Die Quellen Des Bösen
eine tiefe Verbeugung. Sein Gesicht verzerrte sich etwas; bei dem missglückten Sprung musste er sich am rechten Knöchel verletzt haben. »Ich wollte nur nach Euch sehen. Diese Magie ist mir einfach nicht geheuer.«
»Pst«, machte die junge Frau. »Sagt so etwas doch nicht. Sie kann Euch hören.« Fiorell blickte erschrocken drein, und Soscha musste lächeln. »Nein, sie kann Euch natürlich nicht hören. Dennoch, sie nimmt Eure Anwesenheit sehr wohl wahr. Sie hat mir gleich mitgeteilt, dass ich nicht mehr allein im Raum bin.«
»Dann gibt sie einen ganz hervorragenden Wachhund für Euch ab«, grinste der Spaßmacher. »Ihr seid zu Scherzen aufgelegt? Heißt das, Eure gute Laune stammt von neuen Erkenntnissen?«
Soscha streckte sich ein wenig. »Ich lerne bei jeder Unterhaltung mit dieser Kraft hinzu. Aber sie ist nach wie vor sehr misstrauisch, ähnlich wie ein scheues Tier, das eine Zeit benötigt, um sich an Menschen zu gewöhnen.«
»Dass Euch die Magie mal nicht in die Hand beißt.« Fiorell erhob sich vorsichtig, um seinen lädierten Fuß nicht zu sehr zu belasten.
»Hat Euch denn etwas gebissen?«, erkundigte sie sich fürsorglich, stand auf und kam zu ihm.
»Oh, nein. Nur Seine Pralinigkeit geruhten, mit mir ein abgekartetes Spiel zu treiben. Dabei habe ich mir wohl etwas am Gelenk zugezogen. Ich bin auch nicht mehr der jüngste Hofnarr.«
Als Soscha das Hosenbein des Spaßmachers nach oben zog, zeigte sich darunter ein geschwollener Knöchel. »Das sieht nicht gut aus.« Sie schaute ihn prüfend an. »Dürfte ich ein Experiment mit Euch durchführen?«
Fiorell verstand sofort und hob die Arme. »Nein, nein, verehrte Soscha. Eher lasse ich mir von Seiner Dralligkeit auf die Zehen treten, als dass ich der Magie als Versuchskaninchen diene.« Soscha drückte leicht auf die dicke Stelle, der Possenreißer zuckte zusammen. »Autsch!« Er seufzte und ergab sich in sein Schicksal. »Na, was soll’s. Versucht, was Ihr wollt.«
Soscha gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und beugte sich zu der verletzten Stelle, legte die Hände darauf und schloss die Augen. Der Ilfarit ratterte in Gedanken ein Gebet nach dem anderen herunter.
Das Gelenk kribbelte, wurde warm, dann endete das Gefühl.
Die junge Frau öffnete die Lider, atmete tief durch. »Und?«
Probehalber trat er auf, innerlich auf den Schmerz gefasst. Aber es tat sich nichts. »Scheint geholfen zu haben.« Aus dem Stand absolvierte er einen Salto vorwärts. »Ihr seid besser als mancher Cerêler!«, rief er erstaunt aus. »Aber es hat nicht grün geschimmert. Wieso das?«
Soscha erhob sich und grinste zufrieden. »Das bleibt mir leider noch verborgen. Ich weiß nur, dass ich mit blauer Magie arbeite. Starker, potenter Magie. Und dass sie wohl auch in der Lage ist, Verletzungen anderer zu heilen. Ihr habt es selbst gesehen.«
»Ganz erstaunlich«, wunderte sich Fiorell immer noch. »Aber ich werde mich darüber gewiss nicht beschweren.«
Soscha schritt an ihr Schreibpult und notierte sich, was sie soeben mit Hilfe des Spaßmachers und der Magie geleistet hatte. Ihre Aufzeichnungen füllten mittlerweile zwei Hefte, Forschungsergebnisse, die in dieser Art und Weise in keiner Bibliothek standen.
»So, ich würde sagen, es reicht für heute.« Sie klappte den Einband zu und legte die Feder zur Seite. »Ich werde noch ein wenig durch die Stadt streifen.« Die junge Frau zog sich die Schuhe an und ging zusammen mit Fiorell hinaus. »Ich bin schon so oft unterwegs gewesen und entdecke jedes Mal wieder etwas Neues in den Gassen. Die Kensustrianer sind schon ein ganz erstaunlicher Schlag.«
»Haltet Euch von den Worrpa fern«, wies sie Fiorell auf die Gefahr hin und beschrieb die Tiere knapp. »Sie sind auf Menschen abgerichtet und würden ein so zartes Wesen wie Euch so schnell verschnabulieren, wie das Pummelchen Kekse verdrückt.«
Soscha lachte auf. »Wo ist denn eigentlich Seine Hoheit?«
»Och, dem verklebt bestimmt etwas gehörig den Gaumen«, freute sich der Hofnarr schelmisch und rieb sich die Hände. »Ihr hättet keine Freude an ihm.«
»Dass Ihr beide immer im Wettstreit liegen müsst, wer nun das letzte Wort beim Schabernack hat«, schüttelte die Ulsarin gespielt vorwurfsvoll den Kopf.
»Es ist eine gute Tradition«, verteidigte sich Fiorell. »Man braucht in Zeiten wie diesen gelegentlich etwas zum Lachen, sonst würde man schlicht verzweifeln.« Soscha trat hinaus. »Vergesst nicht, Seiner Majestät von Euren Fortschritten zu
Weitere Kostenlose Bücher