Die Quellen Des Bösen
dich als seinen Sohn annahm? War es die Enttäuschung darüber, dass ich dafür plädierte, dich zu unserer Sicherheit aus dem Orden zu weisen?« Der Druck auf die Spitze wurde stärker. »Du hast uns alle zum Narren gehalten, du undankbarer Bastard. Und Angor aufs Tiefste beleidigt.«
»Was soll ich getan haben?« Der junge Ordenskrieger verstand die Vorwürfe nicht und legte die Stirn in Falten. »Unsinn. Ich habe mich von ihm verabschiedet! Er gewährte mir den Ritterschlag und gab mir seine Klinge, damit Nesreca sie nicht in die Hände bekommt.«
»Schweig!«, schrie ihn der Ritter fassungslos an. »Deine Ammenmärchen werden dich nicht retten!«
Doch Tokaro redete weiter. »Nerestro ahnte, dass der Berater des Kabcar eine Hinterhältigkeit …« Sein Gesicht hellte sich auf. »Natürlich! Er hat Euch auch eingespannt, um an die Klinge zu kommen.« Ernst blickte er Kaleíman an. »Rasch, erinnert Euch. Wie gelang Euch die Flucht?«
»Mich täuschst du nicht mit deinen Ungeheuerlichkeiten«, meinte der andere verächtlich, »und deinen Lügen. Es wurde bekannt, wie der Großmeister umkam. Der Seneschall hat mir erzählt, wie er ihn gefunden hat, sterbend in seiner Unterkunft, den Namen ›Belkala‹ auf den Lippen. Und man erfuhr, dass du es warst!«
»Hat dir das auch Herodin gesagt?«
Der Ritter zögerte. »Nein … Ich habe es von Albugast gehört.«
Tokaro sah sich in seiner Annahme bestätigt. »Versteht es doch, Ihr seid hereingefallen.« Inständig blickte er ihm in die Augen. »Ich schwöre bei Angor, dass ich Nerestro von Kuraschka nicht umgebracht habe. Und nun erinnert Euch, wie Eure Flucht gelang.«
Das Gesicht Kaleímans verriet, dass er trotz seiner Aufgebrachtheit nachdachte. »Ich habe eine Wache angelockt und überwältigt, ihr die Schlüssel abgenommen und mich aus der Verlorenen Hoffnung geschlichen, um dich zu finden.«
»Es kam Euch nicht zu leicht vor?«
»Angor der Gerechte war mit mir, um mich dich finden zu lassen, damit ich dich für deinen Frevel und deinen Verrat bestrafe!«
»Tretet beiseite und überlasst das Bestrafen uns«, verlangte eine harte Stimme in seinem Rücken. »Wir sind dazu weit mehr berechtigt als Angor.«
Der Ordenskrieger schaute über die Schulter nach hinten und umfasste seinen Schild fester. Dort standen vier unbekannte Männer, gerüstet mit Lederpanzern und Schwertern.
»Kennen wir uns?«, erkundigte sich Kaleíman vorsichtig.
Einer der Männer fasste unter seinen Mantel und nahm eine Pergamenthülle hervor, aus der er ein Schreiben zückte. »Wir sind Beauftragte von Mortva Nesreca, um den von Euch gestellten Tokaro Balasy ausfindig zu machen und nach Ulsar zu bringen.« Er nickte auf die Klinge. »Mit allem, was er mit sich führt.«
»Seht Ihr?!«, wisperte der Verletzte. »Es geht einzig um das Schwert. Ihr habt sie zu mir geführt. Passt auf.« Er räusperte sich. »Das ist Euer Glückstag. Ihr habt Kaleíman von Attabo gleich mit gefangen.«
Die Männer lachten leise. »Wir wissen, wer er ist. Schließlich sind wir lange genug hinter ihm hergeritten. Um ihn geht es uns zurzeit nicht«, sagte einer der hoheitlichen Agenten überheblich. »Die Wachen sollen sich um ihn kümmern.« Er schaute auf die Toten um sich herum. »Oder sie sollten es zumindest noch einmal versuchen.« Er hob die Hand und gestikulierte knapp. »Im Namen des hoheitlichen Kabcar Govan Bardri¢, tretet beiseite.«
Kaleíman nahm die aldoreelische Klinge an sich. »Dieses Schwert gehört Angor, nicht dem Kabcar.«
»Dem Kabcar gehört alles in diesem Land«, stellte der Spion fest und nahm eine Handbüchse hervor, seine Begleiter taten das Gleiche. »Legt es hin. Langsam. Und dann verschwindet.«
»Da Ihr mich verfolgt habt, wisst Ihr, warum ich ihn gesucht habe«, meinte der Ritter. »Gewährt mir die Bitte, ihn eigenhändig zu köpfen, um ihn für seinen Verrat an unserem Orden zu bestrafen.« Ohne hinzusehen, packte er Tokaros Wams und stellte ihn auf die Beine und drückte ihn gegen den Pfosten. »Danach lasse ich Euch die aldoreelische Klinge.«
Die Männer stimmten sich mit Gesten ab. »Einverstanden. Ob wir das Urteil des Kabcar vollstrecken oder Ihr, dürfte gleich sein.« Die Mündungen der Handbüchsen blieben vorsichtshalber erhoben. Die Männer trauten ihm nicht, solange er die gefährliche Waffe besaß. Rückte er sie danach freiwillig heraus, ersparte man sich Scherereien. »Schlagt zu.«
Zufrieden nickte Kaleíman, schnallte sich den Schild auf den
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