Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
und beobachtete, wie die letzten brennenden Überreste des Fischerbootes versanken. Er starrte nach oben auf den Mond und warf sich dabei sein Gewehr über die linke Schulter.
Wie aus dem Nichts griff aus den Tiefen des Meeres eine schwarze Gestalt nach ihm, packte seine Beine und zog ihn hinunter ins dunkle Wasser. Der Mann hielt den Atem an, als er versank, doch so sehr er sich auch mühte, das Wasser drang in seine Lungen.
Simon kletterte durch die Steuerbordluke an Bord, zog seine wasserdichte Tasche hinterher, nahm seine Waffen heraus und schnallte sie sich um den Körper. Wieder griff er in die Tasche und zog eine große graue Schachtel heraus, deren magnetisches Rückenteil er in der hinteren Ecke des Raumes am Rumpf des Schiffes befestigte. Dann legte einen Schalter um. Im gleichen Moment sandte ein Frequenz-Scrambler ein nicht nachweisbares Signal in die Atmosphäre, störte sämtliche Funkübertragungen und machte das Schiff damit stumm und taub für die Welt draußen.
Nachdem sie sich zuerst in die Kombüse des Fischerbootes zurückgezogen hatten, waren Simon und Busch durch eine Seitenluke im vorderen Steuerbordbereich gleich wieder nach oben geklettert und ins Wasser gesprungen. Dann hatten sie ihre Tauchausrüstung angelegt, waren abgetaucht und hatten sich in der Tiefe im Schutz von Gottes Flüstern aufgehalten, als das Fischerboot explodiert war.
Simon stand auf und schaute sich in dem großen offenen Raum um. Er ging in eine Ecke und blickte hinauf zu einem sechs Meter langen Beiboot, das an der Deckenreling hing. Es war ein weißes Boot mit einem großen Außenbordmotor, dafür gebaut, um Passagiere zwischen Küste und Schiff hin und her zu transportieren. Simon griff nach oben, zog am Ausrückhebel und beobachtete, wie das Boot an der Deckenleiste zur Steuerbordluke glitt. Als es die offene Tür erreichte, drehte die Leiste sich in die Nacht hinein, kippte leicht nach unten und setzte das Boot sanft auf das nächtliche Wasser. Simon löste es von seiner Deckenbefestigung und ließ die Führungsschiene zurückfahren. Anschließend versetzte er dem Boot einen leichten Stoß, sodass es aufs Wasser hinaustrieb. Dann überprüfte er seine Waffen und machte sich auf den Weg in den Bauch des Schiffes.
Busch schwamm unter der Wasseroberfläche des dunklen Mittelmeeres. Das Licht seiner Tauchlampe vermochte ihn unter dem gewaltigen Rumpf von Gottes Flüstern nicht zu trösten. Er hasste es, alleine zu tauchen; das hatte er zum letzten Mal als Teenager getan. Doch hier war er nicht nur allein, er war auch von völliger Dunkelheit umgeben und hatte keine Ahnung, was sich hinter oder unter ihm befand. Es war die Furcht, die Hand in Hand mit dem Bewusstsein entstand, dass sich unter ihm fast vier Kilometer Nichts befanden, die ihn vom Grund des Meeres trennten. Es war das Gefühl, in einer trostlosen einsamen Hölle in der Falle zu sitzen, verdammt zu sein zu ewiger Todesangst. Busch hatte die oberste Regel des Tauchens stets befolgt: Tauche nie allein. Nur hatte er jetzt keine Zeit für Regeln, wenn sie sich die Hoffnung bewahren wollten, Michaels Vater zu retten. Regeln sollten da ihre letzte Sorge sein.
Busch schwamm an dem dunklen Schiffsrumpf entlang. Sein Licht wies ihm den Weg. Er inspizierte den Rumpf dreimal vom Bug bis zum Heck. Buschs Vater war Fischer, der sich auf dem Atlantik abrackerte, wie es vor ihm sein Vater getan hatte; von daher kannte Busch sich mit Booten aus – mit der Bauart und, was im Moment noch wichtiger war, mit ihren Schwächen. Er wusste genau, wonach er suchte, und fand es schließlich. Er klemmte die Lampe an seine Tarierweste, griff in seine Tauchtasche und zog ein großes, kegelförmiges Gerät heraus. Dann nahm er seine Lampe, leuchtete damit am Bug entlang und befestigte das Gerät mittels der magnetischen Halterung an einer Schweißnaht. Michael hatte den Sprengsatz gebaut. Er hatte aus geschmiedeten Eisenstücken drei Halbschüsseln gefertigt und sie mit Semtex gefüllt. Die Wucht der Explosion würde nach innen gelenkt, sodass sie sich nahezu verdoppelte und dem Schiff den größtmöglichen Schaden zufügte.
Busch schwamm rasch nach achtern und befestigte den zweiten Sprengsatz an der Vernahtung des Hecks, bevor er zur Mitte zurückschwamm und die letzte Bombe an der Backbord-Vernahtung festmachte. Jede war so positioniert, dass sie den Schiffsrumpf an seinen empfindlichsten Stellen zum Bersten bringen würde, was zugleich dafür sorgte, dass Schiffsbereiche, die
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