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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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restauriert worden. Aber Benn hatte keinen Blick für die Postkartenidylle mit den gotischen Backsteinbauten und Bürgerhäusern in den Farben gebrannter und glasierter Ziegel.
    »Ich weiß auch nicht mehr!«, erwiderte Ela Stein.
    Sie eilte auf die vor dem Hotel wartende Limousine zu, riss die hintere Beifahrertür auf und kletterte hinein. Benn war noch am Zuziehen der Tür, da fuhr der Fahrer schon mit eingeschaltetem Blaulicht los.
    Im Kommissariat lotste ihn die Kommissarin an der Eingangskontrolle vorbei und führte ihn in ein zweckmäßig möbliertes Büro.
    Der Staatsanwalt stand am Fenster des Büros und starrte durch die Scheibe. Berger saß rauchend auf einem Stuhl in der dunkelsten Raumecke, während der wieder elegant gekleidete Hagen am Schreibtisch saß und auf ein Handy starrte, das vor ihm auf der Tischplatte lag.
    »Wie geht es meiner Frau?«
    »Hat er nicht gesagt. Er will Sie sprechen!«, erwiderte Berger.
    »Haben Sie ihn gefragt?«
    »Er hat nur gesagt, dass er Sie sprechen will.«
    »Wann ruft er an?«, fragte Benn.
    »Wann er will.« Berger zog gelassen an seiner Zigarette. »Er bestimmt die Regeln!«
    Die Minuten zogen sich. Benn lief unruhig im Raum auf und ab, immer wieder auf das Handy starrend.
    »Wir sollten ein paar Verhaltensregeln für den Anruf durchsprechen«, murmelte die Kommissarin schließlich.
    »Quatsch.« Berger sah nicht einmal auf. »Es gibt keinen Strom und somit keine Möglichkeit, den Anruf zu verfolgen.«
    »Durch geschicktes Fragen können wir wichtige Details erfahren.«
    Berger sah die Kommissarin abweisend an. »Meinen Sie, Ihre Schnellinstruktion macht aus Ziegler einen kaltblütigen, gewieften Fragesteller? Sehen Sie ihn sich an. Er ist nervös, in Gedanken bei seiner Frau, weiß nicht, was auf ihn zukommt. Er ist also vollkommen normal. Wenn wir erfahren, was der Kerl will, sind wir schon ein Stück weiter. Dann machen wir den nächsten Schritt.«
    »Wieso kann er überhaupt anrufen?«, fragte Benn.
    »Er benutzt Kempers Satellitentelefon.« Hagen hob schief lächelnd den Kopf. »Und das hier ist auch ein Satellitentelefon. Und da Kemper mich auf diesem Telefon nach seiner Rettung angerufen hat, musste der Kerl nur die Wahlwiederholung drücken, um mich zu erreichen.«
    »Dann habe ich ja Glück gehabt, dass Sie hier sind.«
    Das Telefon klingelte.
    »Sie werden noch viel mehr Glück brauchen«, sagte Berger in das Klingeln hinein und drückte seine Zigarette auf der Fensterbank aus, um sich gleich eine neue anzuzünden.
    Benn konnte es kaum erwarten, dass Hagen zum Telefon griff, sich meldete und ihm das Handy reichte.
    ****
    »Benn Ziegler?«
    »Der bin ich.« Benn kam sich seltsam albern vor, weil er nicht einfach mit »Ja« geantwortet hatte.
    »Ich habe Ihre Frau entführt. Moment.«
    Benn dachte schon, die Verbindung sei abgebrochen, denn es war eine Zeitlang still, doch dann hörte er ihre Stimme.
    Sie flüsterte seinen Namen. Fragend, vorsichtig, als könne sie nicht glauben, dass sie mit ihm sprach, ihn hören würde.
    »Benn - bist du das? Hörst du mich?«
    Francescas Stimme klang flach, hilflos und ängstlich. Der raue Unterton, der ihre Stimme seltsam kratzend erscheinen ließ, alarmierte ihn.
    Für einen Moment war er sprachlos. Die Furcht vor dem, was er vielleicht hören würde, lähmte ihn.
    »Hallo Liebes - ich ... wie geht es dir?«, stammelte er schließlich. »Halte durch! Ich mache mir Sorgen um dich ...«
    »Ich darf nur zwei Sätze sagen. Liebster - mir geht es gut! Er sagt, wenn du nicht tust, was er will, bringt er mich um!«
    »Das reicht«, schallte die Männerstimme in Benns Ohr. »Sie haben Ihre Frau verstanden?«
    Benn kämpfte mit den Tränen, brachte nur ein krächzendes »Ja« über die Lippen.
    »Schön. Dann will ich Ihnen noch etwas sagen unter uns Männern. Ich werde es auf die ganz dreckige Tour machen - wenn ich es denn schon tun muss. Sie verstehen, was ich meine?« Der Entführer schickte seinen Worten ein hässliches Lachen hinterher.
    »Ich werde alles tun, was Sie verlangen!« Benn glaubte, ihm platze der Kopf. Er überlegte nicht. Er sagte es einfach.
    »Sie wissen ja noch nicht einmal, was ich von Ihnen verlange.«
    »Das ist egal. Ich werde es tun.«
    »Dann hören Sie genau zu. Ich werde Sie über dieses Telefon immer wieder kontaktieren. Nehmen Sie es also an sich und sorgen Sie dafür, dass Sie genug Akku haben. Schalten Sie es alle sechs Stunden für fünf Minuten ein. Ich will immer nur mit Ihnen reden. Haben

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