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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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kleiner und kleiner und zerplatzte schließlich zu grauem Staub. Kanura machte einen Satz zurück und riss den Kopf hoch, um nichts davon abzubekommen. Dann starrte er auf den Boden, wo das Wesen gelegen hatte. Es war vollständig verschwunden. Selbst das Blut war fort, als wäre es nie da gewesen. Nur ein wenig grauer Staub lag noch auf den Fliesen.
    Kanura versuchte das, was er eben erfahren hatte, zu deuten. Doch es war so seltsam und unzusammenhängend, dass er nicht wusste, was er mit den Informationen anfangen sollte. Es gab also eine Person – eine » SIE « –, die irgendetwas plante oder zu sagen hatte. Und die Diener hatte, die SIE aussandte. Da SIE die Diener ihm und Una hinterherschickte, war anzunehmen, dass ihrer beider Ankunft in dieser Hälfte der Welt nicht unbemerkt geblieben war. SIE , die der Wille von allen war, war bereits hinter ihnen her.
    Wie viele Diener SIE wohl hatte? Waren die alle hinter ihnen her? Und weswegen?
    Kanura hätte gern geglaubt, dass SIE ihnen nur helfen wollte. Aber so recht wollte ihm das nicht gelingen.
    Pelzschrat. Irgendetwas hatte er mal über Pelzschrate gelesen, er versuchte sich zu erinnern.
    Komm nur und rate,
    wer hier die Schrate
    aus Tod und Leben
    für sich tat weben.
    Lass dich nicht seh’n,
    sonst triffst du den,
    der sie geschaffen,
    als seine Waffen.
    Was sollten diese Zeilen nur bedeuten? Schrate waren für Kanura so mythische Wesen, wie Einhörner es für Una sein mussten. Dieser hier hatte einen durchaus harmlosen Eindruck gemacht. Ob sie tatsächlich alle harmlos waren, wusste er nicht. Vielleicht gab es unter ihnen größere und gefährlichere? Vielleicht waren auch die schon irgendwo hier und suchten nach ihnen?
    Kanura sah sich noch einmal um. Er musste weiter. Er durfte sich von den seltsamen Andeutungen nicht ablenken lassen. Diese Burg war voller Feinde. Sie hatten ihn noch nicht gefunden, aber es war nur eine Frage der Zeit. Und ohne sein Horn konnte er sich noch nicht einmal verteidigen.
    Einige Sekunden überwältigte ihn der physische Schmerz des Verlusts, und er fand sich auf den Knien wieder, hatte die Arme um seinen Leib geschlungen, keuchend vor Agonie. Er hatte Una nicht gesagt, wie sehr es wehtat; nicht dauernd, sondern in Schüben, die immer schlimmer werden würden. Er musste sein Horn zurückgewinnen, oder er würde sterben. Unas Energie mochte ihn noch für eine Weile am Leben halten, doch früher oder später würde er ohne sein Horn zugrunde gehen.
    Aber in den Klangnebel zu gehen, ohne seine Aufgabe erfüllt zu haben, war ebenfalls undenkbar. Seine Aufgabe war Una. Mehr als seine Aufgabe. Una war … Una. Mehr als nur irgendein Menschenmädchen. Una war Musik. Una war das Lied in seiner Seele.
    Dummheit, das.
    Er rappelte sich etwas mühsam hoch und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er durfte sich nicht unterkriegen lassen und musste das, was er an Würde noch besaß, eifrig bewachen. Viel mehr war ihm nicht geblieben. Er war Sohn eines Fürsten. Fürst würde er nun nicht mehr werden. Ein Einhorn ohne Horn war nichts.
    Er versuchte, nicht an all das zu denken, was er verloren hatte und was der Verlust seines Hornes bedeutete. Wichtiger war es, sich darauf zu konzentrieren, was noch zu ändern war. Vielleicht konnte er sein Horn zurückgewinnen. Doch er wusste nicht einmal, wo es war und wozu die Kentauren es hatten haben wollen. Dachten sie, der Besitz eines Horns würde sie wieder zu Einhörnern machen? Hatten sie vielleicht sogar recht? Konnte die Magie, die Teil des Horns war, ihnen helfen? Normalerweise konnte ein Tyrrfholyn mit einem Horn, das ihm nicht gehörte, nicht viel anfangen.
    Kentauren, so hieß es, beherrschten keine Magie. Ihnen war die Kunst, Energie zu kanalisieren und somit Änderungen zu bewirken, mit ihrer Geburt als Kentauren abhandengekommen. Sie lebten, doch sie wirkten nicht. Die Tyrrfholyn hingegen hatten sich immer über die Wirkung definiert, die sie auf ihre Umwelt hatten, den Einfluss, den sie nahmen, um das, was sie als gut und schön und friedvoll betrachteten, zu bewahren.
    Gerne hätte Kanura geglaubt, dass dies die ureigenste Bestimmung der Einhörner war, doch diese Burg und der Krieg, den ihre Herren vor Jahrhunderten begonnen hatten, bewiesen allzu klar, dass dies nicht zwingend so sein musste. Man konnte sich immer auch anders entscheiden und dieses andere richtig finden. Auch Kanura stand dies frei. Er konnte die Suche nach seinem Horn zu seinem obersten Anliegen machen und Una

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