Die Quellen Des Bösen
Gegner«, zollte der Krieger Respekt. »Ich bin froh, dass er auf unserer Seite steht.«
Eine Woche später transportierten sie den Verletzten ins Landesinnere von Kensustria, damit er Perdór Bericht über die Vorhaben ablieferte.
Das Kastell Paledue suchte man nach dem Abrücken der Kensustrianer vergebens. Nur ein paar Aschehaufen und die Leichen der Tzulandrier markierten den Ort, an dem vor nicht allzu langer Zeit die Truppen ausgeharrt hatten.
Kontinent Ulldart, nordwestliches Kensustria,
Drocâvis, Winter 459/60 n. S.
D ie Stadt am westlichen Rand Kensustrias, am Ufer des Flusses Câvis gelegen, konnte es mit der filigranen Schönheit Meddohârs nicht aufnehmen, wie Fiorell nach ihrer Ankunft sogleich nörgelnd feststellte.
Man hatte sich zu einem Umzug entschlossen, da sich die Belagerung anders als geplant entwickelte. Perdór wollte näher am Hauptgeschehen sein, die Nachrichten würden von den Grenzpunkten her schneller übermittelt werden. Dank der Modrak beinahe innerhalb von Stunden.
Also siedelten sie in die Stadt, die aufgrund der nahen Grenzlage einer einzigen Bastion glich. Die massiven Häuser standen immer in Ringen dicht an dicht angeordnet, sodass sich eventuelle Angreifer mühsam einen Wall nach dem anderen erobern mussten, sollte es ihnen überhaupt gelingen, die Stadtmauern zu erklimmen.
Inmitten der Kreise erhob sich die Festung.
Unzählige Brücken verliefen wie Krakenarme in alle Richtungen der Stadt und hinauf zu den Wehrgängen der Mauer, um die Krieger ohne Aufenthalt an den Ort zu bringen, an denen Feinden ein eventueller Durchbruch gelingen mochte. Selbstverständlich waren diese Bauwerke so konstruiert, dass man sie einstürzen lassen konnte, um den Gegner an ihrer Nutzung zu hindern.
Alles in Drocâvis machte den Eindruck, selbst den Einschlag der Monde überstehen zu können, so solide präsentierten sich die Bauten aus reinem, hellgrauem Granit.
Und dennoch wollte die Stadt nicht mit Farben geizen. Künstler verschönerten die brachialen Objekte mit Malereien. Die nicht ganz so üppig ausstaffierten Tempel lockerten das Bild einer reinen Militärstadt auf, auch wenn sie nicht recht in die soldatische Symmetrie passten.
Die Tarpoler und Ilfariten fanden Unterschlupf in einer ungenutzten Kultstätte, deren Gottheit derzeit außer Mode gekommen war. Bunte Wände, Symbole und seltsame Gegenstände verschönerten die unzähligen Räume, in denen sie ihren Kommandostab aufbauten.
Die Stimmung in Kensustria pendelte.
Die Sprengung eines Hauptdeiches und zweier Schutzdämme dahinter hatte eine Flutwelle über das kultivierte Ackerland rollen lassen. Tausende versanken in den salzigen Fluten, bis es den Baumeistern gelang, die Lücke zu schließen und die Überschwemmung aufzuhalten.
Die Tat löste verständlicherweise den Wunsch nach Vergeltung aus; die Einheiten, die gegen die Kastelle zogen, wurden auf das Einschreiten Perdórs hin zurückbeordert. Diese Eskalation würde einzig Govan nützen.
Die erfreuliche Wendung, die das Kriegsgeschehen dank des Eingreifens des alten Bardri¢ nahm, brachte den Freunden Zuversicht in rauen Mengen zurück. Eines der hoheitlichen Geschwister, im Grunde der Beliebteste des Dreiergespanns, stand zudem noch auf ihrer Seite. Zwar hatte er keinen Einblick in die exakten Pläne, aber seine Erzählungen reichten aus, um einige Lücken zu schließen und Eindrücke abzurunden.
»Der kleine Tzulan gerät immer mehr in Schwierigkeiten«, freute sich der rundliche König. »Das bringt mir meinen Appetit direkt zurück.« Er schaute sich nach seiner Schale mit Pralinen um, fand sie aber leer vor.
»Ihr habt Euren Vorrat aufgebraucht, kleiner Gierschlund«, meinte sein Hofnarr schadenfroh.
Der Herrscher grübelte. »Ich könnte den alten Kabcar bitten, dass er seine Modrak für mich nach Séràly schickt und Konfekt bringen lässt.«
»Der Meister der Geister wird einen seiner geflügelten Freunde in Euren Hintern beißen lassen, Majestät. Die Modrak würden sich wundern, wenn sie ihr Leben für Süßigkeiten aufs Spiel setzen müssten.« Fiorell hob das Blatt mit der Strichliste. »Hier, zweiundzwanzig der Wasserspeier hat es schon erwischt. Trotz aller Vorsicht.«
»Ja, ich sehe es doch ein.« Unwirsch wandte er sich einer Nachricht zu, die ihm nicht gefiel. »Wir haben Segelsichtungen von tzulandrischen Kontingenten, Kurs auf Rogogard. Der wahnsinnige Kleine hortet die Schiffe und wartet wie ein Geier darauf, dass der Frühling ihm den
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