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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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befiel ein Schwindel erregendes Glücksgefühl. Die Nachricht, die der König mit solcher Gelassenheit verlas, bedeutete ihm viel mehr, als dieser ahnte. Waljakov und all die anderen leben! Das Kind auch! Er klammerte sich am Tisch fest. Bei Ulldrael, das wäre ein Wunder, das wir dringend brauchten! Eine Träne der Rührung rann seine Wange herab. Ist der bärbeißige Waljakov doch kein Fischfutter geworden .
    Perdór bemerkte seine Rührung. »Das nenne ich doch endlich einmal eine aufbauende Neuigkeit. Wenn Rudgass mit Norinas Sohn zurückkehrt, wird spätestens dann die Geschichte ihre entscheidende Wendung erhalten. Ulldrael der Gerechte hat zwar etwas länger gebraucht, aber er kümmert sich doch um das Land, das er erschaffen hat, nicht wahr? Herrlich, ganz herrlich ist das. Da muss ich sofort etwas essen.«
    Gefangen von der kleinen Hochstimmung, nahm er sich die frisch gebrachte Zuckerstange, die mit einer honigartigen Substanz überzogen war, und steckte sie sich in den Mund.
    Augenblicklich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Das Naschwerk schien fest mit seinen Lippen verbunden zu sein.
    »Wasch bedeutet dasch?«, wunderte er sich, durch die Zuckerstange nur undeutlich zu verstehen.
    Stoiko, der einen Anschlag fürchtete, betrachtete das Naschwerk näher. Vorsichtig zerrieb er ein wenig von der Substanz zwischen den Fingerkuppen. Die Klebekraft war enorm.
    »Ihr seid wohl jemandem im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leim gegangen«, stellte er fest und musste sich beherrschen, um das drohende Lachen zu unterdrücken. »Die Zuckerstange wurde mit irgendeinem Harz behandelt.«
    »Isch werde den verfuchten Spaffmacher eigenhängig in Honig kunken und den Bienen schum Frasch vorwerfen!« Zuerst versuchte der Herrscher noch, die Stange mit Gewalt von den Lippen zu lösen, aber die Haut schien eins mit der klebrigen Substanz geworden zu sein. »Wie geht dasch wieder ab? Musch isch mein Leben lang scho dursch die Gegend laufen?«
    »Ihr solltet in Zukunft Wetten ehrlich austragen, dann wird Euch so etwas nicht mehr geschehen«, empfahl Stoiko. »Geht nur und lasst Euch behandeln, ich stelle die Pappsoldaten weiter auf.« Perdór nickte und verließ das Zimmer.
    Zu spät fiel dem Tarpoler ein, dass eine Nachricht nicht gelesen war. Er faltete das Papier auseinander und überflog die Zeilen. Nanu, die Modrak ziehen sich aus Karet zurück? Welchen Sinn macht denn diese Anweisung? Die fliegenden Ungeheuer stellen doch eine hervorragende Waffe für unzugängliches Gelände dar . Er las den zweiten Abschnitt. Und die Leiche Lodriks wurde noch immer nicht gefunden, obwohl sie fast den gesamten Steinbruch auf den Kopf gestellt haben?
    Der Schluss, den er daraus ableitete, kam ihm selbst abwegig vor. Wenn der Befehl an die Modrak nicht von Govan stammt, sondern von einem anderen? Bei aller Magie, die Lodrik besaß ­ könnte er einstürzende Berge überstehen?
    Tief in Gedanken versunken blickte Stoiko auf die Karte. Seine Augen wanderten unbewusst zu der Stelle, über der »Ulsar« zu lesen stand.
    Fiorell fand Soscha in ihrem Ruheraum auf dem Bett, die Augen geschlossen, den Körper völlig entspannt.
    Nichts deutete nach außen darauf hin, dass die junge Ulsarin mit einer der rätselhaftesten Kräfte des Kontinents Zwiesprache hielt, eine Fähigkeit, die sie, abgesehen von den Mächtigsten der kensustrianischen Kriegerkaste, zu einem privilegierten Lebewesen auf Ulldart werden ließ.
    Der Hofnarr betrachtete die Frau und ließ sich geduldig auf einem Stuhl nieder. Erstens war er hier vor Perdórs Rache sicher, zweitens wollte er sie nicht unnötig aus ihrer Konzentration reißen oder was immer man benötigte, um mit den Energien in Kontakt zu treten.
    Niemand hätte geahnt, dass Magie so etwas wie einen eigenen Willen besaß. Als Soscha ihre Ansicht zum ersten Mal äußerte, herrschte allgemeine Ungläubigkeit. Letztlich blieb ihnen aber nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren, da ihnen diese besondere Gabe nicht gegeben war.
    Nach den Vorgängen um Sabin und die Ulsarin zu schließen, verband sich mit der Weitervermittlung der magischen Fähigkeit eine immense Gefahr für Spender und Empfänger. Da die Risiken nicht erschlossen waren, wurden weitere Übertragungsversuche nicht in Betracht gezogen.
    »Oh, hallo, Fiorell«, grüßte Soscha den Hofnarren ein wenig desorientiert. Sie stemmte sich hoch und setzte sich auf die Bettkante. »Ihr seid schon etwas länger hier.«
    »Ja«, nickte Fiorell und machte

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