Die Quellen Des Bösen
trieben drei Dutzend gebundene und geknebelte Gestalten nach vorn. Die Tzulani mussten sie mit Rauschmitteln beruhigt haben, keiner machte Anstalten zu fliehen.
Govans Gesicht leuchtete auf. »Lasst mich es tun«, befahl er und zerrte das erste der verschreckten Opfer bis an den Rand des Schlundes. »Für dich, Gebrannter Gott! Mögest du stark und stärker werden!« Eigenhändig stieß er den Mann über die Kante.
Er verfolgte den Sturz, solange es die unergründliche Schwärze des Loches zuließ. Und möge meine Macht bald so groß wie die eines Gottes werden . Der Kabcar packte den Nächsten an den Haaren und kehrte zum Abgrund zurück.
Nesreca aber meinte, kurz ein irres Flackern in den Augen des Herrschers gesehen zu haben.
Kapitel IV
Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol,
zehn Warst vor der Hauptstadt Ulsar,
Frühsommer 459 n. S.
I n Gedanken versunken schritt Nerestro von Kuraschka in der Abenddämmerung den Weg zwischen den bunten, prachtvollen Zelten entlang, in denen achtundvierzig Ritter der Hohen Schwerter, der Orden zu Ehren des Gottes Angor, mitsamt ihrem Gefolge nächtigten. Die restlichen Angehörigen des Ordens würden im Lauf des morgigen Tages zu ihnen stoßen und den Tross vervollständigen.
Die Wachen befanden sich auf ihren Posten. Ausreichend viele Kämpfer verfügten über einen leichten Schlaf, um bei einer Bedrohung sofort nach den Waffen greifen und den Orden verteidigen zu können. Und dennoch vermochte der Großmeister das ungute Gefühl nicht abzuschütteln, das er seit der Einladung zu diesem Wettstreit in der Hauptstadt in sich trug.
Was nutzen scharfe Schwerter und das Beherrschen von Kriegsmanövern, wenn der Feind sich nicht an die Regeln hält? , grübelte er schwermütig.
Auch sein Seneschall, Herodin von Batastoia, sowie Rodmor von Pandroc teilten seine Ahnung. Aber dagegen angehen konnten sie nicht. Der Wortlaut der Einladung gewährte nicht den leisesten Spielraum, um eine Ausrede zu ersinnen, unter der man die Abhaltung des Turniers verweigerte. »Zum Ruhm des hoheitlichen Kabcar, Lodrik Bardri¢, heldenhafter Retter und Bewahrer des Reiches Tarpol, großmütiger Befreier von Unterdrückung und unbotmäßiger Herrschaft«, lautete der an sich harmlos wirkende Satz. Die Reihung der Titel und der Verweis auf das Geleistete machten eine Absage unmöglich. Genauso gut hätte man dem Leichnam ins Gesicht spucken können.
Alle wussten, dass Bardri¢ es gewesen war, der die Neugründung der Hohen Schwerter erlaubte und ihre endgültige Auflösung vereitelte. Und das Volk Tarpols würde die Weigerung des Ordens nicht verstehen, geschweige denn hinnehmen.
Wenn es eine Falle sein sollte, um an die letzten aldoreelischen Klingen zu gelangen, ist sie sehr abscheulich ausgelegt . Nerestro spielte mit einer goldgelben Bartsträhne, die sanft gegen die Brustpanzerung schlug. Nur Nesreca ist zu so etwas fähig. Aber wenn er unsere Waffen haben will, wird er bluten. Es könnte die Gelegenheit sein, das Scheusal für immer von Ulldart zu tilgen .
Ein stechender Schmerz im Rücken brachte ihn dazu, die Zähne zusammenzubeißen. Die verschlissenen Wirbel revoltierten gegen das Gewicht der Metallpanzerung. Verdammte Zipperlein. Ich sollte schon lange unter der Erde sein. Aber Angor gönnt mir den Tod im Wettstreit nicht . Ein grimmiges Lächeln legte sich auf sein Antlitz. Vielleicht dieses Mal. Herodin wäre ein guter Nachfolger .
Brummelnd legte er eine Hand an den Fahnenmast, an dem die prunkvolle Standarte der Hohen Schwerter weithin sichtbar hing, und dehnte sich vorsichtig, um die Knochen dazu zu bringen, wieder in die alte Position zu springen oder wenigstens eine zu finden, die ihm weniger Schmerzen bereitete. Sein Blick fiel zufällig auf eine weniger prächtige Zeltwand einer Knechtsunterkunft, auf der man die Schatten eines Mannes und einer Frau beim Liebesspiel erkannte, bis der Mann die Hand auf den Docht presste und das Innere der Unterkunft verdunkelte. Wuchtig hämmerte die geballte, gepanzerte Faust des Großmeisters gegen das runde Holz des Mastes. Der flüchtige Anblick hatte ihm die qualvollen Erinnerungen an Belkala zurückgebracht, die einzige Frau, die sein stolzes Herz jemals erobert hatte. Und die nach ihrer Verstoßung durch ihn nichts als eine blutende Ruine an dieser Stelle hinterlassen hatte.
Er presste die Stirn an das raue Holz. Ich büße schon so lange dafür, dass ich sie verjagt habe. Wann hat es ein Ende?
Eine Hand legte sich sanft von hinten auf
Weitere Kostenlose Bücher