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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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der Kommissarin, die auf der anderen Straßenseite am Ufer der Seine stand und sich streckte.
    Dann meldete er sich.
    Der Entführer gab sich keine Mühe, sein Misstrauen zu kaschieren. Mit lauerndem Tonfall erinnerte er Benn daran, dass seine Frau jede noch so kleine Lüge ausbaden müsse.
    »Wo sind Sie?«, fragte der Entführer dann.
    »Ich bin in Paris. Irgendwo im östlichen Teil der Innenstadt. Vor mir sehe ich einen mächtigen Bau, wie eine Pyramide.«
    Der Entführer schwieg kurz. »Und weiter?«
    »Das ist doch schon was, oder? Was? ... Wie ich das geschafft habe ...?« Benn öffnete mehrmals den Mund, aber er kam nicht zu Wort, weil der Entführer seine Zweifel in erneute Drohungen gegen seine Frau münzte.
    »Natürlich habe ich es nicht allein geschafft«, sagte Benn, als der Entführer wieder fragte, wie er nach Paris gekommen war. »Die Vorbereitungen haben bis in den späten Nachmittag gedauert, dann hat mich ein Polizeihubschrauber von Greifswald ins Saarland bis dicht an die französische Grenze gebracht, wo der Wagen für mich bereitstand, mit dem ich jetzt in Paris bin.«
    Benn hörte die nächste Frage des Entführers.
    »Allein? Nein, ich bin nicht allein unterwegs. Mich begleitet eine junge Kommissarin.« Benn sah Ela Stein an, die nun neben ihm stand. »Glauben Sie ernsthaft, man würde mich tatsächlich allein fahren lassen? Nein, ich verheimliche Ihnen nichts. Ich bin in Paris.«
    Trotz der neuerlichen Nachfrage schien es Benn, als schenke der Entführer ihm nach und nach Glauben. Schließlich wollte er wissen, wie Benn weiter vorgehen würde.
    »Das kann ich Ihnen noch nicht genau sagen. Wir wollen diesen Timo Moritz treffen und werden deshalb zur Internationalen Energieagentur fahren. Alles andere werden wir sehen. Beim nächsten Anruf weiß ich sicherlich mehr.«
    Bevor der Entführer etwas darauf sagen konnte, schob Benn die Frage nach, die ihm die ganze Zeit auf der Zunge lag. »Wie geht es meiner Frau? Ich will sie sprechen.«
    Schlagartig war die Verbindung unterbrochen.
    Miese Sau, dachte Benn und starrte wütend auf das Satellitenhandy.
    »Er will nur zeigen, wie viel Macht er hat«, sagte Ela Stein.
    Ihr Blick und ihre Bemerkung sollten aufmunternd wirken, aber Benn musste einfach seinen Ärger loswerden.
    »Ich brauche keine psychologischen Analysen.«
    Ela Stein drehte sich wortlos um.
    Benn spielte einen Moment mit dem Gedanken, den Entführer anzurufen. Doch dann schaltete er das Handy aus und setzte sich wieder ans Steuer.
     
    »Das muss die Metrostation sein. Wir sind da.« Benn verlangsamte die Geschwindigkeit des Wagens.
    Ihr Treffpunkt, die oberirdische Metrostation Bir-Hakeim, lag unmittelbar hinter der gleichnamigen Brücke am südlichen Ufer der Seine, keinen halben Kilometer vom Eiffelturm entfernt.
    »Da vorne steht tatsächlich jemand und winkt uns zu«, sagte die Kommissarin mit leichter Verwunderung in der Stimme. »Schön, dass das so reibungslos klappt.«
    »Sie scheinen Ihren eigenen Leuten wenig zuzutrauen«, sagte Benn.
    »Man wird Sie in Paris erwarten. Wir geben das Kennzeichen Ihres Wagens durch. Dort sehen Sie weiter«, hatte Berger zu ihm gesagt, als er in den Hubschrauber geklettert war.
    Benn lenkte den Wagen an den Bordstein.
    »Ich kenne unser Innenleben.«
    Die Kommissarin ließ die Seitenscheibe herunter, und der wartende Mann trat an den Wagen heran. Er beugte sich herab und murmelte einige Worte, auf die Ela Stein eine kurze Antwort gab.
    Benn verstand nur die Worte »Deutsche Botschaft«, dann richtete sich der schmächtige Mann wieder auf, öffnete die Hecktür und stieg in den Wagen.
    »Wellens ist mein Name. Willkommen in einer toten Stadt. Mein Gott, allmählich bricht alles zusammen. Und das nur, weil der Strom fehlt. Wer hat Paris je so erlebt? Normalerweise herrscht hier pralles Leben. Alles voller Touristen, die zum Eiffelturm wollen.«
    »In Deutschland sieht es nicht anders aus«, sagte Ela Stein.
    »Immerhin hat Sie die Nachricht erreicht, mit welchem Wagen wir kommen.« Benn musterte Wellens im Rückspiegel.
    »Die letzten Reserven sind eigentlich dem Funkverkehr in Krisenfällen vorbehalten. Für Diplomatennachrichten, Geheimdienstberichte. Für die nationale Sicherheit eben.« Wellens lächelte verschmitzt. »Dass in solch einer kritischen Situation Ressourcen für die Polizei abgezweigt werden, ist ein kleines Wunder ...«
    Wellens' neugierige Blicke reizten Benn.
    Ihm war einerlei, ob der Mann einfacher Botschaftsangehöriger oder

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