Die Quellen Des Bösen
gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Dabei übersah er eine kleine Unebenheit einer Marmorplatte unter seinen Füßen und geriet ins Straucheln. Siedendheiß fiel ihm ein, dass er nicht beim Schneider gewesen war und es sich um seine letzte gute Robe handelte, die er am Körper trug.
Um einen Sturz in den Dreck und damit eine Standpauke seiner Gefährtin zu vermeiden, machte er einen Ausfallschritt und trat dabei in den Stoff seiner Gewandung.
Mit einem reißenden Geräusch entstand ein gewaltiger, horizontaler Schlitz im unteren Drittel der Robe. Brummelnd betrachtete Pashtak den Schaden. Wenn das Wesen von seinem Aussichtspunkt aus in schallendes Gelächter ausgebrochen wäre, hätte es ihn nicht gewundert.
Aber glücklicherweise sind sie ja stumm .
Kapitel VI
Kontinent Ulldart, Inselreich Rogogard,
Hauptinsel Verbroog, Sommer 459 n. S.
S inureds Flotte machte aus ihrer Anwesenheit keinen Hehl. Außerhalb der Schussreichweite der Bombarden lagen fünfzehn seiner Schiffe, fünf Galeeren und zehn schnelle Schaluppen vor Anker und riegelten die Hafeneinfahrt ab. Rund um die rogogardische Hauptinsel patroullierten Zweimaster, um jeden noch so kleinen Versuch des Ausbruchs oder der Unterstützung von außerhalb zu verhindern.
Wochenlang war es den Freibeutern gelungen, mehrere erfolgreiche Kaperfahrten gegen die hoheitliche Armada zu unternehmen und ihnen die Schiffe samt Bombarden zu stehlen.
Die großen Feuerwaffen wurden an strategisch wichtigen Punkten aufgestellt, sodass es beinahe keinen Ort der Küste um die Festung gab, an dem ein Gegner anlegen konnte, ohne Gefahr zu laufen, von einer der Steinkugeln getroffen zu werden.
Die kleineren Geschütze ruhten auf radgelagerten Lafetten, damit man sie nach Bedarf an andere Stellen fahren und sich gegen Eroberungsversuche aus dem Hinterland heraus verteidigen konnte. Die Späher hatten bisher keinerlei Hinweise darauf, dass der Gegner zu Fuß anrückte.
Auf die Belagerer schien die waffenstarrende, nachträglich verstärkte Freibeuterbastion tatsächlich Eindruck zu machen. Bevor man einen Angriff gegen das Herz des rogogardischen Inselreiches wagte, wollte man möglichst viel Material zusammenziehen.
Möglichst viel tzulandrisches Material.
Es hatte sich inzwischen verbreitet, dass die palestanischen Verbündeten nicht immer das hielten, was sie versprachen. Auch wenn sie gute Seefahrer und noch bessere Kaufleute waren, in Gefahrensituationen verlegten sie sich mehr aufs Feilschen als aufs Kämpfen, was vor allem bei den tzulandrischen Seeoffizieren, den Magodanen, für Ärger sorgte. Mehr als einmal ging ein Seescharmützel schlecht für die Truppen des Kabcar aus, weil die palestanischen Kriegskoggen plötzlich abdrehten. Es folgten die unfassbarsten Ausreden, um das Verhalten nachträglich zu rechtfertigen.
Dessen ungeachtet gelang es den hoheitlichen Meeresstreitkräften, alle östlichen Inseln des Piratenstaates in ihre Gewalt zu bringen. Die Übermacht gestaltete sich als zu gewaltig, zu überlegen, als dass die kleinen und mittleren Festungen den geballten Bombardenbeschüssen hätten trotzen können.
Der Vormarsch des Kabcar endete jedoch hier, in Verbroog.
Gleichzeitig würde sich mit der Schlacht um diese Befestigung alles entscheiden. Fiel sie in die Hände der Tzulandrier, Tarpoler und Palestaner, galt Rogogard als besiegt.
Jonkill, der rogogardische Hetmann und damit Anführer in militärischen Dingen, betrachtete das morgendliche Meer und spielte gedankenverloren mit der Fibel seines Umhangs.
Schon seit Stunden starrte er einfach nur hinaus und überlegte, ob er einen Ausfall wagen sollte, um dem Feind weitere fünfzehn Schiffe zu vernichten. Das Blut des Freibeuters drängte nach einem handfesten, entscheidenden Kampf anstelle des langen Wartens. Aber er besann sich.
Was bringt es? Sie bauen einfach neue, dachte er ein wenig entmutigt. Wir werden abwarten müssen und ihnen den ersten Schritt überlassen . Grimmig setzte er seinen Becher auf der Zinne ab.
Der Gegner schien seine Gedanken vernommen zu haben.
Zwei weitere Schiffe, schwerfällige Dreimaster ohne Bewaffnung, glitten von Nordosten heran und gesellten sich zu den Bombardenträgern.
Jonkill schob sich einen Priem in den Mund, kaute darauf herum und packte sein Fernrohr aus. Für einen raschen Angriff sind das aber viel zu fette Fische, grinste er.
Seine Heiterkeit erstarb, als er sah, dass Lastkräne drei Dutzend lange Beiboote zu Wasser ließen, deren Bug mit Segeltuch
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