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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schulter. Schweigend starrte er ihn an. »Dann setz dich zu uns. Freiwillige sind uns herzlich willkommen«, lud er ihn unerwartet und mit einem Blick ein, als wollte er ihn zur Hinrichtung führen.
    Jemand prustete los, und sämtliche Gardisten brachen in schallendes Gelächter aus, deuteten auf den Neuankömmling und freuten sich wie die Schneekönige über die Verwirrung, die sie bei ihrem Gast auslösten.
    Tokaro stieß erleichtert die Luft aus und wurde im nächsten Moment an den Tisch des Mannes geschleppt. Ohne auf seinen Prostest zu achten, füllte der Gardist ihm einen Humpen und schob ihm einen gefüllten Teller hin. »Da, iss und trink. Einer von uns wird dir später den Weg zur Werberstube zeigen. Aber vorher stärkst du dich. Du siehst darbend aus.«
    Erstens wäre das Ablehnen der Einladung grob unhöflich gewesen, zweitens in einem Raum voller Gardisten sehr töricht und angesichts einer kostenlosen Mahlzeit drittens sehr dämlich. Kurz schwankte der junge Ordensritter, Hunger rang mit der Sorge um Treskor. Sein Magen gewann.
    Er beeilte sich, stopfte alles in sich hinein und trank viel zu schnell, wie er bald an seinem leichten Schwips feststellte.
    Gut gelaunt erhob sich und brachte einen Trinkspruch nach dem anderen auf den Kabcar aus. Jedes Mal spran- gen die Wachen notgedrungen auf und schrien mit. Endlich gelang es ihm, sich aus der Meute der Leute loszueisen, die ihn eigentlich steckbrieflich suchten. Unter dem Vorwand, austreten zu müssen, machte er sich durch den Hinterausgang aus dem Staub und kehrte kichernd in den Stall zurück.
    »Hoppla!«, machte er beim Anblick der Liebenden, die aufeinander lagen und scheinbar nach dem Rausch der Sinne vor Ermattung eingeschlafen waren. »Das ist mal ein Kavalier. Streckt auf seiner Dame einfach alle fünfe von sich, weil es so angenehm warm und weich ist, wie?«, meinte er angetrunken und trat dem Nackten in den Hintern. »Aufstehen und anziehen. Das ist mein Stall und mein Schlafzimmer.«
    Der Mann kippte zur Seite. Tokaro rang nach Luft. Jemand hatte ihm und seiner Angebeteten die Hälse durchgeschnitten.
    »Das sind Sitten in Ludvosnik«, raunte er, »nicht wahr, Treskor? Kein Respekt mehr vor der Liebe.«
    Das vertraute Schnauben blieb aus.
    »Treskor?« Erst jetzt bemerkte der Krieger mit seinem benebelten Verstand, dass der Hengst fehlte. »Wa…«, wollte er schon die Gardisten aus der Schenke zusammenschreien, da fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass zwei Tote vor ihm lagen, deren Blut an seinen Stiefeln haftete.
    Also muss ich die Sache wohl selbst in Ordnung bringen, schätzte er. Und ich weiß auch schon, wen ich besuche. Äußerst umständlich erklomm er das Gebälk, um sein Gepäck von dort zu holen, wo es wirklich noch immer lag.
    In seiner bierbedingten Ungeschicktheit verlor er mehrmals das Gleichgewicht und ruderte mitsamt seiner Last mit den Armen. Das normale Schwert rutschte durch die heftigen Bewegungen aus seiner Scheide, und auch Tokaro fiel letztlich vom Balken. Glücklicherweise bremste das Stroh seinen Aufprall; neben ihm ragte der Griff der Waffe senkrecht aus einem Ballen. Schwein gehabt, Angor. Erleichtert umfasste er den Knauf.
    Da schwang die Stalltür auf, Laternenschein fiel herein.
    »Was tust du da?«, herrschte ihn eine männliche Stimme an.
    »Das ist er«, sagte eine jüngere sofort.
    Tokaro schaute über die Schulter und erkannte im Gegenlicht die Umrisse von zehn Gardisten und einem etwas kleineren Zivilisten.
    »Ich bin’s, Freunde«, grüßte er sie mit schwerer Zunge und zeigte schwankend nach oben. »Abgestürzt«, erklärte er. »Stellt euch vor, man hat mir meinen Hengst geklaut. Während ich mit euch gesoffen habe.«
    Ruckartig zog er das Schwert aus dem Stroh. Doch das Geräusch, das dabei ertönte, passte nicht zu Halmen.
    »Nanu?« Kippelig hielt er sich das untere Drittel vor die Augen und drehte sich ein wenig zur Seite in Richtung der Laternen. Eine rote Flüssigkeit haftete daran.
    »Blut?«, meinte einer der Gardisten aufgeregt.
    »Huch? Tatsächlich.« Der Ordensritter winkte lässig ab. »Keine Angst. Nicht meins. Kommt von den Leichen da.« Er lachte kurz auf. »Armes Ding. Zuerst der Hals, jetzt mitten durch die Brust. Aber es war keine Absicht«, führte er mit langsamer Zunge aus. »Das Schwert ist mir da oben aus der Hülle gesaust und …«
    »Seht Ihr, es ist der Räuber, den der Kabcar sucht«, hetzte der Junge.
    »Halt die Klappe. Ich erkläre gerade …« Tokaros Augen wurden

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