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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Präsidentenwahl. Aber das werden wir uns nicht bieten lassen!«
    Kami-Passang schwieg. Es gab nichts zu sagen. Er wusste immer noch nicht, was sie von ihm wollten, aber den Mechanismus kannte er. Alle mussten zusammenstehen. Patriotismus über alle Parteien hinweg.
    »Wir brauchen einen Knaller.« Der Energieminister sah Kami-Passang ernst an. »Einen Knaller, der die Russen zur Besinnung bringt. Sie müssen wissen, dass wir ein Teil ihrer Zukunft sind. Dieser Knaller muss interessanter sein, als alles Geld der Chinesen. Damit die Russen doch noch den Vertrag mit uns unterzeichnen.«

Kapitel 35
    PARIS
     
    Benn warf von der Tür aus einen letzten Blick auf Timo Moritz und sprintete den Gang zurück, den er gekommen war. Als er die milchigweiße Gangtür erreichte, besann er sich und steckte zunächst den Kopf durch den Türspalt, auch wenn er am liebsten weitergerannt wäre.
    Seine Befürchtung bestätigte sich.
    Der Polizist stand bei den beiden Frauen und hörte mit schräg gelegtem Kopf zu, was ihm die Freundin von Timo Moritz berichtete. Benn reckte den Kopf in der Hoffnung, dass ihn Ela Stein sehen würde. Aber die Kommissarin hatte sich dem Polizisten zugewandt.
    Sie mussten weg.
    Benn zog den Kopf zurück. Dann eilte er zurück, riss erneut die verschiedenen Türen auf, bis er einen weißen Arztkittel fand, den er sich überstreifte. Der Kittel war zwar zu eng, spannte an den Schultern und ließ sich nicht zuknöpfen, aber für die kleine Ablenkung musste es reichen, um unerkannt an dem Polizisten und der jungen Französin vorbeizukommen.
    Benn eilte zurück zur Tür und zog sie auf.
    Er hatte kaum ein paar Schritte in den Raum getan, da packte ihn bereits eine Hand am Unterarm, und eine tiefe Stimme dröhnte ihm entgegen. Benn versuchte sich zu befreien, aber die Hand ließ sich nicht abschütteln.
    Die Männerstimme dröhnte noch lauter als zuvor.
    »Lass los!«, zischte Benn und versuchte weiterzugehen.
    Die Hand lag wie ein Schraubstock um sein Handgelenk. Benn löste den Blick von dem Polizisten, den er die ganze Zeit beobachtet hatte, und wandte sich dem Mann zu.
    Der Franzose war untersetzt und bullig. Er trug ein Muskel-Shirt und eine Lederhose, an der silbrig glänzende Ketten hingen. Seine mächtigen Arme waren über und über mit Tattoos bedeckt, die offensichtlich auf dem kahl geschorenen Kopf begannen und über den Hals und die Schultern hinunter zu den Armen wanderten.
    Die Augen des Mannes funkelten vor Hass, während er Benn anschrie und dann mit seiner freien Hand auf die Liege zeigte, die neben ihm stand.
    Auf der Liege lag ein junger Mann, vielleicht zwanzig, während Benn den schreienden Mann auf Mitte vierzig schätzte. Ihre Gesichtszüge ähnelten sich.
    Der junge Mann lag mit geschlossenen Augen da und hatte immer noch den Motorradhelm mit hochgeklapptem Gesichtsschutz auf dem Kopf. Benn wurde schlecht, denn dem jungen Mann war das rechte Bein unter dem Knie halb abgerissen worden.
    Knochensplitter des zertrümmerten Schienbeins ragten aus dem Fleisch, und das Oberflächengewebe an der Wade schimmerte gelbweißlich, während an anderen Stellen blutige Muskelmasse in Fetzen herunterhing.
    Das Bein war abgebunden und nur wenig Blut sickerte aus den aufgerissenen Adern.
    »Sie wollen meinem Sohn nicht helfen? Sie Unmensch!«
    Der Mann schrie Benn unentwegt an, und als Benn hilflos zurückschrie, rastete der Mann vollkommen aus. Er ließ Benns Arm los und holte mit einer weiten Bewegung aus.
    Mittlerweile hatte das Geschrei fast alle Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Benn konnte den Polizisten nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu ihm stand, aber auch er würde wie die anderen herübersehen. Und die Freundin von Timo Moritz natürlich auch. Gleich würde man ihn entdecken.
    »Ich bin kein Arzt! Ich kann Ihnen nicht helfen!«, schrie Benn und blockte den wilden Schwinger des Mannes mit seinem linken Unterarm ab. Gleichzeitig traf er den Mann mit den gekrümmten Fingerknöcheln auf dem Brustbein.
    »Warum helfen Sie nicht? Sie sind Arzt! Sie müssen helfen!« Der Mann verstummte kurz, schnappte nach Luft, wandte sich an die Umstehenden. »Seht ihr ... mein Sohn verblutet, und er hilft nicht! Helft mir!«
    Benn ruderte mit den Händen und drängelte sich zwischen den Menschen hindurch, von denen ihn einige wütend anschrien, aber sofort zurückwichen, als er ihnen drohend die Fäuste entgegenstreckte.
    Hinter ihm heizte der Mann mit seinem Geschrei die Stimmung weiter auf. Benn warf einen

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