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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Finsternis. Die Lieder mochten nicht immer recht haben, doch Kanura bezweifelte sie nicht. Sie passten zu gut zu dem Unheil, das sie nun ereilte.
    Schuld lag schwer auf seiner Seele. Er hätte nicht allein losziehen sollen. Nun hatte er nicht nur sich, sondern auch seinen Vater und seinen Lehrer in Gefahr gebracht.
    Außerdem war überliefert, dass die Uruschge sich nie weit von ihren Gewässern entfernten. Doch die Wesen hinter ihnen schienen keine Probleme damit zu haben, ihre Beute zu verfolgen. Kanura konnte hinter sich ein meckerndes Knurren und Fauchen hören.
    Er wandte den Kopf wieder um und sah, dass die Feinde die Hügelkuppe erklommen hatten und nun hinter ihnen her die andere Seite hinabpreschten. Perjanu keuchte neben ihm. Das alte Einhorn war für solche Galopprennen nicht mehr rüstig genug. Der Hra und er selbst würden noch eine ganze Weile diese Geschwindigkeit durchhalten, doch bei Perjanu hatte Kanura seine Zweifel. Er wurde bereits langsamer.
    » Lauft! « , keuchte er seinem Fürsten und dessen Sohn zu. » Ich versuche, sie aufzuhalten. «
    Das war nicht mehr als eine Selbstopferung. Der Meister der Schanchoyi gab sich auf, um die Chancen seiner Gefährten zu entkommen zu verbessern.
    » Kommt nicht infrage! « , zischte Kanura, dessen Bein vom Laufen wieder stärker schmerzte und dessen Horn mit jedem Augenblick mehr brannte. Von seiner Stirn aus machte sich ein dumpfes Pochen in seinem Kopf breit.
    Sie galoppierten weiter. Ihre Hufe schlugen Gras und Erde hinter ihnen hoch. Noch hatten die Feinde sie nicht eingeholt. Aber Kerr-Dywwen war weit – zu weit, um dort Zuflucht finden zu können. Ihre einzige Chance war, dass die Uruschge sie nicht allzu weit ins trockene Land verfolgen würden.
    In diesem Augenblick fiel Kanura ein, dass beinahe parallel zu dem Wasserlauf in Sonntal ein weiteres Flüsschen von den Trutzbergen hinabströmte. Sie hielten direkt darauf zu, waren zwischen zwei Wasserläufen eingekeilt. Tatsächlich trieben die Uruschge sie zum Wasser. Das konnte nicht gut gehen.
    » Wir müssen die Richtung ändern! « , rief er aufgeregt den beiden älteren Hengsten zu.
    » Dann holen sie auf! « , gab sein Vater zur Antwort. Wieder blickte Kanura nach hinten und sah, dass der Hra recht hatte. Die Verfolger hatten sich zu einer Phalanx aufgefächert, als erwarteten sie, die Gejagten alsbald einkreisen zu können. Wenn die Tyrrfholyn die Richtung änderten, liefen sie den außen galoppierenden Feinden direkt in die Fänge.
    » Aber da vorn ist Wasser! « , rief Kanura. » Wir halten direkt auf den Sannenfluss zu. «
    » Es gibt eine Brücke. «
    Perjanu sagte nichts. Er brauchte seine ganze Kraft für die Flucht. Kanura wusste, dass der alte Lehrer ohne Zögern sein Leben geben würde, doch genauso gut wusste er, dass er das nicht zulassen konnte. Von den ethischen Gesichtspunkten einmal abgesehen, wäre dieses Opfer auch völlig sinnlos. Der betagte Schanchoyi würde keine acht Verfolger aufhalten oder auch nur lange genug behindern, damit Kanura und Esteron entkommen konnten. Ein einziger Uruschge würde reichen, um ihn sehr schnell zu töten.
    Kanura konnte den Sannen bereits sehen. Ein eher kleiner Gebirgsfluss, den er auf dem Hinweg beinahe achtlos durchquert hatte. Nichts hatte ihn aufgehalten. Der Fluss war nicht besonders tief, und Kanura hatte nicht einmal die Brücke benutzt. Die Holzkonstruktion, gebaut von den menschlichen Traumwerkern, war ihm nutzlos erschienen. Tatsächlich benutzten hauptsächlich die Menschen solche Brücken – und die Tyrrfholyn, wenn sie in Menschengestalt waren. Mit einer Horde Uruschge auf den Fersen, erschien es Kanura nun allerdings durchaus erstrebenswert, trockenen Hufes ans andere Ufer des Sannen zu kommen.
    » Haltet euch links! « , befahl der Hra. Dort war die Brücke.
    Noch während sie ihre Schritte weiter nach links lenkten, sah Kanura aus den Augenwinkeln, dass die Formation hinter ihnen aufschloss, während die linke Flanke der Feinde ihnen nun noch näher kam. Würden sie die Brücke vor ihnen erreichen?
    Und was war, wenn sie die Brücke erreichten? Würde die Verfolgungsjagd jenseits der Brücke aufhören? Sicher nicht. Warum sollte sie? Sie konnten nur hoffen, dass nicht noch mehr Uruschge aus dem Sannen hervorbrechen würden. Doch vielleicht warteten weitere Feinde bereits dort in den Fluten, während die einen die Tyrrfholyn den anderen entgegentrieben wie eine Herde Schafe, um sie einzukreisen und abzuschlachten.
    Wenn er

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