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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Geheimdienstmann war. Und ihm war auch einerlei, ob ihr Kommen über das Funknetz eines Geheimdienstes oder über die Bundeswehr nach Paris gelangt war. Und wenn im Keller der Botschaft irgendjemand auf einem Fahrrad saß und strampelte, um den Strom für den Funkverkehr zu erzeugen, so war ihm auch das egal.
    »Sie wissen, wo wir hinwollen?«, fragte Benn daher unwirsch.
    »Gleich um die Ecke.« Wellens blieb gelassen. »Dort hat die International Energy Agency ihr Bürogebäude. Rue de la Fédération. Das sind nur ein paar Schritte. Nächste Querstraße. In Richtung Eiffelturm. Aber leider muss ich Ihnen sagen, das wird Ihnen nicht helfen.«
    »Darauf wollte ich gerade hinaus. Ist da überhaupt jemand?«, fragte Benn, der sich daran erinnerte, dass sie bei ihrer Abreise davon ausgegangen waren, dass der Stromausfall bis zu ihrer Ankunft behoben sein würde. »Ich meine, können die überhaupt arbeiten ohne Strom?«
    »Das ist das Problem. Auf so lange Ausfallzeiten ist kaum jemand vorbereitet. Im Grunde kann man sich darauf ja auch nicht vorbereiten. Selbst die Stromunternehmen mit ihren unabhängigen Notfallsystemen haben mittlerweile Schwierigkeiten, ihre Reparaturtrupps zu erreichen. Fast die gesamte Kommunikation hängt derzeit an Satellitenhandys und gefüllten Akkus. Und jeder, der Sonnenkollektoren auf dem Dach hat und seine Stromversorgung selbst sicherstellen kann, ist ein kleiner König.«
    »Wir werden Timo Moritz dort also nicht antreffen.«
    »Ganz sicher nicht. Wie soll er denn an seinen Arbeitsplatz gekommen sein?« Wellens hob die Hände. »Keine Metro fährt, Autos und Busse können kein Benzin tanken. Er wird daher eher zu Hause im Bett liegen und faulenzen.«
    Benn sackte innerlich zusammen. Dass der Stromausfall so lange andauern würde, hatten sie nicht bedacht. Jetzt waren sie in Paris und doch keinen Schritt weiter.
    »Und was nun?«, fragte Benn.

Kapitel 29
    PARIS
    »Wir fahren zu seiner Wohnung«, sagte Wellens gelassen.
    »Sie wissen, wo er wohnt?«, fragte Benn überrascht, der sich nur daran erinnerte, dass Moritz in der Energieagentur arbeitete.
    »Ich bin vorbereitet. Wie sieht es mit Ihren Benzinreserven aus?«
    »Schlecht«, antwortete Benn und erhoffte sich noch mehr Informationen. Aber der Botschaftsangehörige schien nicht sagen zu wollen, woher er die Adresse von Timo Moritz kannte. »Nach der langen Fahrt.«
    »Ich zeige Ihnen, wo Sie Ihren Wagen parken. Gleich hier an der Seine. Heute gibt es hier massenhaft Parkplätze. Wir nehmen den Wagen, in dem ich hergekommen bin.«
    Benn wendete den Wagen und fuhr die wenigen Meter zur Seine zurück. Wellens dirigierte ihn an der Uferstraße entlang zu den Parkbuchten, wo er sein Auto abgestellt hatte.
    »Packen Sie alles um. Rucksäcke, Proviant - was immer Sie dabeihaben. Der Wagen wird später abgeholt. Haben Sie gehört?«
    Benn stand auf der Straße und sah hinunter zur Seine. An den Uferstellen, an denen das Wasser leicht zu erreichen war, erblickte er Menschengruppen. Einige der Gestalten standen in gebückter Haltung im Wasser des Uferbereichs, und für Benn sah es so aus, als würden sie mit bloßen Händen Fische fangen wollen.
    »Wir haben heute praktisch den dritten Tag ohne Strom. Alle Grundversorgungen sind ausgefallen. Kein Wasser, keine Klospülung - nichts. Die Leute waschen sich in der Seine. Ein paar sind dabei schon ertrunken. Gestern ist das richtig losgegangen.«
    »Unglaublich«, sagte Benn. Einige der Gestalten waren nackt und tauchten ganz ins Wasser ein.
    »Wieso? Niemand weiß, wie lange das noch dauert. Das Mineralwasser wird zum Trinken gehortet.«
    »Was ist das?« Benn sah, wie eine Frau erregt die Arme hob und aus dem Wasser sprang.
    »Was macht man, wenn das Klo nicht mehr funktioniert? Entweder man nimmt sich etwas Papier und macht im Freien einen Haufen wie ein Hund. Was glauben Sie, wie die Grünanlagen aussehen? Oder man nimmt sich einen Eimer, macht sein Geschäft und entsorgt es, bevor es in der Wohnung zu sehr stinkt. Ich vermute, ihr ist da etwas entgegengeschwommen.«
    Benn war froh, dass er vor dem Abflug noch einmal Gelegenheit bekommen hatte, sich mit ein wenig Wasser zu waschen, als das Greifswalder Kommissariat vom Technischen Hilfswerk mit einigen Kanistern Wasser versorgt worden war.
    Benn und Ela Stein gingen zum Wagen zurück und klaubten rasch ihre Sachen im Innenraum zusammen. Dann trugen sie ihre Rucksäcke zum Kofferraum des anderen Fahrzeugs.
    »Wenigstens haben Sie vorgesorgt.«

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