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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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unterbrach ihn. » Davonrennen und uns verkriechen wie Erdwörge nach dem Pfiff? «
    » Wie viele Uruschge kannst du heute noch bezwingen? « , fragte der Hra.
    Keinen. Er würde verlieren.
    » Ich … «
    » Weg! « , zischte Perjanu. » Schnell. Jetzt! «
    Sie warfen sich auf den Hinterläufen herum, jedoch nicht, ohne noch zu sehen, wie das Wasser sich aufbäumte und eine nasse Gestalt nach der anderen vierbeinig und bockshornig auf das Ufer zustrebte.
    » Dreck! « , zischte Kanura, während er zwischen den beiden älteren Einhörnern rannte. » Verdüngter Mist. «
    » Fluch nicht, mein Prinz. Renn! «
    Das Geräusch zahlloser Hufe auf dem sumpfigen Boden hinter ihnen machte deutlich, dass dies ein guter Rat war.

Kapitel 10
    Die Harfensaiten hallten von den Höhlenwänden wider, waberten in aberwitzigen Dissonanzen die Tunnel im Berg entlang und durchschnitten den Fels, wo nötig.
    SIE lachte. Das Lachen klang melodisch, reichte von basstief bis sopranhell, wie ein knöchernes Glockenspiel, auf dem man von unten bis oben entlangfuhr.
    » Komm! « , flüsterte SIE schließlich. Ein ballrundes Wesen watschelte überraschend schnell auf kurzen Beinen herbei. Es schien fast nur aus Haaren zu bestehen. Ein Pelzknäuel auf vielen haarigen Füßen. Nur die Zehen und die Fingerspitzen waren nackt. Irgendwo mochten Augen zwischen den Fellsträhnen hervorlugen, sicher konnte man sich nicht sein. Aber sie waren da, und sie sahen. Und was sie sahen, konnte auch SIE sehen, so SIE wollte.
    Die pelzige Kreatur öffnete ein breites Maul, das sich wohl in ihrem Kopf befinden musste, doch der saß ansatzlos wie eine umgestülpte Schale auf breitem Torso, und da er nicht erkennbar war, wirkte es, als klappe der Körper selbst im oberen Drittel zu einem spitzzahnigen Spalt auseinander.
    » Hast du dich um unseren Gast bemüht? « , fragte SIE , und berührte gerade noch eine Saite, die den vorangegangenen Klängen hinterherschallte. Das Pelzknäuel zuckte zusammen.
    » Ja, Edle! « , antwortete es. Seine Stimme klang undeutlich.
    » Es geht ihr doch noch gut? « Wieder erklang eine Saite, und das Unbehagen des Wesens mit den vielen Zähnen ließ ihm seine vielen Haare am Körper zittern.
    » Sehr gut « , sagte es.
    » So bleibe es, hörst du? «
    » Ich höre, Edle. Ich höre und leide. «
    Ein weißer Finger näherte sich einer weiteren Harfensaite, und der Pelzschrat zuckte schon im Vorhinein zusammen.
    Wieder erklang das Glockenlachen. Der Schrat kauerte sich zusammen.
    » Ich singe dir ein Lied. Hättest du das gerne? « , fragte SIE .
    » Nein « , antwortete er.
    » Dann geh und sieh nach ihr. Wir wollen doch, dass es ihr gut geht. «
    » So Ihr das sagt, Edle. «
    » Ich sage es. Und jetzt werde ich dir dein Lied singen. «
    Die nackten Füße patschten auf dem dunklen Höhlenboden, während das Pelzwesen sich eilends davonmachte. Es erreichte eine ungeahnte Geschwindigkeit. Doch Klang trug weit in den Höhlen.
    SIE sang:
    » Haben und sein,
    graben im Stein.
    Weg ohne Wiederkehr,
    dunkel kommt wieder her.
    Wunsch führt die Tat,
    Verrat, Verrat, Verrat. «
    Der Berg schickte die Worte durch die Gänge. Das Geräusch trappelnder Füße war zu hören, die sich immer weiter entfernten.
    Schönheit konnte schrecklich sein.

Kapitel 11
    Kanura warf einen Blick nach hinten, während er zwischen seinem Vater und dem Schanchoyi über den weichen Boden galoppierte. Es behagte ihm nicht, dass sie flohen. Doch was da hinter ihnen her war, behagte ihm auch nicht.
    Acht Uruschge verfolgten sie. Wie konnte das nur sein? Den Balladen nach traten sie immer allein auf. Tyrrfholyn waren Sippenwesen, doch die Legenden hatten die Uruschge immer als Einzelgänger besungen, und auch alleine waren sie schon gefährlich genug.
    Acht gegen drei. Und Kanura war müde und erschöpft vom letzten Kampf. Sein Vater war ein starker Krieger, doch Perjanu war alt. Sie würden unterliegen, wenn ihnen die Flucht nicht gelang. Und selbst wenn der Hra seine Gedanken bis nach Kerr-Dywwen ausstreckte, um Unterstützung anzufordern, so würde diese keinesfalls rechtzeitig hier sein können. Außerdem wurde es dunkel. Über ihrem Gespräch hatten sie kaum bemerkt, wie die Sonne sich immer weiter dem Horizont genähert hatte.
    Dunkelrot war das Licht, das die Dämmerung über das Firmament schickte. Die Tyrrfholyn konnten recht gut im Dunkeln sehen, doch die Nachtsicht der Uruschge war, so hieß es in den Liedern, noch besser, waren sie doch Kreaturen der

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