Pfeife auf sie wie ein Professor.
    »Glaubst du, daß diese Kohen-Geschichte die Heirat zunichte machen wird?« fragte Cullinane.
    »Irgend etwas wird’s schon. Denk bloß an die Stellung, die sie ihm angeboten haben. Er kann doch nicht am Montag den Posten antreten und am Dienstag eine geschiedene Frau heiraten.«
    »Was hältst du überhaupt von diesem dummen Zeug?«
    »Ich nehme die Sache ernst.«
    »Aber wie kann man so etwas ernst nehmen?«
    »Wenn man an die Geschichte denkt. Dreihundert Generationen etwa hat meine Familie hier gelebt. Und in dieser langen Zeit haben wir viele Menschen kommen und gehen sehen. Nur die Juden sind für immer hier hängengeblieben. Weil das Gesetz Gottes sie so fest zusammenschmiedet. Und heute stolpert unser lieber Eliav, einer der Helden während der Entstehung dieses Staates, über das gleiche Gesetz, das zu erhalten er sich so angestrengt hat.«
    »Wenn er nur etwas Mut hätte, könnte er mit dem nächsten Flugzeug in Zypern sein und sich den Teufel um die Regierung scheren.«
    »John, du redest, wie eben nur ein liberaler Katholik reden kann. Wenn der Papst dir eine Bestimmung aufzwingen wollte wie dieses Witwenverbot für Kohanim, würdest du dich nicht drum kümmern und nach Zypern fliegen. Und ich als Moslem würde es genauso machen. Aber siehst du denn den Unterschied nicht? Niemand zwingt Eliav dazu, dieses uralte Gesetz zu befolgen. Er selbst hat es getan, er selbst. durch die Gründung Israels. Natürlich hatte er nicht die Absicht, einen Staat zu errichten, in dem ein solches Gesetz Geltung haben sollte. Aber genau das hat er erreicht.« Die beiden verfielen in Schweigen, bis Tabari sagte: »Binnen zwei Wochen, John, bekommst du deine Frau. Sie wird Eliav nicht heiraten.«
    »Meinst du?« fragte Cullinane erwartungsvoll.
    »Und dann geht der Spaß erst richtig los. Aus einer sentimentalen Anwandlung heraus wirst du wahrscheinlich Vered auf dem Tell heiraten, mit den Kibbuzniks und dem alten Jussuf als Zeugen.«
    »Das könnte ein ganz hübscher Abschluß der Ausgrabung sein. Und du. in deinen Gewändern. machst den Brautführer.«
    »Das tät’ ich glatt«, lachte Tabari. »Aber hast du denn keine Ahnung? Daß in Israel solche Hochzeiten verboten sind?«
    »Was soll das heißen? Ich bekomme die Papiere von meiner Botschaft.«
    »Völlig unmöglich. Die Rabbiner sagen, daß kein Jude in Israel einen Christen heiraten darf. Niemals. Wenn du also der kleinen Vered deinen Antrag stellst, dann besorge dir auch gleich zwei Tickets nach Zypern. Denn hier kannst du nie und nimmer getraut werden.«
    »Das ist doch eine Schande!« rief Cullinane. »Wenn die katholische Kirche so etwas in Spanien versucht, schreibt die >New York Times< auf der ersten Seite darüber. Willst du damit etwa sagen, daß ich.«
    »Mir geht’s ebenso. Als Moslem könnte ich Vered auch nicht heiraten, und dabei tät’ ich’s ganz gern. Wir müßten auch nach Zypern fliegen. Das habe ich sogar schon einmal getan. als ich meine Frau heiratete. Sie ist eine arabische Christin. Und Christen und Moslems dürfen auch nicht heiraten.« »Nach dem, wie du da redest, müßte ja die Hälfte der Bevölkerung von Israel, wenn sie heiraten will, nach Zypern fliegen. Ich kann es einfach nicht glauben, daß die Rabbiner überhaupt diese Vorschriften erlassen haben. Vielleicht waren es die Fluggesellschaften.«
    Im vorderen Wagen war die Unterhaltung kurz und knapp. Vered sagte: »Du brauchst gar nicht so überlegen zu tun. Es gibt vieles in Amerika, was mir gefallen hat.«
    »Hast du amerikanische Juden kennengelernt?« fragte Eliav. »Ja. Und manche haben einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Juden, die Krankenhäuser    leiten. Juden, die für
    Bibliotheken, Museen und    Universitäten Stiftungen
    hinterlassen. Natürlich habe    ich auch die dicken,
    aufgedonnerten, wohlbestallten Witwen kennengelernt. Viele. Aber man hat uns den amerikanischen Juden in einem ganz falschen Licht gezeigt. Er kann auch außerordentlich bedeutend sein.«
    »Könntest du dort leben?« fragte Eliav.
    »Nein. Hier möchte ich leben. wo ich dazu beigetragen habe, eine Nation aufzubauen. Und ich möchte mit dir leben. Und bis Ende dieser Woche

Weitere Kostenlose Bücher