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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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konnten so schmerzhaft sein wie Antworten.
    Instinktiv wusste Enygme, dass Gefahr eine eigene Melodie hatte, eine Melodie, wie diese hier. Doch was bedeutete Gefahr gegenüber der Aussicht, etwas zu erfahren, dass sie alle retten mochte? Also vorwärts.
    Sie bewegte sich, wurde jedoch im gleichen Augenblick zurückgerissen, fiel in eine unendliche Tiefe, schlug auf.
    » Enygme! « , hörte sie Astur rufen. » Was war das? «
    Die Hrya lag auf dem Boden, die anderen aus dem Kreis der Hörung standen um sie herum.
    » Es war der erste Schatten einer Antwort! « , flüsterte sie nach einer Weile, in der das Schweigen fast quälend geworden war. Dann rappelte sie sich auf und sprach mit fester Stimme weiter: » Wir müssen vergleichen, was jeder gesehen, gehört und gefühlt hat. Doch eines ist klar. Etwas Übles ist im Gange. Und ich denke fast, die Uruschge sind nicht die Ursache, sondern nur die Folge. «
    Sie wandte den Blick gen Norden. Ein Tyrrfholyn nach dem anderen drehte sein Horn in diese Richtung. Nur der äußere Ring verharrte in seiner Position.
    » Die Trutzberge haben uns einst gerettet « , sagte das junge Einhorn neben Enygme. » Sie wuchsen in die Welt, um den Großen Krieg zu beenden. Talunys selbst hat sie erschaffen. «
    » Das haben wir immer angenommen « , murmelte Enygme. » Was, wenn es nicht so war? «
    » Du meinst, die Schanchoyi haben sich geirrt? « In der Stimme des jungen Einhorns lag ungläubiges Staunen.
    » In der Bandbreite des Möglichen ist auch das Unwahrscheinliche denkbar « , gab Astur zurück.
    » Aber wenn das, was wir zu wissen glauben, gar nicht stimmt – worauf sollen wir uns dann verlassen? «
    » Auf unseren Mut, unsere Integrität und die Bereitschaft, alles, woran wir glaubten, neu zu überdenken « , sagte Enygme.
    » Ich habe einen Schrat gesehen « , sagte Astur.
    Enygme nickte. » Und er war nicht das Schlimmste. «

Kapitel 40
    Perjanu schien das Autofahren zu hassen. Esteron mochte es offenbar auch nicht. Beide Männer saßen in Irenes Corsa, als versuchten sie, möglichst nichts zu berühren. Perjanu war sehr blass. Irene bereitete sich darauf vor, demnächst wieder am Straßenrand zu halten.
    Sie fühlten sich alle drei nicht gut. Irene hatte einen kleinen hysterischen Anfall hinter sich, als ihr klar geworden war, dass sie Una vielleicht nie wieder sehen würde. Sie war von der Bank aufgesprungen, als könnte sie irgendetwas dagegen unternehmen, fieberte fast vor Tatendrang und hatte doch keinen konkreten Plan.
    » Wir müssen … « , rief sie – und wusste dann nicht weiter. Die Polizei konnte nicht helfen. Nach Pendel und Tarotkarten zu greifen, schien ihr in Gegenwart von zwei Einhörnern nutzlos, ja geradezu lächerlich. Und über fremde Welten wusste sie nichts. Irgendwann war sie einfach nur wie angewurzelt dagestanden und hatte am ganzen Leib gezittert. Esteron hatte sie schließlich in den Arm genommen und so fest an sich gedrückt, dass es geschmerzt hatte. Perjanu war es, der ihn darauf aufmerksam gemacht hatte.
    » Tu ihr nicht weh, mein Fürst. Menschen sind zerbrechlich. «
    Die Umarmung war darauf ein wenig lockerer geworden. Irene hatte sich eisern zusammengenommen, um nicht an Esterons Schulter zu weinen. Noch gab es keinen Grund dafür. Noch wussten sie nichts Genaues. Es wäre dumm, schon vorher alles verloren zu geben.
    Vorher. Vor was?
    Schweigend waren sie dann ins Cottage gegangen und hatten anhand von Irenes Quellen-Buch und ein paar Landkarten einen Plan erstellt. Schließlich waren sie losgefahren.
    Auf den kleinen Straßen in diesem Landstrich der Insel kam man selbst mit dem Auto nicht besonders schnell voran. Wenn man jedoch bedachte, dass Una vermutlich zu Fuß unterwegs war, konnte man nicht mit größeren Strecken rechnen.
    Obwohl es in Irland insgesamt sehr viele heilige Quellen gab, waren es in unmittelbarer Nähe nur wenige – und diese waren ganz und gar nicht leicht zu finden. Schweigend folgten sie ihrem Plan und besuchten eine Quelle nach der anderen. Doch weder von Una noch von Kanura fanden sie auch nur die geringste Spur. Schließlich gingen sie dazu über, alle Bäche und Flüsschen zu inspizieren, auf die sie während ihrer Fahrt stießen – heilig oder nicht heilig. Mal blickten sie unter kleine, runde Steinbrücken, mal betrachteten sie etwas verzweifelt den riesigen Shannon River. Irene kaufte in einem kleinen Städtchen eine örtliche Zeitung, die jedoch nichts über irgendwelche Pferdeangriffe brachte.
    Es

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