Die Quellen Des Bösen
einem gewissen Maß üblich.
Auch der Großmeister und der Seneschall traten gegeneinander an. Nerestro von Kuraschka beförderte seinen Stellvertreter erst im fünften Umlauf aus dem Reitsitz und hatte große Schwierigkeiten, sich nach einem gut platzierten Treffer gerade auf dem Rücken des Pferdes zu halten. Dennoch setzte er sich bis zum Abend gegen die restlichen Streiter durch. Am folgenden Tag sollten die Knappen zeigen, wie es um ihr Können stand.
Die hoheitliche Familie ließ es sich im Anschluss nicht nehmen, zu den Rittern zu gehen und ihnen persönlich zu danken.
Während sich Govan mit dem Großmeister unterhielt und sich offensichtlich Mühe gab, den schlechten Eindruck zu tilgen, den er bei seinem ersten Treffen hinterlassen hatte, beobachtete Nesreca sehr aufmerksam die Gesichter der Knappen, die ihre tagtäglichen Übungen durchführten.
Zwei Gruppen schienen sich gebildet zu haben. Die kleinere scharte sich um einen stattlichen jungen Mann von gutem Wuchs. Dessen Augen sprühten Tod und Verderben, als der Großmeister von der vorgesehenen Schwertleite seines Ziehsohnes sprach, die im kleineren Kreis vor der Abreise aus Ulsar stattfinden sollte.
Der Konsultant grinste zufrieden. Wenn mich mein Gefühl nicht zu sehr täuscht, werde ich meinen Zeugen aus den Reihen des Ordens bekommen. Die Hohen Schwerter sind bald nur noch in den Büchern der Chronisten zu finden. Ein schnell befragter Diener berichtete ihm, dass es sich um Albugast handelte, den ehemaligen Knappen des Großmeisters, der zugunsten des Ziehsohnes ausgetauscht worden war. Der Heißsporn ist sehr, sehr nachtragend, wie mir scheint. Keine ritterliche, aber eine für mich durchaus praktische Tugend.
Zvatochna hörte dem Gespräch ihres Bruders nur mit halbem Ohr zu. Ihre braunen Augen suchten die Umgebung ab, ob sie den Angorgläubigen entdeckte, der ihrem Blick so frech standgehalten hatte.
So schlenderte sie langsam durch das Lager, spähte verstohlen in Zelteingänge, schaute sich in allen Ecken und Winkeln so unauffällig wie möglich um, ohne jedoch fündig zu werden.
Krutor befand sich dort, wo es ihn immer hinzog: mitten unterm einfachen Volk.
Er half den verdutzten Ritterknechten beim Säubern der Pferde, wobei es ihm bei seinen ungeschlachten Ausmaßen keinerlei Mühe bereitete, Sattel und Panzerung der Reittiere abzunehmen.
Als handelte es sich bei den schweren Metallplatten um leichte Bleche, nahm er sie behutsam herunter und reichte sie dem Gesinde. Danach bürstete er das Fell mit einer Akribie, dass es die Bediensteten in helles Staunen versetzte. Die Pferde der Ritter, geschult durch jahrelange Übungen, ertrugen die Anwesenheit des fremden, einschüchternd großen Menschen kaltblütig. Andere Artgenossen hätten schon lange die Flucht ergriffen.
»Ich habe dich gleich erkannt«, raunte er einem besonders schönen Schimmel ins Ohr. »Weißt du, wer ich bin?« Liebevoll strich er dem Hengst über die Nüstern und kraulte ihn unterm Kinn. »Ich verrate dich nicht. Du sollst bei den Rittern bleiben.«
»Verzeiht, hoheitlicher Tadc«, näherte sich Tokaro dem riesenhaften Krüppel, immer noch Rüstung und Helm tragend. »Er kann unberechenbar gegenüber Fremden sein.« Er wollte die Gefahr einer Entdeckung so gering wie möglich halten, und das geschlitzte Visier bot ihm einen recht guten Schutz vor neugierigen Blicken. Sein Schicksal wollte er keinesfalls herausfordern.
Krutor wirbelte herum. »Oh, nein, keine Angst, Herr Ritter. Ich mache das Pferd nicht kaputt.«
»Ganz im Gegenteil«, beruhigte ihn Tokaro und klopfte seinem Schimmel auf den muskulösen Hals, dass der Vierbeiner schnaubte. »Ihr macht das sehr gut. Es gefällt ihm. Sonst lässt er niemanden an sich heran.«
»Treskor ist ein schönes Pferd«, sagte der missgestaltete junge Mann freundlich. Sein entstelltes Gesicht verzog sich, als er zu lächeln versuchte. Dann beugte er sich nach vorn. »Das ist das Pferd des Rennreiters meines Vaters«, raunte er mit Verschwörermiene. »Eigentlich müsstet Ihr es uns zurückgeben, weil der Dieb getötet wurde. Aber wir haben keine so guten Reiter wie der Orden.« Mit ausladenden Bewegungen striegelte er weiter. »Daher schenke ich es Euch.«
Tokaro versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ihr scheint ein gutes Gedächtnis zu haben, hoheitlicher Tadc.«
Krutor feixte. »Der Reiter war ein ganz Netter, nicht so wie die anderen. Ich hätte ihn gern zum Freund gehabt.«
»Er Euch auch«, kam es ein wenig
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