Die Quellen Des Bösen
dünner Kanal gebohrt worden war; in einigen befand sich bereits sehr fein gemahlenes, helles Pulver. Auch die Pulvervorräte wurden in verschiedenfarbigen Tonnen gelagert.
Torben ließ den Bombardiermeister herbeischaffen und verlangte zu wissen, um was es sich bei den neuen Geschützen handelte. Erst nach ein paar Drohungen mit derber Folter brach der Mann sein Schweigen.
»Es werden immer acht Kugeln in ein Rohr geladen«, erklärte er den staunenden Piraten. »In den feinen Bohrungen befindet sich langsam brennendes Pulver, das durch die Explosion der Treibladung wie eine Lunte entzündet wird und von vorne nach hinten abbrennt, bis es die eigene Treibladung zum Detonieren bringt. Die Kugel fliegt los, bei der nächsten wird die Pulverlunte gezündet.«
»Wie schnell verlassen die Kugeln nacheinander die Mündung?«, hakte der Rogogarder nach.
»Man muss bis zehn zählen. Die Zwischenzeit nutzt man, um die Richtung des Laufes nachzujustieren, wenn der erste Schuss nicht akurat saß«, legte der gegnerische Bombardiermeister den Sinn dar.
»Ein einziges Geschütz reicht aus, um ein Schiff zu versenken«, bemerkte Varla fasziniert. »Man hält immer auf die gleiche Stelle, und schon hat man den Rumpf mit ganz wenig Aufwand in Stücke geschlagen.«
Oder ein Loch in eine Festung geschossen. »Dann schauen wir einmal, ob es tatsächlich funktioniert. Zuerst das andere Schiff vor uns, danach die Bombardenträger. Ich brauche zehn Freiwillige für die Geschütze, der Rest schwingt sich wieder in die Beiboote und macht sich bereit zum Ablegen. Los, Mädels, wir haben noch etwas vor.«
Die Ketten rasselten, Zahnräder klackten, Gegengewichte wurden bewegt. Eine Plattform nach der anderen schwebte nach oben, die Eisenklappen an Deck schwangen auf und bildeten einen zusätzlichen Schutz der neuen Bombardengattung. Die letzten Verriegelungen schnappten ein.
Die Vorbereitungen blieben nicht unbemerkt. Sofort wurden dem Segler per Wimpel Nachrichten übermittelt, weil man sich nicht an die verabredete Vorgehensweise hielt.
Torben spornte die Männer zu Höchstleistungen an. Die Mündungen der Geschütze suchten sich ihre Ziele, dann wurde die echte Lunte angesteckt, die man zum Zünden des ersten Geschosses benötigte und die wie der Schwanz einer fetten Ratte aus dem Rohr baumelte. Der vernichtende Feuersturm konnte beginnen.
Als Erstes bekam das Schwesterschiff die verheerende Wirkung der Bombarde zu spüren. Nach fünf Treffern an die gleiche Stelle bestand der Rumpf nur noch aus marginalen Holzfetzen, das Seewasser flutete die Heckpartie mit rasender Geschwindigkeit. Danach bestrich der Mann das Deck, damit die Gegner es nicht schafften, vor dem Untergang noch das Gegenfeuer zu erwidern.
Ähnlich wie dem Segler erging es den Galeeren. Selbst deren verstärkte Aufbauten und Verbesserungen des Schiffskörpers brachten wenig gegen die Wucht und das Stakkato der einschlagenden Geschosse.
Kreischend verbogen sich die Eisenbleche und rissen, alle paar Lidschläge rauschte eine weitere Kugel in die Lücke, die Torben an eine offene Wunde erinnerte. Weiter und weiter wurde die Zerstörung auf diese Art in die Eingeweide der Ruderkähne getragen, bis der Boden durchschlagen war und die Galeeren eine nach der anderen sanken.
Die umliegenden Schiffe des Kabcar eröffneten den Beschuss gegen den eigenen Segler. Die Magodane und Commodore hatten inzwischen verstanden, dass es nicht mehr die eigene Besatzung war, die dort die Bombarden bediente. Die Ertrag beteiligte sich zum Schein, um keinen Verdacht bei dem nun sehr aufmerksam gewordenen Gegner zu erwecken, zielte aber vorbei.
Für einen langen Triumph blieb keine Zeit, die Enterer zogen sich rasch von dem sterbenden Segler zurück.
Verborgen in den Schleiern des Pulverrauchs, paddelten die Beiboote unter der Leitung von Torben in Richtung Durchlass. Um sie herum erhoben sich die Rümpfe der kämpfenden Parteien.
Die Seestreitkräfte des Kabcar drängten immer weiter nach vorn, wurden aber von den Bombarden und Katapulten der rogogardischen Festung mit Geschossen aller Art eingedeckt. Da die Galeeren und die beiden Träger der neuen Waffen nicht mehr zur Verfügung standen und somit das Sperrfeuer ausfiel, erlitten die Angreifer herbe Verluste.
Beachtet wurden die schnellen Beiboote kaum. Eine größere Gefahr bildeten Salven, die ihr Ziel verfehlten. Ein verirrter Pfeilschauer kostete drei Männer das Leben und sorgte für etliche Verwundete.
Erst als sich die
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