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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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junge Mann erhob sich und verbarg seinen Ärger über das Verhalten des Großmeisters nicht. »Ihr könnt gehen, Nerestro von Kuraschka. Und vergesst nicht, beim Standbild meines Vaters vorbeizusehen.«
    Die beiden Ordenskrieger schritten rückwärts in Richtung des Ausgangs. »Dort waren wir bereits, hoheitlicher Kabcar«, sagte Nerestro ernst. »Es ist eine gelungene Statue, ein würdiges Abbild des Mannes, dem das Land und die Menschen treu zu Füßen lagen.«
    »Und so wird es bei mir weitergehen«, verabschiedete Govan die Gäste.
    »Großmeister«, schallte Krutors Stimme aufgeregt durch den Saal. Die ganze Zeit über hatte er sich im Zaum halten können, doch nun musste er sich eine drängende Frage von der Seele reden. »Großmeister, darf ich auch ein Ritter werden?« Bewundernd hingen seine Augen an den schimmernden Rüstungen. »Ich würde ein aufrechter Krieger zu Ehren Angors sein.«
    Nerestro lächelte den verunstalteten Tadc an, der ihn um mehr als die Hälfte überragte. »Daran zweifele ich nicht, hoheitlicher Tadc. Seht Euch in aller Ruhe das Turnier an und überdenkt Eure Bitte. Es wäre uns zwar eine sehr große Ehre, ein Mitglied der Bardri¢-Familie in unseren Reihen zu haben, doch es sprechen gewisse Maßgaben eher dagegen.«
    »Ist es, weil ich ein Krüppel bin?« Die breiten Schultern des riesigen Jungen sanken enttäuscht herab.
    Herodin eilte seinem Freund und Vorgesetzten zur Hilfe. »Hoheitlicher Tadc, wir sind ein Orden, der ganz auf die Kraft der Pferde setzt. Wenn Ihr ein Reittier besitzt, das Euch trägt …«
    Krutor seufzte und kniff die Mundwinkel zusammen. »Nein«, räumte er traurig ein. »Nein, Ihr habt Recht. Ich bin dumm.«
    Weil Großmeister und Seneschall nicht wussten, was sie erwidern sollten, verneigten sie sich hastig und verließen das Audienzzimmer, um sich nach draußen zu begeben.
    »Der Junge dauert mich«, meinte Herodin unterwegs. »Wäre es nicht möglich, eine Ausnahme zu machen?«
    »Und ihn damit erst recht zur Zielscheibe von Spott und Hohn zu machen?« Er legte seinem Untergebenen eine Hand auf die Schulter. »Glaubt mir, es tat mir Leid, ihn enttäuschen zu müssen. Aber er in unseren Reihen? Als was? Als unstandesgemäßer Fußsoldat? Oder soll er zwischen unseren Pferden mit nach vorn stürmen? Soll er sich beim Lanzengang zu Fuß in die Schranken begeben und gegen uns anrennen? Wir haben dem Tadc einen Gefallen getan, indem wir ihn abwiesen.«
    Im Hof angekommen, halfen die Bediensteten dem Großmeister per Winde in den Sattel. Der Tross setzte sich in Bewegung, um in der Zeltstadt weitere Vorbereitungen für den Wettstreit zu treffen.
    »Ist Euch aufgefallen, welche Waffe der Kabcar an seiner Hüfte trägt?«, fragte Nerestro den Seneschall, als sie sich vom Palast entfernt hatten.
    Herodin überlegte. »Es war ein ungewöhnliches schmuckloses Schwert, wenn ich mich richtig erinnere«, gab er seine Beobachtung wieder. Nach kurzem Grübeln schaute er bestürzt zum Großmeister hinüber. »Bei Angor! Der Griff hatte Ähnlichkeit mit dem einer aldoreelischen Klinge.«
    »Ich bin mir sicher, dass es eine solche Waffe war«, sagte Nerestro grimmig. »Die Art des Jungen gefiel mir schon bei seinen ersten Worten nicht. Da er eine aldoreelische Klinge führt, deren Besitz er sogar noch vor anderen verheimlicht, fühle ich mich in meiner Ansicht bestätigt, dass Nesreca ihn im eigenen Sinn erzogen hat. Es klebt das Blut unserer ermordeten Brüder an den Händen des neuen Kabcar.«
    »Aber was machen wir nun?« Der Seneschall schien ratlos.
    »Zuerst führen wir das Turnier durch, vielleicht ergibt sich etwas, aus dem wir Vorteil ziehen können«, sagte der Großmeister entschlossen. »Anschließend ziehen wir uns so schnell wie möglich in unsere Hauptfeste zurück und harren aus. Die Debatte über den Sinn von Treueschwüren werde ich nun mit Freuden führen.«
    »Wenn es uns die vergangenen Taten der Kensustrianer nicht unmöglich machten, mit ihnen zu paktieren, hätte ich vorgeschlagen, dass wir uns zu den Grünhaaren begeben und vereint gegen die Tzulandrier kämpfen«, äußerte Herodin seine Gedanken laut. »Diese Brut von Tzulans Kontinent zu tilgen kann nur im Sinne von Angor sein. Und wir hätten nicht gegen den Schwur gehandelt.«
    »Wir werden sehen«, meinte Nerestro finster, während er sich im Sattel zur Seite drehte, um einen Blick auf den Palast und danach auf die Kathedrale zu werfen. Die Vorzeichen zur Rückkehr der Dunklen Zeit standen noch

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