Die Quelle
haben. Und ich bin sicher, daß wir auch für Vered einen Lehrauftrag für archäologische Keramiken finden. Ich mache dieses Angebot, weil ich nicht will, daß ihr aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus eure Entscheidungen trefft.«
»Man hat mir bereits einen Lehrstuhl in Oxford angeboten«, sagte Eliav trocken. »Da Sie meine Geschichte kennen, werden Sie mir zugeben, wie verlockend das wäre.«
»Ich habe meinen Vorschlag nur gemacht, weil es für mich eine Ehrensache ist. Ich möchte Vered nicht heiraten, nur weil Sie nicht.«
In diesem Augenblick blickte Vered auf die Uhr. Sie zählte offenbar die Minuten, eine nach der anderen, bis sie sich schließlich erhob und ganz ruhig sagte: »Das letzte Flugzeug ist soeben abgegangen.« Sie schaute Eliav an, legte ihre Hände in die seinen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Ich habe mich so nach dir gesehnt«, sagte sie stockend.
Dann aber verlor sie ihre Fassung. Eliav war einfach nicht in der Lage, sie zu trösten. Da trat Cullinane sanft an sie heran und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Wir werden jeden Sommer nach Makor gehen«, sagte er. »Und wenn Eliav in Jerusalem entbehrlich ist, kommt er her und arbeitet mit uns.« Sie stieß ihn von sich und blickte ihn an wie einen Fremden. »Was sagst du da, John? Ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich nur einen Juden heirate.« Als sie dann aber seinen fassungslosen Gesichtsausdruck sah, stieß sie halblaut hervor: »Ach. hol’s der Teufel«, und stürzte aus dem Zimmer.
Ihr Verhalten schien unerklärlich, bis am Nachmittag um drei Uhr Paul J. Zodman unangemeldet in Israel auftauchte, in einen Wagen der UJA sprang und nach Makor raste. Er platzte ganz einfach in eine Wochenendbesprechung des
Mitarbeiterstabes und sagte knapp und deutlich: »Eine Woche lang habe ich mich aus dieser Angelegenheit herausgehalten. Nur um Doktor Eliav Zeit zu lassen, sich zu entschließen. Er hat Vered nicht geheiratet. Cullinane hat es auch nicht getan. Darum werde ich es tun. Sonntagmorgen.«
Nur Cullinane konnte etwas so Dummes sagen, wie er es jetzt sagte. Er starrte auf Vered, die nun wieder ganz gefaßt war und mehr denn je einer kleinen Astarte glich, die Augen keusch niedergeschlagen. Dann wanderte sein Blick zu Zodman - in seinem eleganten Anzug mit Fischgrätenmuster, sauber rasiert, von seiner Sache überzeugt und sehr eifrig. »Aber Sie sind doch schon verheiratet.«
»Ich war«, verbesserte Zodman.
»O mein Gott«, rief Cullinane. »Darum also haben Sie mir das Telegramm geschickt: >Kommen Sie nach Chicago Sie wußten, ich konnte nicht abkommen, und spekulierten darauf, daß Vered vielleicht.« Er sah, wie Zodman und Vered lächelten. Und da rief er: »Zodman, Sie sind ein Satan.« Der Geschäftsmann überhörte es und meinte wohlwollend: »Sehen Sie, John. Ich bin vor zwei Monaten als unverheirateter Mann hierhergekommen. Es waren noch zwei weitere unverheiratete Männer da. Sie und Eliav, die sich nicht im geringsten bemühten, eine bezaubernde Witwe. Darum habe ich sie nach Chicago geholt, um zu sehen, ob sie mich heiraten würde.« Er schwieg. Erst nach einer Weile fuhr er gelassen fort: »Sie hat >Nein< gesagt. Hat mir nicht einmal erlaubt, ihr den Hof zu machen. Sagte nur, sie sei mit Eliav verlobt. Wenn der sie aber wegen der Kohen-Angelegenheit nicht heiraten sollte, werde sie sich mit Ihnen, John, verheiraten, ganz gleich, ob sie nun Jüdin ist oder nicht.« Die Zuhörer erstarrten, selbst Vered. Sie sandte Zodmann einen flehentlichen Blick und sagte etwas vorwurfsvoll: »Darüber sollten Sie nicht
sprechen.« Aber Zodman fuhr fort: »Irgendwie habt ihr alles verkorkst. Und Sonntag werden Vered und ich heiraten und nach Chicago zurückfliegen.«
Cullinane sah von einem zum andern und sagte traurig: »Diese Ausgrabung geht genauso zu Ende wie die von Macalister in Geser. Mein Stellvertreter wird Regierungsmitglied. Meine Keramikexpertin fliegt nach Chicago. Tabari, du und ich, wir beide müssen diesen Tell ganz allein ausgraben.«
»Wir werden schon noch jemanden für euch bekommen«, meinte Zodman gutmütig. Aber wie Eliav es schon einmal gesagt hatte - es war gar nicht so einfach, Jude zu sein; dem Millionär aus Chicago sollte diese Tatsache noch sehr schmerzhaft bewußt werden. Er erklärte, er werde auf der Stelle mit Vered nach Jerusalem fahren, um die Heiratsgenehmigung einzuholen. Eliav mußte ihn jedoch daran erinnern, daß heute abend der Sabbat beginne und
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