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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Und weil ich dir mehr nehmen kann, als du in der Lage bist zu geben. Und was die Verkrüppelung angeht: Man hat mir mein Horn genommen. Ich kann mich nicht wandeln, wenn ich es nicht habe. Mir fehlt ein sehr wichtiger Körperteil. Stell dir einfach vor, dir würde jemand deine Hände abhacken. Oder deine Stimme rauben. «
    » Aber du lebst « , sagte sie. » Und du kannst sogar Magie wirken. «
    Er nickte.
    » Dennoch sollten wir versuchen, ohne meine Magie auszukommen. «
    » Weil die Kentauren es dir verboten haben? «
    » Weil der Radius, aus dem ich Energie aufnehmen kann, jetzt sehr eingeschränkt ist. Er hat einmal ganz Talunys umspannt, aber ich spüre Talunys kaum noch. Dich kann ich spüren, dich und deine Musik. Doch der Preis ist zu hoch. «
    Sie begann das ganze Ausmaß dessen, was er gesagt hatte, zu begreifen.
    » Ich bin deine Energiequelle? «
    » Du bist ein Mensch, und es ist verwerflich, dich so zu benutzen. «
    » Aber du hast es getan. «
    » Ja. Ich stehe in deiner Schuld und schäme mich für das, was ich getan habe. Ich wollte überleben. «
    Una sah Kanura wütend an.
    » Jetzt hör auf zu jammern! Wenn du stirbst, wie lange, glaubst du, werde ich noch am Leben bleiben? In einer fremden Welt, die ich nicht begreife? Ich brauche dich. Und wenn du mich auch brauchst, so sind wir eben aufeinander angewiesen. Du wirst mich irgendwann zurück nach Hause bringen. Das ist deine Aufgabe. Und ich werde für dich singen, wenn du es brauchst. Das ist meine Aufgabe. Ist das ein Deal? «
    Sie wollte nichts mehr darüber hören, wie furchtbar das sein mochte, was sie eben noch als wunderbar empfunden hatte.
    » Du verstehst die Tragweite nicht, Una. Macht auszuüben, nur weil man es kann und nur für sich selbst, ist verwerflich. Vielleicht ist es kein Zufall, dass wir nördlich der Trutzberge herausgekommen sind, wo genau dieses Verhalten einst zum Krieg führte. In meinem Teil der Welt habe ich damit ein Tabu gebrochen. Ich habe eben wieder einmal bewiesen, wie unzulänglich ich bin. So wollte ich nie sein. «
    » Wir sind, was wir sind, Kanura. Und im Moment sind wir in einer beschissenen Situation. Das müssen wir ändern. Und wenn ich dafür der Duracell-Hase für ein belämmertes Einhorn sein muss, dann werde ich das sein. Und jetzt bitte ich dich … herzlich, dein Wissen und deine Energie, geklaut oder nicht, auf die Lösung unseres Problems zu richten und nicht auf die philosophische Analyse deines Fehlverhaltens. Wenn wir in Sicherheit sind, kannst du dir gerne so oft in den Pferdehintern treten, wie du willst. Ich helfe dir auch dabei. Gerne sogar. Aber bis dahin tun wir, was nötig ist. «
    Kanura schwieg eine Weile. Dann sah er Una ernst an:
    » Was ist ein Duracell-Hase? «

Kapitel 39
    Die Uruschge waren erschreckend nah an Kerr-Dywwen gesichtet worden, flussaufwärts an der Yssen. Der Trupp, der die Nachricht überprüfen sollte, bestand überwiegend aus Tyrrfholyn der Ra-Yurich. Enygme führte ihn selbst an.
    Sie galoppierten am Fluss entlang, nicht zu schnell, denn sie wollten nicht durch zu große Eile etwas verpassen. Sie blickten in die Fluten, sie suchten die Landschaft nach Hinweisen ab.
    Irgendwann blieben sie stehen.
    » Es hat keinen Sinn « , sagte Enygme. » Kreaturen, die im Wasser verschwinden können, können wir weder wittern noch verfolgen. «
    » Wir sollten zurück « , schlug Astur vor. Er war Esterons jüngerer Bruder. Enygme unterdrückte ein Erschauern, als ihr der Gedanke kam, dass sie sich mit ihm würde auseinandersetzen müssen, sollten Esteron und Kanura nicht zurückkehren. Der Gedanke kam ungebeten in ihren Sinn, geboren aus der Angst vor dem ultimativen Verlust.
    Hatte sie versagt? War es falsch gewesen, Esteron und Perjanu, den Stärksten und den Weisesten der Tyrrfholyn, in einer solchen Situation wegzuschicken, noch dazu auf eine Suche, die ins Nirgendwo führen konnte? Die Angst, Kanura zu verlieren, war zu furchtbar gewesen, als dass Enygme hätte untätig bleiben können. Doch war ihre Entscheidung einer Heer- und Sippenführerin würdig gewesen?
    Enygme verdrängte die Selbstzweifel, denn sie brachten sie nicht weiter.
    » Dies ist in etwa die Stelle, an der man die Uruschge gesehen hat. Wir werden nicht sofort umkehren. Es war klar, dass sie nicht auf uns warten würden, Astur. Wir haben sie inzwischen einmal besiegt. Das haben sie sicher noch nicht vergessen. «
    Astur nickte. » Was schlägst du vor, Hrya? «
    » Eine Hörung. Hier und jetzt.

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