Die Quellen Des Bösen
die Nesreca für uns auslegt. Die aldoreelischen Klingen sollen nicht ihm gehören.« Er schenkte Tokaro ein Lächeln. »Und nun freue dich auf das Turnier und deine Schwertleite, mein Sohn.«
Der Junge verneigte sich und verließ das Zelt.
Ordensritter , wiederholte er still, fassungslos vor Glück. Auch wenn es ihm ein bisschen albern erschien, er lief zu den Stallzelten und berichtete Treskor von den aufregenden Ereignissen, die ihn in Ulsar erwarten sollten.
Der Hengst spielte mit den Ohren, schnaubte und spürte die Erregung seines Herrn. Nach einem Kuss auf die Nüstern machte sich Tokaro auf in sein eigenes, kleines Zelt.
Die leichte Panzerung und die Kleider flogen auf den vorgesehenen Ständer, in Gedanken war er bei einer Frau.
»Was könnte ich Zvatochna wohl sagen?«, sinnierte er halblaut vor sich hin. »Wie geht es dir, Lügenluder? Willst du deinen Anhänger zurück?« Grinsend malte er sich die abenteuerlichsten Szenerien aus, in denen er bei Wortduellen mit der mächtigsten Frau Ulldarts als Sieger hervorging. Oder ignoriere ich sie besser vollständig, damit ich jeden Ärger vermeide?
Während er in Phantasien schwelgte, streifte er sich das dünne Leinenunterhemd über den Kopf und stand mit nacktem Oberkörper im Zelt. Er hörte nicht, wie die Stoffbahnen des Eingangs bewegt wurden. Erst als ihn der hereinströmende Nachtwind zum Frösteln brachte, verstand er, dass er nicht allein war. Mein Brandzeichen!
Als er sich umwandte, fehlte vom Eindringling jede Spur.
Hastig legte er sich seinen Umhang über die Schultern und warf fluchend einen Blick nach draußen. Aber er entdeckte niemanden, der sich in irgendeiner Weise auffällig verhielt. Keiner schrie Zeter und Mordio ob der unglaublichen Entdeckung, die er auf dem Rücken des angehenden Ritters erspäht hatte.
Langsam zog er den Kopf zurück, plumpste auf sein Bett und trat wütend gegen die Stiefel. Wer war das? Und was hat er gesehen? Seufzend legte er sich auf die Seite und deckte sich zu.
Die Ungewissheit ließ ihn nicht einschlafen. Jedes Mal, wenn eine Wache seinen Eingang passierte, rechnete er damit, dass eine Abordnung aufmarschierte und ihn vor den Großmeister zerrte, um diesem das Zeichen der Ausgestoßenen zu weisen. Eine Zeit lang dachte er ernsthaft an Flucht.
Irgendwann übermannte ihn doch die Müdigkeit, und Tokaro glitt in einen unruhigen Schlummer, der ihm beim Erwachen am nächsten Morgen keine Erholung gebracht hatte.
So beschloss der junge Mann mit den tiefblauen Augen, die etwas mysteriöse Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
Eine Woche darauf erschienen die Hohen Schwerter in Ulsar.
Die rund dreihundert Mann starke Truppe hatte sich vor den Mauern der Stadt niedergelassen und die Zelte errichtet.
Danach ritten die sechzig Ordenskrieger in voller Rüstung durch das Haupttor, begleitet von wehenden Standarten, Wimpeln, den eigenen Musikanten und Knappen, die sie wie ein geordneter Bienenschwarm umgaben.
Doch die Instrumente schwiegen. Das Hauptbanner, das seit der Neugründung des Ordens das Wappen der Bardri¢ in sich trug, wurde auf Halbmast vorneweg getragen.
Als der herrlich anzuschauende, blinkende und blitzende Tross durch die Straßen ritt, drängten sich die Menschen an den Rändern der Wege und an den Fenstern, um einen Blick auf die merkwürdig anzuschauenden Kämpfer zu erhaschen, deren martialische Pracht so seltsam antiquiert wirkte.
Die Route des Trupps, an dessen Spitze unmittelbar nach der Fahne der imposante Nerestro von Kuraschka und ein wenig versetzt neben ihm Herodin von Batastoia ritten, wich plötzlich von der erwarteten ab. Die Ulsarer standen entlang der Straße zum Palast, weil sie annahmen, der Großmeister wolle den neuen Kabcar beglückwünschen. Aber die Ordenskämpfer bewegten sich zielstrebig in Richtung des Marktplatzes, ohne ein Anzeichen darauf, dass es sich um einen Irrtum ihres Anführers in der Wahl der Strecke handelte. Als die Bewohner verstanden, was die Ritter beabsichtigten, entstand ein Murmeln in ihren Reihen.
Schweigend erreichten sie den Ort, an dem die Statue von Lodrik stand.
Nerestro rief ein paar Befehle, die Doppelreihe der Gerüsteten fächerte auseinander und bildete eine Linie. Langsam trabten die fünf Dutzend Mann auf das Ehrenmal zu und formierten sich zu einem Dreieck, dessen Spitze auf den Sockel des in Bronze gegossenen, überlebensgroßen Toten wies. Ein weiterer Befehl, und die Abteilung hielt an, die Lanzen senkten sich nacheinander
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