Die Quellen Des Bösen
ein.«
»Sechshundert Waslec und drei Fohlen.«
Tokaro seufzte. »Du könntest mir …«
»Tausend Waslec?«
»… das Zehnfache bieten«, redete er weiter. »Nie und nimmer weicht Treskor lebend von meiner Seite.« Er ging hinaus, schnalzte mit der Zunge, und der Hengst folgte ihm. »Vielen Dank für deine Hilfe. Ich verspreche, es wird ihm nichts geschehen, von dem er sich nicht erholen würde.«
Die Frau des Schmiedes trat aus der Werkstatt und blickte dem Schimmel begehrlich hinterher.
Ihr Ältester trat an sie heran. »Mutter, das war bestimmt der Räuber, den der Gouverneur sucht. Dieser junge Gefolgsmann der Hohen Schwerter«, raunte er ihr ins Ohr, damit es niemand sonst hörte. »Ich war damals in Huron, als er auf dem Marktplatz auftauchte.«
»Sehr gut.« Ihre Augen wurden schmal, sie lächelte tückisch und winkte Tokaro zu, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte. Erfreut strich sie ihrem Sohn durchs Haar. Neue Möglichkeiten taten sich auf, um in den Besitz des stolzen Schimmels zu gelangen. Dann weichst du eben nicht lebend von seiner Seite, Bursche. Du hättest mein Angebot annehmen sollen.
Tokaro mietete sich in die Stallung eines Gasthauses ein und verzichtete auf den Luxus eines Bettes. Er wollte so wenig wie möglich gesehen werden. Seit dem Besuch des Schmiedes beschlich ihn das eigenartige Gefühl, verfolgt zu werden.
Die Wachen waren es gewiss nicht, sie hätten sich schon längst auf ihn gestürzt. Blieben einzig und allein die Gestalten, die ihn bestehlen wollten. Und er wusste auch schon, worauf sie es abgesehen hatten. Ein selten gutes Pferd bringt offenbar auch Nachteile.
Er kletterte hinauf ins Gebälk seiner kargen Unterkunft und machte es sich auf dem breiten Quersparren bequem. Direkt unter ihm stand sein Hengst und knabberte an ein paar Strohhalmen.
Draußen regnete es in Strömen, als wollte das Wasser die Hafenstadt ins Meer spülen. Gelegentlich drangen kleinere Tropfen durch undichte Stellen des Daches und klatschten in die Pfützen. Das beständige Rauschen schläferte den jungen Ordensritter rasch ein.
Treskor schnaubte irgendwann alarmierend. Sofort war Tokaro hellwach, die Hand ruckte an den Schwertgriff.
Doch er entspannte sich, als er das Paar entdeckte, das sich für eine Liebesnacht in den Schutz des Strohs begab.
Wahrscheinlich ist sie noch Jungfrau und er verheiratet, grinste er auf sie herab. Er wollte die beiden nicht stören, aber auch nicht unbedingt zuschauen müssen, und balancierte lautlos auf dem Balken in den rückwärtigen Bereich der Stallung. Sollte er Besuch von möglichen Dieben erhalten, würden ihn die Schreie des Pärchens warnen.
Tokaro entdeckte die Ladeluke und den Flaschenzug, die vor der Öffnung nach draußen baumelten. Der Duft von Gebratenem stieg ihm in die Nase.
Etwas zu essen wäre schon nicht schlecht. Er lauschte und hörte das erste lustvolle Aufstöhnen der Frau. Vor seinem inneren Auge entstand die entblößte Zvatochna. Nein, das halte ich nicht aus.
Er warf das eingezogene Seil hinaus und hangelte sich daran nach unten, um hinüber ins Wirtshaus zu rennen. Der Wind jagte ihm den Regen ins Gesicht, dass er beinahe nichts mehr sah. Wenigstens vertrieben die Kälte und die alles durchdringende Feuchtigkeit die heißen Gedanken an die Tadca.
Klatschnass erreichte er die Tür und stürmte in den Schankraum. Umständlich wischte er sich die Augen frei.
Und erstarrte.
Drei Dutzend bis an die Zähne gerüstete Gardisten, die zusammen saßen, zechten, Karten spielten und sich lautstark über die letzten Begebenheiten unterhielten, drehten sich gleichzeitig um und musterten ihn.
Vorsichtig schielte er aus dem Fenster. Zur Wachstube, las er den Namen des Wirtshauses und schloss kurz die Lider, um die Beherrschung nicht zu verlieren. »Kann man sich hier für den Krieg gegen Kensustria eintragen?«, würgte er hervor.
Der vorderste der Gardisten schüttelte langsam den Kopf. Ein Stuhl knarrte leise.
»Für irgendetwas anderes?«, fragte er heiser.
Wieder ruckte das Haupt einmal nach rechts, einmal nach links.
Tokaro deutete über die Schulter nach hinten. »Dann gehe ich wohl besser wieder.« Schon ging er ein paar Schritte rückwärts, wandte sich um und ergriff den Riegel, um ihn nach oben zu drücken.
»Was wolltest du hier?«, verlangte einer aus dem Hintergrund zu wissen. »Du bist fremd in der Stadt?«
»Ja«, stimmte Tokaro vorsichtig zu.
Eine der Wachen stand auf, kam auf ihn zu und legte den Arm auf seine
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