Die Quellen Des Bösen
er den jungen Mann, nahm eine der geprägten Metallscheiben und biss darauf. »Echt. Woher hast du das viele Geld?«
»Meines Vaters Kühe scheißen Waslec. Er ist dadurch so reich, dass er nicht weiß, wohin damit. Also gab er mir etwas davon mit«, log der Ordensritter gut gelaunt. »Oder haltet Ihr mich etwa für einen Dieb, Herr?«
»Ändere deinen Ton. Oder du wirst eines Tages den Stock spüren.« Der Steuereintreiber rauschte hinaus, verstaute die Münzen in der gepanzerten Truhe und schloss sie. Kurz darauf ritt die kleine Truppe davon.
Entgeistert schaute der Landmann auf seinen Gast. »Wie kann ich Euch danken, junger Herr? Ihr habt mich und alle hier vor der Leibeigenschaft bewahrt.« Überschwänglich drückte er den jungen Mann mit den blauen Augen an sich. »Ich kann es nicht fassen!«
Er brüllte den gesamten Hof zusammen; man klopfte Tokaro auf die Schultern und gab ihm Küsschen und drückte ihm so viel Essen in die Hand, dass er nicht mehr wusste, in welche Satteltasche er alles packen sollte.
Tokaro beeilte sich, wieder auf Treskors Rücken zu steigen. Das Geldverteilen hatte ihm so viel Spaß bereitet, dass er es gleich wiederholen wollte.
»Ich muss weiter«, empfahl er sich und winkte den Bauersleuten vom Rücken des Schimmels aus zu. Eine Magd warf ihm eine Kusshand zu, er blinzelte schelmisch zurück. »Und erzählt es allen: Die Hohen Schwerter wurden zu Unrecht verurteilt.«
Schnell preschte er los, damit er die hoheitlichen Beamten einholte.
Das Räuberblut pulsierte durch seine Adern. Beflügelt von der Vorstellung, mit der Beute Gutes zu tun und den Kabcar zu kränken, freute er sich auf das bevorstehende Gefecht.
Als er etwas später, mit einem Tuch vor dem Gesicht und das Barett kess in die Stirn gerückt, über die drei Männer hereinbrach, vertrimmte er sie nach Strich und Faden.
Er ging sogar noch weiter.
Nachts bugsierte er sie an eine Kreuzung, verband ihnen die Augen, zurrte ein großes Seil um ihren Oberkörper und zog sie mit Treskors Hilfe an einem Baum hinauf. Dann riss er ihnen die Hosen runter und schüttete mehrere Säcke Münzen unter ihnen aus.
Als im Morgengrauen der erste Kutscher die Strecke entlang kam, musste er beim Anblick der seltsamen, zeternden Frucht herzhaft lachen. Zwar konnte er das Schild ZIEH AN DEN GLOCKEN, UND SIE SCHEISSEN WASLEC nicht lesen, doch er bediente sich an den Münzen und erzählte die Geschichte der drei rätselhaften Wohltäter sofort auf dem nächsten Markt.
Bis zum Abend waren die drei Beamten die Attraktion der umliegenden Städte und Dörfer, bis der Garnisonshauptmann schließlich davon erfuhr und sie losschneiden ließ.
Doch es mussten auch halbwegs Studierte unter den Schaulustigen gewesen sein. Denn angeblich waren die Männlichkeiten des Trios vom ruppigen Ziehen arg gerötet.
Von dem geraubten Geld fand sich keine Spur, dafür tauchten die leeren Kisten sporadisch an allen möglichen Orten auf. Der Gouverneur hegte den Verdacht, dass der Räuber die Waslec an die Menschen verteilte, Beweise fand er jedoch keine dafür. Noch am selben Tag setzte er ein Kopfgeld auf den frechen Wegelagerer aus.
Der trieb sein Unwesen kurz nach diesem Vorfall in aller Öffentlichkeit, als sich neben einigen Freiwilligen beinahe einhundertfünfzig junge Männer wie befohlen in der Provinzhauptstadt Huron vor der Werberstube mitten auf dem größten Marktplatz einfanden. Ihre Gesichter verrieten, dass sie wenig von dem Zwangseinzug hielten.
»Wir sind gleich so weit, Bürger«, sagte der Kommandant und schaute zufrieden über die Menge. »Ich lasse euch dann einzeln eintreten.« Er verschwand, um letzte Vorbereitungen für das Erfassen der Namen zu treffen.
Ein weiterer Schicksalsgenosse traf ein und reihte sich hoch zu Ross in die Schlange der Wartenden ein.
»Was schaut ihr denn so trübe aus der Wäsche?«, höhnte Tokaro von oben herab. »Wir ziehen doch für unseren guten göttlichen Kabcar Govan Bardri¢ in den Krieg!«
Die Wachen vor der Tür nickten ihm lobend zu.
»Halt die Schnauze, oder ich stopfe dir deinen geckenhaften Hut rein«, drohte einer der Burschen, wenig begeistert von der bevorstehenden Reise an die Grenze zu Kensustria.
»Wieso? Ich sage nur die Wahrheit, Kameraden.« Er schlug sich gegen die Brust. »Ich werde nicht rennen, wenn ein Kensustrianer vor mir auftaucht und mein Blut trinken will, ich nicht!« Der Ordensritter stemmte sich in die Steigbügel. »Ach, was bedeutet schon Unbesiegbarkeit? Nur weil
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