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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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möchte ich alles geregelt wissen.«
    »Teddy Reichs Besprechung mit dem Premierminister.«
    »Ich möchte nicht, daß Teddy Reich oder sonst jemand irgend etwas damit zu tun hat. Ilan, du mußt es mir jetzt sagen: Heiraten wir? Wann heiraten wir?«
    »Aber kann ich etwas entscheiden, ehe ich nicht weiß, was mir Teddy Reich zu sagen hat?«
    »Ich stehe dir bei«, sagte Vered und reichte ihm ein Stückchen Papier. »Am Dienstag geht ein Flugzeug der Air France nach Zypern. Mittwoch eines von den Cyprus Airlines. Am Donnerstag BEA, und am Freitagmorgen El Al.«
    »Und vermutlich am Samstag noch eine andere Linie.«
    »Es wird keinen Samstag geben. und keinen Sonntag. nie mehr.« Sie faltete ihre Hände und blickte starr geradeaus. »Soll das ein Ultimatum sein?«
    »Das letzte Flugzeug, das für uns in Betracht kommt, fliegt am Freitagmorgen hier ab. Wenn wir es nicht schaffen.«
    ». heiratest du Cullinane? Einen Nichtjuden? Und gehst fort von Israel? Ich glaube nicht daran.«
    »Das können wir schnell auf die Probe stellen. Der Freitagmorgen kommt auf jeden Fall.«
    Schweigend fuhr Eliav in Richtung Akko. Dann fragte er unumwunden: »Wenn ich den Ministerposten aufgebe und einen Lehrstuhl annehme. in England. Amerika. würdest du mich heiraten?«
    »Ilan«, sagte sie weich, nahm ihre gefalteten Hände aus dem Schoß und umklammerte seinen Arm. »In der Nacht, in der Ilana starb, hätte ich an ihre Stelle treten sollen. In Akko, als ich dich mit meiner MPi herausgehauen habe. da habe ich es nicht getan, weil du ein guter Soldat warst. sondern weil du ein Mann warst, ein großartiger Mann, den ich schon damals geliebt habe.« Unter Tränen flüsterte sie: »Wir hätten schon vor sechzehn Jahren heiraten sollen, aber damals habe ich das noch nicht begriffen. Erst jetzt. Entscheide dich, Ilan. Ich bin es, die dir den Antrag macht. Heirate mich, jetzt.«
    Eliav krampfte die Hände um das Steuerrad und biß auf die Pfeife. Starr blickte er auf die Minarette von Akko und wendete dann den Wagen nach Osten zu, auf die Straße, die nach Damaskus führte. Er ließ den Augenblick der Entscheidung an sich vorübergehen. Und in den verschiedenen Flughäfen rund um die Erde wurden die Motoren der vier Maschinen überprüft, die noch diese Woche nach Zypern fliegen sollten. Frauen in Overalls fegten die Kabinen. Es war Montag. Über der Grabungsstätte lag Herbststimmung: Nur
    Jussuf war mit seiner zwölfköpfigen Familie noch dabei, die Installationen stillzulegen. Man sah es dem Alten an, daß er sich in Israel einsam fühlte. Seine Kinder lernten Hebräisch und hatten sich die Lebensgewohnheiten des Kibbuz zu eigen gemacht. Auch seine drei Frauen waren in Israel heimisch geworden; die Schwangere ging sogar ganz allein zum Arzt der Kupat-Cholim-Krankenkasse, um sich zeigen zu lassen, wie man seinen Säugling auf moderne Art pflegt. Die Mütter lernten von den Kindern Hebräisch, und der Patriarch blieb sich selbst überlassen - ein Mann, der fehl am Platz war in einer Welt, mit der er niemals Schritt zu halten vermochte. Seine elf Untertanen, die in Marokko so folgsam gewesen waren, hatten jetzt leichtes Spiel. Und seine Autorität war dahin. Ein paar Jahre noch, und der halbblinde alte Mann wird in Bitterkeit versinken, weil seine neue Heimat ihm seine Würde, seine Sprache und sein Fassungsvermögen genommen hat. Und am Dienstag wird ein Flugzeug der Air France nach Zypern starten - und nach Marokko.
    Ilan Eliav fand den alten, ständig einsamer werdenden Jussuf keineswegs lächerlich, denn er selbst fühlte sich ähnlich gefangen. Vered erwies sich als überraschend schwierig. Noch immer bestand sie auf einer sofortigen Antwort. »Das letzte Flugzeug geht am Freitag«, mahnte sie. Der Mittwoch kam und der Donnerstag, und die BEA-Maschine flog nach Zypern. Am Freitagmorgen erlebte Cullinane die beiden Menschen, die ihm so viel bedeuteten, in einer derartig ausweglosen Situation, daß er sich einmischen mußte, auch wenn er gegen seine eigenen Interessen verstieß. Er wartete, bis er sie beide im Keramikraum wußte. Scheinbar zufällig gesellte er sich zu ihnen und sagte: »Ich übertreibe wirklich nicht, aber was ihr beiden euch da antut, ist einfach nicht mehr mit anzusehen. Eliav, wenn Sie sich dazu entschließen, den Ministerposten aufzugeben und nach Zypern zu fliegen, verbürge ich mich persönlich dafür, daß Sie noch zehn Jahre hier in Makor arbeiten können und für den Rest Ihres Lebens einen Lehrstuhl in Chicago

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