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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sein Streitross wieder um. »Da es Euer Wunsch ist, Herr.«
    Er stieß einen wilden Ruf aus, der Hengst stürmte los und rammte die Soldaten einfach zur Seite. Wie die Kegel purzelten sie zu Boden.
    Der Kommandant gab auf dem Rücken liegend Alarm, doch Tokaro preschte bereits durch die Gassen in Richtung des Tores.
    Unterwegs schlitzte er die schweren Säcke an, die über der Kruppe seines Tieres lagen. Münzen quollen heraus und verteilten sich klingelnd auf der Straße. Immer wieder rief Tokaro, dass es eine Gabe der zu Un- recht verurteilten Hohen Schwerter sei, während die Menschen hinter ihm die Münzen aufsammelten, lachten und johlten und ihm applaudierten.
    Bevor die Wachen am Tor wussten, warum die Signalpfeifen gellten und sie die schweren Flügeltüren am Stadteingang schließen sollten, jagte der ehemalige Rennreiter des alten Kabcar lachend an ihnen vorbei.
    Dieses Mal unterschätzte er allerdings seinen Gegenspieler.
    Der Gouverneur hetzte ihm Spurenleser auf die Fährte, begleitet von einer ganzen Schwadron. Tokaro verdankte es einem Zufall, dass er seine Verfolger bemerkte. Bei der Rast auf einer Anhöhe sah er, wie eine berittene Einheit in weiter Entfernung genau den gleichen Weg nahm wie er. Schimpfend sprang er in den Sattel und preschte davon.
    Seitdem befand er sich auf ständiger Flucht. Nicht ohne dabei jede Gelegenheit zu nutzen, den Untertanen Gutes zu tun sowie den Kabcar ihrem Gelächter preiszugeben … Dafür erhielt er von den Mutigsten der Provinzler Unterschlupf, Essen und ein Dach über dem Kopf.
    Doch das beinahe unfassbare Glück sollte ihn in Ludvosnik vorerst verlassen.
    Schuld daran war ein verlorenes Hufeisen. Ohne eine gute Beschlagung war Tokaro die Gefahr für die Trittsicherheit seines Schimmels zu groß. Beim Ritt durchs Dickicht hatte sich der Hengst zudem eine kleinere Wunde an der Brust zugezogen, die er behandeln lassen wollte, bevor sie sich entzündete und Schlimmeres anrichtete.
    Da Tokaro sein Gesicht noch nie offen in Ludvosnik gezeigt und in dieser Gegend der Provinz auch noch nicht viel unternommen hatte, vertraute er darauf, nicht allzu bekannt zu sein, und betrat die Stadt, Treskor am Zügel führend. Er wich schon bald von der Hauptstraße ab und suchte sich einen Weg durch die kleineren Gässchen, durch die er und sein Pferd gerade so nebeneinander hindurchpassten.
    Im Handwerkerviertel fand er einen Schmied, dessen Werkstatt ihm auf den ersten Blick zusagte und der ihm versicherte, seine Frau verstünde sich auf die Behandlung nahezu aller Gebrechen, die ein Tier haben könne. Tokaro blieb kaum etwas anderes übrig, als den Beteuerungen Glauben zu schenken.
    Unter seinen wachsamen Augen erhielt Treskor vier neue Eisen, und die Gattin des Schmieds bereitete eine Paste zu, die auf die Wunde aufgebracht wurde.
    »Schont ihn ein wenig, Herr«, empfahl sie ihm zum Abschied. Ihre dunklere Haut wies auf eine Ontarianerin oder eine Abstammung aus den südlicheren Reichen hin. »Er sieht ein wenig erschöpft aus.« Fasziniert streichelte sie den großen Kopf des Hengstes. »Es ist ein Prachtexemplar.«
    »Er wird mich sicher nach Kensustria hinein- und auch wieder heraustragen«, erklärte Tokaro und griff zu seiner üblichen Ausrede, wie ein junger Mann an ein solch selten schönes Tier geriet. »Mein Vater meinte das zumindest, als er ihn mir schenkte. Ich bin übrigens kein Herr, Demut ist nicht angebracht.«
    »Nach Kensustria? In die Schlacht?«, erschrak sie und legte ihre Hand auf die weichen Nüstern. Zutraulich schnaubte der Hengst. »Er wird gewiss verletzt werden.«
    »Ich auch«, meinte Tokaro belustigt. Ihm gefiel, welche Sorgen sie sich um Treskors Wohlergehen machte. »Es scheint, als liebtest du Pferde mehr als Menschen?«
    »Verzeih, so habe ich es nicht gemeint. Dein Leben ist natürlich ebenso in Gefahr.« Die Frau zögerte. »Nimm es mir nicht übel, aber der Hengst ist im Vergleich zu dir wesentlich einzigartiger.« Sie schaute ihn bittend an. »Verkauf ihn mir. Er wird es gut bei mir haben. Ich kenne einige Pferdehändler, die mir Stuten besorgen, und baue mit ihm eine Zucht auf. Dir gebe ich das erste männliche Fohlen.« Sie hielt ihm die Hand zum Einschlagen in das Geschäft hin.
    »Nein«, kam es wie aus der Büchse gefeuert. »Wir sind ein sehr gutes Gespann, und dabei wird es bleiben.« Er sattelte das Streitross.
    »Zweihundert Waslec und zwei Fohlen.«
    »Auch wenn du wie ein Ontarianer feilschst, du bekommst ihn nicht, sieh es

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