Die Quellen Des Bösen
seiner Heimat anbahnte.
Die Bestätigung sollte er nun erhalten.
»Du hattest anscheinend so etwas wie den richtigen Riecher«, meinte Varla freudlos. »Diesen Angriff …« Sie verstummte, legte ihrem Gefährten stattdessen die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.
Der Rogogarder blickte über die vielen schwarzen Punkte auf dem Meer. Jeder Fleck bedeutete ein gegnerisches Schiff, und sie alle nahmen Kurs auf Verbroog. Aus der Ferne grollte das Rumpeln der Bombarden.
»Wir werden den Eingeschlossenen helfen und müssen Norina dort auf alle Fälle herausholen«, sagte er entschlossen. »Sie ist wichtig.«
»Mit der Dharka mitten ins Getümmel zu segeln käme einem Selbstmord gleich«, entgegnet die Tarvinin entsetzt über die Vorstellung, an den Mündungen der Gegner vorbeizuziehen. »Wir müssen von hinten durch die Galeeren. Es ist zu eng, wir können unsere Geschwindigkeit und Wendigkeit nicht ausspielen. Wir kämen nicht einmal bis zur Hafeneinfahrt.«
»Nicht mit der Dharka«, nickte Torben bestätigend und deutete auf eine palestanische Kriegskogge, die etwas hinter dem übrigen Verband zurückgeblieben war.
»Damit?«, lachte Varla ungläubig auf. »Auf dass uns deine eigenen Leute aus dem Wasser heben. Vielen Dank, da schwimme ich lieber.«
Der Freibeuter gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich habe einen Plan. Wenn Wale miteinander kämpfen, achtet doch keiner auf die kleinen Fische, nicht wahr?«
Sie erahnte seine Gedanken. »Dann hoffen wir mal, dass die kleinen Fische nicht von den Riesen zerquetscht werden«, murmelte die Piratin und erteilte ihrer Mannschaft Anweisungen, um den Palestaner aufzubringen.
Eine halbe Stunde später wühlte sich die Ertrag mit voller Fahrt durch die Wogen und näherte sich schleppend dem Kampfort, gesteuert von Torben.
Die Kaufleute ergaben sich rasch in ihr Schicksal, als sie die Überlegenheit des Feindes erkannten und keine Möglichkeit zur Flucht oder des Beistandes sahen.
Die Dharka dümpelte mit einer Notbesatzung hinter einer Felswand, ein paar Meilen vom Hafen entfernt, und wartete auf die Rückkehr der Wagemutigen.
Die palestanischen Matrosen verrichteten ihre Arbeit, ohne einen Fehler zu begehen, und das schwerfällige Schiff näherte sich dem Gefecht.
Die Tzulandrier verzeichneten mittlerweile schwere Verluste, da es den rogogardischen Verteidigern gelungen war, die linke Hafenmauer einzureißen und damit freies Schussfeld auf die Bombardenträger zu haben. Zwei der Galeeren waren bereits gesunken, eine dritte bekam Schlagseite.
Die Segler der Freibeuter wehrten immer wieder Vorstöße der gegnerischen Schiffe ab, durch die Einfahrt zu gelangen, um Truppen abzusetzen oder eine bessere Schussposition für die Geschütze zu erhalten. Pulverdampf wehte über das Meer, stellenweise dichter als der dickste Nebel, den Torben kannte.
Im Schutz einer solchen stinkenden Wolke setzte er die Beiboote der Kogge aus. Diejenigen, die keinen Platz mehr fanden, schwammen nebendran her.
Die Gruppe steuerte auf den hinteren der beiden tzulandrischen Segler zu, die so gar nicht zum restlichen Flottenverband passten. Wie lauernde Raubtiere pirschten diese sich auf der linke Seite, gedeckt von dem Feuer der Bombardenträger und dem Qualm, näher an die Fortifikation heran.
Dem Rogogarder und seinen tarvinischen Freunden gelang die Kunst des lautlosen, schnellen Enterns, auch wenn die an Bord befindlichen Tzulandrier erbitterten Widerstand leisteten. Da sie inzwischen wussten, welche Order der Magodan eines Schiffes in aussichtslosen Situationen zu erfüllen hatte, erwartete den Offizier bereits das entsprechende Abfangkommando, als er Feuer an die Lunten legen wollte.
Die eigentliche Überraschung aber wartete im Laderaum auf die Eroberer.
Auf acht separaten Plattformen stand jeweils ein überlanges Geschütz montiert. Diese Segmente konnte man über Umlenkrollen und Ketten einzeln nach oben befördern.
»Eine neue Erfindung?«, herrschte Torben den gefangen genommenen Commodore des Schiffes an.
Der Palestaner zuckte zusammen. »Ich schätze ja.« Er wirkte genauso erstaunt wie der Rogogarder. »Ich zumindest habe so etwas noch nie gesehen.«
Der Freibeuter betrachtete den hohen Raum, den man mit Eisenblechen verstärkt und mit Metallluken versehen hatte. Offenbar war es so gedacht, dass immer eine Bombarde abfeuerte, während die anderen im Bauch des Seglers nachgeladen wurden.
Grübelnd schaute er auf die Steinkugeln, durch die in der Mitte ein
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