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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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geben. Dumpf hallten ihre Töne ins Gebäude, wurden leiser und leiser, als die Wachen die massiven, beschlagenen Portaltüren schlossen.
    Grabesstille breitete sich im Innenraum aus.
    Govan begab sich an den Platz neben seiner Schwester.
    Ein Blick aus den Augenwinkeln genügte ihr, um seine Aufregung zu erkennen. Kurz drückte sie seine Hand. Er lächelte angespannt zurück. Bis jetzt hatte er sie im Unklaren darüber gelassen, was er zusammen mit Nesreca plante. Ich vertraue auf die Umsicht Mortvas, dass Govan keinen Schaden anrichtet .
    Hoch über den Köpfen der Menschen schlugen Helfer die Klangscheiben an, deren Töne tiefer als gewöhnlich dröhnten.
    Als der letzte Schall verebbte, ertönte der Bardri¢Militärmarsch, zu dessen Melodie sich der Tadc getragenen Schrittes nach vorn begab.
    Ein überraschtes Murmeln lief durch die Kathedrale. Die Ulsarer warteten auf das Erscheinen der Ulldrael-Mönche. Doch von den Geistlichen fehlte jede Spur.
    Als der junge Mann seinen Platz erreichte, endete die Musik.
    Die Uniformstickereien aus purem Gold, die Edelsteine und Orden glänzten und reflektierten jeden noch so geringen Lichtschimmer und verliehen seiner Gestalt eine beinahe überirdische Aura.
    Zufrieden musterte Nesreca den Tadc und wartete darauf, zum Einsatz zu kommen. Es wird nicht mehr lange dauern, und er möchte etwas Besseres, Mächtigeres als ein Mensch sein , schätzte er die Machtgelüste seines ältesten Schützlings ein.
    »Tarpoler und Ulsarer! Untertanen!«, rief Govan in das Schweigen. »Heute werde ich dem Mann nachfolgen, dessen Bestimmung es war, für unser Land mehr als alle anderen vor ihm zu erreichen.« Er machte Pause, damit die Anwesenden ihren Erinnerungen nachhängen konnten. »Es war nicht rechtens, dass er durch einen feigen Hinterhalt sterben sollte. Trotz aller Magie gelang es ihm nicht, dem Anschlag der Kensustrianer zu entkommen. Und das hat auch einen Grund.« Theatralisch hob er die Arme. »Seht euch um. Nirgends werdet ihr das Abbild Ulldraels finden. Ich habe ihn für immer aus diesen Hallen verbannt.«
    Aus dem Flüstern wurde ein Raunen.
    »Ja, wundert euch nur. Aber vernehmt die Wahrheit: Einzig der sogenannte Gerechte trägt die Schuld daran, dass mein Vater und euer geliebter Herrscher dem Untergang geweiht war. Er nahm ihm in größter Not seine Kräfte, um ihn in die Hand der Feinde zu geben.« Klar und deutlich kam die Lüge über die Lippen des angehenden Herrschers, gerade so als berichtete er Tatsachen.
    Es ist noch zu früh , dachte Zvatochna, die der Rede mit Spannung lauschte. Sie werden ihm nicht glauben . Ärgerlich schaute sie zu dem Mann mit den silbernen Haaren, der entspannt auf seinem Sessel ruhte und sehr zufrieden aussah. Mortva hätte ihn davon abbringen müssen .
    »Ich habe gehört, wie er den Gerechten verzweifelt anflehte und es nicht verstand, warum er im Stich gelassen wurde«, fuhr Govan beschwörend fort. »Aber Ulldrael erklärte sich nicht. Für ihn war mein Vater nur ein Spielzeug.« Die Rechte fuhr anklagend nach oben. »Aus dem Himmel schoss der Strahl hinab, der gleiche Strahl, der ihn einst in Granburg traf und ihm die Magie schenkte. Weil der Gerechte mit dieser Tat sein wahres Antlitz zeigte, entsage ich fortan diesem Gott, der meinen Vater ein Opfer der Kensustrianer werden ließ.« Sein Arm senkte sich. »Ich fürchte den Zorn eines verschmähten Gottes nicht. Ich habe mich einem anderen zugewandt. Einem Wesen, auf das bereits mein Vater vertraute und auf das Ulldrael eifersüchtig war. Deshalb musste mein Vater sterben. Doch Tzulan ist mit mir. Und ihr werdet sehen: Mit ihm vollenden wir das, was Lodrik Bardri¢ begonnen hat. Ulldrael der Gerechte wacht nicht länger über uns! Fortan hält Tzulan seine schützende Hand über uns. Er zeigt sein Angesicht am Himmel, formt sich mehr und mehr aus den Sternen, um seine Macht zu verdeutlichen und unseren Gegnern zur Warnung zu sagen: Seht her!« Der Tadc breitete die Arme aus. »Seht her! Tzulan der Gebrannte wird all die vernichten, die nicht an ihn glauben.« Er machte eine umarmende Geste. »Und wir, das Volk von Tarpol, wir stehen auf seiner Seite.«
    Nesreca stand auf und brachte Govan die Krone. Das unermesslich kostbare Werk aus Iurdum, geflochtenem Gold und Silber, gespickt mit Edelsteinen und Karfunkeln, machte neben der Uniform des Tadc beinahe einen armseligen Eindruck.
    Govan nahm sie entgegen und hielt sie vorsichtig in den Händen. Dann hob er sie empor.
    Das Licht der

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