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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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das Versteck informiert war. Deshalb war sie so ohne Hoffnung. Wie sollte er etwas finden, wenn niemand wusste, wo er suchen sollte?
    Das wiederum unterstützte die Annahme der Kommissarin. Der Entführer konnte Kemper nicht fragen. Aus welchem Grund auch immer.
    »Wenn das so ist - warum verlangt er nicht einfach ein Lösegeld für meine Frau, und es wird bezahlt? Das ginge doch, oder?«
    »Es ist schwierig, ja, aber es ginge.« Die Kommissarin sah kurz zum Staatsanwalt, der unmerklich den Kopf schüttelte. »Wenn jemand das Lösegeld nicht aufbringen kann, entscheidet der zuständige Minister oder Ministerpräsident eines Landes, ob das Geld bereitgestellt wird.«
    »Aber damit ist auch eine Bedingung verbunden«, sagte der Staatsanwalt. »Der Staat springt nicht einfach so ein. In solchen Fällen bestimmt die Polizei die Regeln der Übergabe.«
    Benn verstand. Man würde nicht einfach zahlen, sondern versuchen, den Entführer zu fassen. »Nichts darf meine Frau gefährden.«
    »Der Weg scheidet ohnehin aus«, mischte sich Berger ein. »Hier geht es um Milliarden. Das wissen die Auftraggeber und würden dem Entführer nie verzeihen, wenn er sie für ein paar Cent verrät. Sie würden ihn jagen. Dem Entführer wird das auch klar sein. Er will die Unterlagen, um das Geld von seinen Auftraggebern zu kassieren.«
    Benn sah zu Hagen. »Ergibt das Sinn?«
    »Wer den Patentantrag einreicht, dem wird das Patent zugeschrieben.« Hagen nickte. »So gesehen sind die Unterlagen wichtiger als Kemper selbst.«
    »Warum macht Kemper so ein Geheimnis um seine Unterlagen?«
    Hagen räusperte sich. »Kempers Erfindung widerspricht den physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Nach denen kann es seine Erfindung nicht geben.«
    »Was ist daran so besonders?«, wunderte sich Benn. »Jede große Erfindung schien unmöglich, bevor sie gemacht wurde.«
    »Um sich nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, sollte Kemper alles offenlegen. Professor Münch ist einer der anerkannten Fusionsforscher der Welt. Seine Expertise und erfolgreiche Experimente mit ihm hätten Gewicht. Aber Professor Münch dachte nicht daran, sein Ansehen einfach so aufs Spiel zu setzen. Bereits die Tatsache, dass er sich Kempers Experiment ansah, war ihm, ehrlich gesagt, nicht geheuer. Sie können sich nicht vorstellen, wie gefährlich es in der Wissenschaft ist, sich mit einem pathologischen Thema zu beschäftigen.«
    »Ich verstehe Sie immer weniger«, sagte Benn. »Sie sagen doch selbst, dass Tausende von Wissenschaftlern in den Industrienationen an der Energiegewinnung wie auf der Sonne forschen. In Garching, in Greifswald, in Caderache und wo auch sonst noch. Auch dieser Professor Münch. Warum ist ihm dann Kempers Erfindung nicht geheuer?«
    Hagen wand sich wie ein Aal.
    »Kempers Erfindung kommt ohne riesige, milliardenteure Fusionsreaktoren aus. Er gibt die Atomphysiker der Lächerlichkeit preis. Mit seiner Erfindung gibt es unbegrenzte Energie für alle. Aus Wasser. Aus dem Reagenzglas.«

Kapitel 26
    FORSCHUNGSZENTRUM
     
    Kami-Passang saß in dem wohltemperierten Konferenzsaal und schwitzte vor Nervosität.
    Von allen Teilnehmern, die nach den ganzen Besichtigungen und Präsentationen an dieser Konferenz teilnahmen, saß ihm der wichtigste direkt gegenüber und starrte ihn nun seit Minuten schweigend mit seinen dunklen, hellwachen Augen an.
    Energieminister Morgan Chao war Wissenschaftler. Und Nobelpreisträger. Seine chinesischen Eltern waren nach dem Studium in den USA geblieben. Chao hatte Physik studiert und an den verschiedensten Universitäten des Landes Energieforschungsprogramme geleitet. Sein Urteil würde alle anderen Meinungen beeinflussen. Es war entscheidend.
    »Und nichts ist getürkt?«
    »Nichts ist getürkt. Dafür bürge ich«, mischte sich Brown mit energischer Stimme ein, der die Expertenrunde düster beobachtete.
    »Brown!«
    Dieses eine Wort von General Jackson reichte, um Brown wieder in sein brütendes Schweigen versinken zu lassen.
    General Jackson war Browns Vorgesetzter. Der General war mit dem Energieminister angereist und vor der Konferenz heftig mit Brown aneinandergeraten. Kami-Passang war in einem Nebenraum unfreiwilliger Zeuge der lautstarken Auseinandersetzung gewesen, in der Brown seinem Vorgesetzten Verrat am eigenen Land vorgeworfen hatte. Der General hatte daraufhin minutenlang ununterbrochen getobt.
    »Was meinen Sie, meine Herren Skeptiker?«
    Der Energieminister überging den barsch vorgetragenen Einwand von Brown und sah

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