Die Quellen Des Bösen
Anbetracht der Geschichte des Ordens«, präzisierte der Kabcar nüchtern. »Ich rechne mit der gleichen Treue. Seid Ihr bereit, Euren Eid von damals nun auch vor mir zu wiederholen?«
Nerestro musste sich beherrschen, um keine allzu unbotmäßige Erwiderung anzusetzen.
Govan ist ein sturer, undiplomatischer Trampel . Die Tadca versuchte, den Ritter mit beschwichtigenden Blicken zu besänftigen. »Verzeiht meinem Bruder, wenn er etwas hart erscheint. Der Tod unseres geliebten Vaters«, ihre Stimme wurde brüchig, »und die Gewissenlosigkeit der Tat, mit der die Kensustrianer gegen uns vorgingen, macht uns alle zu anderen Menschen.« Die junge, wunderschön anzusehende Frau zückte ein Taschentuch und tupfte sich ein paar Tränen aus dem Augenwinkel. Die Schultern des Tadc bebten ein wenig, ein dumpfes Schluchzen drang aus der breiten Brust.
»Ich weiß, wie es ist, sich derart verloren zu fühlen«, sagte der Großmeister erweicht.
»Ich danke Euch für Euer Entgegenkommen und Eure Rücksichtnahme«, meinte der Kabcar mit einem verächtlichen Zug um die Lippen. »So schwört denn, dass Ihr mir und dem Hause Bardri¢ die Treue halten werdet, jetzt und was immer die Zukunft bringen möge.« Sein Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an. »Und schwört, dass jede noch so kleinste Verfehlung das Ende von Euch und dem Orden sein wird.«
Nerestro erhob sich, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und erwiderte den Blick des Throninhabers. »Ich leiste gern den Eid auf das Haus Bardri¢. Doch das Schicksal des Ordens von dem Verhalten und möglichen Verfehlungen Einzelner abhängig zu machen die Angor verhüten möge das kann ich beim besten Willen nicht tun, hoheitlicher Kabcar.«
Govan sog lautstark die Luft ein. »Ich gebe Euch etwas Bedenkzeit, wenn Ihr wollt.«
»Und ich frage Euch, was Ihr damit bezweckt?«, polterte der Großmeister los. »Hat Euch Euer Berater zu diesem Wortlaut geraten?« Er streckte den Finger aus und deutete auf den verwirrt blickenden Nesreca. »Hütet Euch vor den Einflüsterungen dieses Mannes, hoheitlicher Kabcar. Ihr tätet Euch selbst einen Gefallen, wenn Ihr Euch auf Euer eigenes Urteilsvermögen verlasst, ehe Ihr dem folgt, was Euch Nesreca empfiehlt.« Sein Arm sank, die Augen hefteten sich auf den jungen Herrscher. »Und ich habe den Eindruck, dass er schon wieder etwas beabsichtigt.«
Govan sprang zornig auf. »Großmeister, hütet Eure Zunge!«
»Dann fragt ihn, was er mit …« Seine Aufmerksamkeit fiel durch Zufall auf das Schwert an der Seite des Herrschers von Tarpol. Die Entdeckung verschlug ihm die Sprache.
»Wonach soll ich ihn fragen?«, verlangte der Kabcar schneidend zu wissen.
` Nerestro deutete eine Verbeugung an. »Verzeiht, hoheitlicher Kabcar, dass ich meiner Leidenschaftlichkeit erlaubte, mein Benehmen hinfort zu reißen. Aber es ist ähnlich wie bei Euch. Der Schmerz über den Verlust des großen Staatsmannes und Feldherrn trübt das Urteilsund Denkvermögen«, leistete er untertänig Abbitte. »Man sagt Dinge, die man danach nicht mehr versteht.« Herodin betrachtete ihn von der Seite, als hätte der Großmeister den Verstand verloren. »Ich entschuldige mich bei Euch, Nesreca«, wandte er sich an den Berater, lächelte ihn an und legte dabei eine Hand absichtlich an den Griff seiner aldoreelischen Klinge. »Aber Ihr dürft mich gern zu einem Duell um Eure Ehre herausfordern, wenn Ihr darauf besteht.«
Abwehrend hob der Mann mit den silbernen Haaren die Hand. »Nein, vielen Dank, werter Großmeister. Daraus entstand schon einmal Ungemach. Ich bin nach wie vor kein Freund des Schwertes und überlasse das Kämpfen denen, die etwas davon verstehen. Und meine Ehre wird damit sehr gut leben können, von einer Persönlichkeit wie Euch ein wenig angekratzt worden zu sein.« Er machte einen nachsichtigen Eindruck. »Ich weiß, dass Ihr mir nicht sonderlich gewogen seid, aber Ihr seid wenigstens ehrlich. Das schätze ich.«
»Ja, diese Eigenschaft besitzt heutzutage beinahe keiner mehr auf Ulldart«, stimmte Nerestro zu. »Hoheitlicher Kabcar, ich erkläre vor allen Mitgliedern der hoheitlichen Familie, dass die Hohen Schwerter dem Hause Bardri¢ stets ergeben sein werden. Alles andere kann und werde ich nicht belobigen.«
»Nun denn«, meinte Govan sichtlich missgestimmt. »Ich akzeptiere diesen Eid. Führt das Turnier durch und zollt meinem Vater den Respekt, den er verdient hat, und danach kehrt zu Eurem ritterlichen Tagesgeschäft zurück.« Der
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