Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
sich bei einer einzelnen Explosion automatisch selbst versiegelt hätten, nicht mehr von dieser Schutzfunktion profitieren konnten, weil es zeitgleich an drei verschiedenen Stellen zu einem Angriff kam.
Busch schaute auf die Armbanduhr. Ihm blieben noch fünf Minuten, bis er losschwimmen und sich in Sicherheit bringen musste. Er betete, dass Michael seinen Vater gefunden hatte, denn wenn die Sprengsätze erst explodierten, würde man niemanden mehr retten können, der sich dann noch auf Gottes Flüstern befand.
Simon bog im Unterdeck um eine Ecke. Er lief geduckt und hielt sich nahe an der Wand. Zwei Wachmänner kamen ihm auf dem Korridor entgegen, bemerkten ihn aber nicht. Simon fand und öffnete eine Seitentür aus Metall, hinter der sich die Quartiere der Crew befanden. Darin war es eng und dunkel. Fünf Wachen schliefen; ihre Waffen lagen neben ihnen wie Kuscheltiere.
Lautlos schloss Simon die Tür und zog eine kurze Kette aus der Tasche. Er schlang sie geräuschlos um Türkolben und Türgriff, sodass die Tür nicht mehr geöffnet werden konnte. Dann lief er weiter zum Heck des Schiffes. Er fand den Maschinenraum, öffnete langsam die schwere Metalltür und glitt hindurch.
Die zwei Motoren waren gewaltig; jeder von ihnen besaß die Größe eines kleinen Lastwagens. Der Raum war makellos sauber; der graue Boden schimmerte, als wäre er gerade erst frisch gestrichen worden. Obwohl sie im Leerlauf liefen, brummten die Motoren. Die kleineren Motoren der Flossenstabilisatoren am Heck drehten sich im Gleichklang mit denen am Bug, wodurch das Schiff seine derzeitige Lage halten konnte, ohne dass ein Anker geworfen werden musste. Es war niemand da; im Zeitalter der Automatisierung brauchte man hier keine Besatzung. Der Computer an der Seitenwand erfüllte die Aufgabe, sämtliche Operationen zu überwachen.
Doch Simon vermutete, dass die Leute auf dem Schiff der Automatisierung nicht ganz und gar vertrauen würden. Seine Befürchtungen bestätigten sich, als er plötzlich die Mündung einer Pistole auf seinem Hinterkopf spürte.
Der Mann gab keine Befehle und fragte auch nichts, drückte seine Pistole nur fest gegen Simons Schädel. Simon hörte, wie der Mann sein Funkgerät bediente und den Kapitän rief, aber Simon wusste, dass der Bursche sich vergeblich mühte; sein Frequenz-Scrambler vereitelte jede Kommunikation.
Die Zeit schien still zu stehen, als die beiden Männer im Maschinenraum standen. Simon wusste, dass sie nicht hier bleiben konnten. Wenn die Sprengsätze explodierten, würde dieser Bereich hier zuerst überflutet. Sie würden die Ersten sein, die starben.
Stephen Kelley lief durch den Salon hinaus aufs Achterdeck. Die.357er Magnum des Wachmanns mahnte ihn, ja nicht zu rennen. Michael, der seinen Rucksack immer noch über die Reling hielt, erblickte Stephen und war glücklich, dass er noch lebte, zugleich aber beunruhigt: Stephens Schulter war noch immer ruhiggestellt. Allerdings hielt Susans provisorische Feldlazarett-Versorgung besser, als er erwartet hatte. Michael sah das Feuer der Wut in den Augen seines Vaters; es war genau das Gefühl, auf das Michael gehofft hatte.
»Sag mir bitte nicht, dass du dieses Ding an Bord gebracht hast, Michael«, sagte Stephen.
Michael antwortete nicht, blickte seinen Vater nur an.
»Halte es nicht für Selbstmitleid, was ich sage. Aber glaub mir – weder mein Leben noch das eines anderen Menschen ist es wert, gegen das Ding da eingetauscht zu werden.«
»Offensichtlich ist er anderer Meinung«, sagte Julian und ging zur Seitenreling, wo Michael stand und den Rucksack über das Meer hielt.
»Geben Sie mir die Schatulle.«
Michael reagierte nicht, hielt den Rucksack weiterhin über das dunkle Meer tief unter ihnen.
»Kadrim!«, rief Julian nach seinem Wachmann.
Als folgte er einem Drehbuch, hob der Wachmann die Pistole und hielt sie Stephen gegen die Schläfe.
»Drei Sekunden.«
Michael blickte zu Stephen hinüber, der leicht den Kopf schüttelte. Als Michael das sah, wusste er, dass ihm keine Wahl blieb.
Er reichte Julian den Rucksack.
Der Italiener griff in die Tasche wie ein Kind am Weihnachtsmorgen und holte die goldene Schatulle heraus. Er hielt sie hoch und lachte voller Triumph.
»Kadrim«, sagte er dann.
Der Wachmann ließ die Pistole sinken.
»Nein, nein, du sollst die Waffe nicht herunternehmen. Töte sie beide.«
Michael blickte auf Julian, dessen Sinnen und Trachten nur noch der Befriedigung seiner Gier galt und der verzückt auf die
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