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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erzählen, wenn Ihr zurück seid«, rief er ihr von der Tür nach.« Sie winkte und bog in die nächste Gasse ab.
    »Fortschritte?«, sagte eine Grabesstimme in seinem Rücken.
    Der Possenreißer drehte sich zu Perdór um, dessen Lippen zwar von der Leimrute erlöst, aber dafür mit einer dicken Schicht Heilsalbe bedeckt waren. »Nanu, Majestät?! Habt Ihr Eure wählerische Schnute an heißem Kakao verbrüht?«, erkundigte er sich unschuldig. »Oder war es ein garstiges Wort, dass die Hautlappen rund um Eure Futterluke zum Explodieren brachte?«
    »Das war dein Werk, Spitzbube.« Der exilierte König hatte die Arme auf den Rücken gelegt und bebte, dass die Löckchen hüpften. »Die Haut haben sie mir abgerissen, diese Diener mit einem Feingefühl eines fingerlosen Sumpfungeheuers. Nur wegen deines hinterhältigen Anschlags.«
    »Ich? Was soll ich getan haben?«, fragte Fiorell gedehnt und legte die Fingerspitzen auf die Brust. »Wer verknotet denn anderen heimlich die Schnürsenkel unter dem Tisch?«
    »Ich bin der König. Das ist mein gutes Recht«, brummte Perdór missgelaunt. Offenbar nahm er seinem Spaßmacher den letzten Streich ernsthaft übel. »Und welche Fortschritte posaunst du hier herum?«
    »Soscha hat meinen Knöchel, der unter Euch zu Schaden kam, mit ihrer Magie geheilt«, erklärte der Hofnarr und machte eine demonstrative Bewegung mit dem Fuß. »Sie wird sicherlich auch etwas gegen Eure Schwelllippen tun können.«
    »Sicherlich.« Ansatzlos schnellten Perdórs Arme nach vorn und stülpten Fiorell die Narrenmütze über. Ein Geräusch ertönte, als träte man in Schlamm. »Nur ob sie deine Haare wieder wachsen lassen kann, darauf bin ich gespannt.«
    »Das habt Ihr nicht ehrlich getan, Majestät?!« Der Possenreißer wollte sich den schellenbesetzten Hut vom Schopf ziehen, doch der Filz, der Leim und seine Haarpracht hatten sich bereits miteinander verbunden. »Dafür werdet Ihr büßen!«
    »Verklag mich doch«, riet Perdór ihm mit einem bösartigen Grinsen, das Tzulan alle Ehre gemacht hätte.
    Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol,
Hauptstadt Ulsar, Frühsommer 459 n. S.
    G ovan, bekleidet mit einer besonders auffälligen Paradeuniform, ergötzte sich an dem Erstaunen der Ulsarer, die mit offenen Mündern ins Innere der Kathedrale strömten. Der Tadc stand an der Stelle, an der einst das Abbild des Gerechten seinen Platz gehabt hatte.
    Statuen jeglicher Art suchte man in dem riesigen, von hohen Säulen getragenen Bauwerk vergebens. Schlicht und schmucklos präsentierte sich der Innenraum. Von den Pfeilern hingen die Standarten der Bardri¢-Dynastie. In riesigen Eisenschalen flackerten unzählige Feuer und beleuchteten das Gotteshaus mit dunkelrotem Schein.
    Nicht die neue Schlichtheit zog die Menschen in ihren Bann.
    Es war die architektonische Veränderung, welche die Düsternis der Kathedrale dermaßen verstärkte, dass man unwillkürlich die Stimme senkte und mehr eingeschüchtert als ehrfurchtsvoll in das Bauwerk eintrat. Zumal die nicht minder finstere Fassade ihren Teil dazu beitrug, die Besucher einzustimmen. Nachträglich angesetzte schwarze Eisenspitzen, -dächer, -türmchen und Steinfiguren erweckten den Eindruck einer wehrhaften Festung, in der ein Furcht einflößender Herrscher hausen musste.
    Jeder, der sich überwand, durch das maulähnliche Portal zu schreiten und seinen Fuß auf die Steinplatten zu setzen, verstand augenblicklich, dass die Kathedrale in dieser Art wenig mit Ulldrael zu tun hatte.
    Anstelle der bunten Fensterbilder saß in erster Linie dunkles Glas in den Aussparungen. Übereinander angeordnete Rosetten schirmten mehr Strahlen ab, als sie hereinließen und filterten die Helligkeit auf ein eigenartiges Zwielicht herunter.
    Zwischen den Verstrebungen der Stützpfeiler befanden sich düstere, schmiedeeiserne Gebilde, die das Licht zusätzlich brachen und bizarre Schatten an die Wände und auf den Boden des Gebäudes warfen.
    Dennoch ließen sich die Ulsarer nicht abschrecken, denn sie alle wollten miterleben, wie der junge Tadc die Nachfolge seines Vaters offiziell antrat.
    Mehr als fünftausend Menschen füllten die Kathedrale, andere drängten sich wie seinerzeit auf dem Platz vor dem Gotteshaus zwischen den Ständen rund um die Statue von Lodrik.
    Doch der Tod des beliebten Kabcar schlug den Ulsarern sowie dem restlichen Reich aufs Gemüt, die Stimmung wollte nicht wirklich ausgelassen und fröhlich werden, da konnten sich die Musikanten noch so sehr Mühe

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