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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Menschenwelt die Fürsten Heere aufbauten, ohne auf Freiwillige zu warten. Es war die Pflicht eines jeden Leibeigenen oder Bauern zu kommen, wenn der Herr zu den Waffen rief oder zur Fron. «
    » Hier gibt es keine Leibeigenen « , sagte Enygme. » Wer hier kämpft, sollte es tun, weil er die Notwendigkeit einsieht. Wenn dies ein Krieg ist, dann müssen wir ihn gewinnen. Wenn dies nur einzelne Übergriffe sind, so müssen wir sie unterbinden. «
    » Vor allem aber müssen wir herausfinden, warum die Uruschge gekommen sind. Und wie « , sagte Perjanu etwas mühsam. Er war außer Atem, obgleich er nur ruhig dastand. » Seit dem Entstehen der Trutzberge hatten wir Frieden, einige Generationen lang. Die Trutzberge sind noch da. Was hat sich also geändert? Was steckt dahinter? «
    » Was soll schon dahinterstecken? « , fragte Hre-Hyron. » Die Wasserpferde haben einen Zugang gefunden. Das ist schlimm, aber nicht das Ende der Welt. Das nämlich können auch die Uruschge nicht wollen. Sie sind Räuber und Mörder. Doch sicher keine Verschwörer. Mit wem sollten sie sich verbünden? Unsere alten Feinde sind jenseits der Trutzberge, welche – wie Ihr schon sagtet – noch da sind und so unüberwindlich wie eh und je. «
    » Und doch sagtet Ihr, die Uruschge hätten einen Zugang gefunden. Wo und wie? « , entgegnete der alte Weise unbeeindruckt.
    Enygme atmete tief durch.
    » Die Schanchoyi und Archivare durchforsten die alten Lieder. Vielleicht findet sich dort eine Antwort. Und wir, die wir kämpfen können, werden ein Heer bilden. Jeder Clan soll seinen Beitrag leisten. Die passenden Kämpfer zu schicken, die unser Reich – ihre Heimat freiwillig vor der Gefahr beschützen, sei den Sippen anheimgestellt. Talunys ist in Gefahr. Und Talunys ist in uns allen. «
    Manche nickten. Hra-Esteron wünschte sich, die Worte seiner Gattin wären nicht so moderat gewesen. Freiwillig – passend – anheimgestellt … Er selbst hätte mehr Nachdruck walten lassen.
    Er war kein Feldherr, doch er war sich nicht sicher, ob dieser Appell allein genügen würde. Das Problem mit der Friedfertigkeit war, dass sie dem kriegerischen Gegner einen Vorteil brachte. Einen Augenblick lang überlegte Esteron, ob er doch noch eine flammende Rede halten sollte, doch so wie die Lage war, stand ihm das nicht mehr zu. Er hatte die Macht Enygme übertragen. Solange sie sie nicht von sich aus zurückgab, gehörte sie ihr.
    » Und was ist mit Esteron? « , fragte in diesem Moment nun auch jemand aus der Sippe der Re-Gyurim.
    » Ich werde … « , begann Esteron, doch Enygme unterbrach ihn.
    » Hra-Esteron « , sie betonte seinen Titel ausdrücklich, » wird mit Perjanu nach Kanura und Eryennis suchen. Wir müssen Gewissheit über das Schicksal des Kronprinzen haben. «
    Einen Augenblick lang war es ganz still.
    » Ich denke, sie sind tot? « , fragte schließlich Hre-Gorn.
    » Das wissen wir nicht! « , gab Enygme zur Antwort. » Ich habe Kanuras Tod nicht gespürt. Wir müssen für jede Möglichkeit offen sein. «
    » Ihr verschließt die Augen vor der Wahrheit, Enygme. Für eine Mutter verständlich, aber von Nachteil für eine Heerführerin. Fakten sind Fakten. «
    » Glaube versetzt Berge, edler Gorn. Und ich bin noch nicht bereit, einen einzigen Berg zu versetzen. Deshalb glaube ich noch nicht an den Tod der beiden. «
    » Sehr edel « , zischte Hre-Hyron. » Aber habt Ihr auch in Betracht gezogen, dass Kanura vielleicht an allem schuld ist: am Verschwinden meiner Tochter Eryennis – sie sind ja auch früher schon oft genug zusammen ausgebüchst, gegen jede Sippenregel. Und schuld vielleicht auch am Tod von Edoryas – den die Uruschge ja immerhin nicht gefressen haben, sonst hätten wir seine Leiche nicht gefunden. «
    Enygme verschlug es die Sprache.
    » Das ist ungeheuerlich! « , protestierte Perjanu wütend.
    » Nun – immerhin geht es um Ungeheuer « , murmelte Hre-Gorn. » Das Ungeheuerliche kann da nicht ignoriert werden. «
    » Ja. Die Uruschge sind die Ungeheuer. Die, wie ich betonen darf, niemand außer der Sippe der Ra-Yurich gesehen hat « , zischte Hre-Hyron.
    Sofort trat Esteron vor, und richtete sich zu voller, beeindruckender Größe auf.
    » Misstraut Ihr uns oder unseren Wunden? « , fragte er gefährlich leise. » Oder was sollen Eure Worte bedeuten? «
    » Machtspiele « , murmelte einer der anwesenden Menschen. » Das ist der Tyrrfholyn nicht würdig. «
    Wütend zeigte Hre-Hyron mit ausgestrecktem Arm auf das Seitenschiff, in

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