Die Quellen Des Bösen
zum Ausgang. »Es käme allerdings nur in Frage, wenn Ihr mir weitere Informationen zu diesem Adoptivsohn geben würdet. Unter Umständen handelt es sich dabei um einen sehr gefährlichen Gesetzeslosen, dem es vor Jahren gelang, sich der Rechtsprechung des Kabcar zu entziehen.«
»Und was würde mit ihm geschehen, wenn man ihn fasste?«, erklang die halblaute Frage des Knappen in seinem Rücken.
Wer sagt es denn, Tzulan? Nesreca stand still und gönnte sich ein abgründiges Lächeln, bevor er sich mit einem wohlgefälligen Gesichtsausdruck Albugast zuwandte. »Dann würden wir Anklage gegen ihn erheben und ihn verhaften. Er wäre für immer ein Insasse der Verlorenen Hoffnung.« Bedauernd hob er die Achseln. »Aber wo es keinen gibt, der ihn anzeigt, können wir natürlich nichts tun. Die Belohnung, die einem solchen Mann zusteht, ist äußerst hoch.« Er nickte dem angehenden Ritter zu und schritt zum Ausgang. »Erinnert Euch, Albugast«, riet er ihm abschließend. »Dann erwartet Euch noch viel mehr als nur der Ritterschlag, das verspreche ich Euch. Es könnte der Anfang von etwas völlig Neuem werden.« Nesreca verschwand in die Nacht.
Der junge Mann sank seufzend auf sein hartes Feldbett und überdachte das Gehörte.
In den frühen Morgenstunden begannen die Knappen mit ihrem Wettstreit, bei dem es in erster Linie darum ging, sich zu behaupten und weitere Erfahrung mit Pferd und Lanze zu sammeln.
Govan verfolgte die Mühen mit offensichtlicher Langeweile. Dafür saßen ein begeisterter Krutor und eine gespannte Zvatochna in der Ehrenloge, die jeden Tjost aufmerksam verfolgten. Natürlich fand sich auch der Konsultant ein.
»Ich habe eine kleine Attraktion arrangiert«, erklärte er dem Kabcar, »die dem Volk und dem Feind zeigen wird, dass unsere Waffenerfinder keineswegs schlafen. Dabei habe ich mir die Freiheit herausgenommen, auch Euch damit zu überraschen.« Er setzte sich neben seinen Schützling. »Und bevor Ihr mich zurechtweist, Hoher Herr, es ist kein wirkliches Geheimnis, ich wusste nur früher darüber Bescheid.«
»Nun seid Ihr im Irrtum, Mortva«, gab Govan zurück. »Ich weiß, was meine Tüftler ersonnen haben, und dass Ihr dieses … diese Erfindung vorführen möchtet, finde ich sehr gut.« Er wies nach unten auf den Turnierplatz, wo ein weiterer Knappe in den Staub fiel und der Sieger seinen verdienten Applaus erhielt. »Es wird ihnen zeigen, dass man sie auf dem Schlachtfeld nicht länger benötigt. Niemand wird ihnen nachweinen.« Seine braunen Augen wanderten ziellos über das Geschehen. »Nun, ich werde ihnen eine letzte Freude gönnen, bevor ich sie ihrer Vernichtung zuführe.«
Der Kabcar stand auf und ließ die Signalhörner schmettern. »Höret, ihr Knappen. Ich habe beschlossen, dass ihr nicht allein um eure Ehre kämpfen sollt.« Govan deutete auf die Ehrenloge mit den Adligen und deren Familien. »Ein jeder suche sich seine Favoritin aus, für die er in die Schranken reitet. Da ich weiß, dass das Rittertum eine teure Angelegenheit ist, erhält der Sieger des Wettstreites das Gewicht seiner Dame von mir in Gold aufgewogen.«
Die Ulsarer klatschten, die Knappen schlugen gegen die Schilde, um ihre Zustimmung zu zeigen. Nacheinander ritten die angehenden Ordensritter heran, um die Lanzenspitze vor dem Mädchen zu senken, das sie sich auserkoren. Auch den jungen Frauen bereitete es sichtliches Vergnügen, dass nun jemand mit ihren Farben stritt und ihren Namen wenigstens am heutigen Tag berühmt machte.
Zvatochna schaute über die Menge der Knappen, ob sie nicht den Jungen entdeckte, der Nerestros Wappen auf der Brust trug. Tatsächlich bewegte sich der Ziehsohn des Großmeisters als Vorletzter gemächlich auf die Loge zu.
Nesrecas Augen verengten sich zu Schlitzen, als er das Pferd betrachtete. Wenn dieser Schimmel nicht einst im Stall des hoheitlichen Reiterhofes stand, trete ich augenblicklich zu den Ulldraelgläubigen über . Er griff sich ein Fernrohr und spähte nach dem Brandzeichen, das er auf der linken Hinterbacke des Streitrosses vermutete. Doch anstelle des Wappens des Kabcar prangte auf der anderen Seite das Symbol der Hohen Schwerter. Ob Tzulan mir die Konvertierung übel nehmen wird? , dachte er bei sich.
Die geschliffene Linse ruckte zurück, auf dass er das Gesicht genauer betrachten konnte. Doch das Visier behinderte die Sicht, und der Konsultant erlangte bezüglich seines Verdachts noch immer keine Gewissheit. Ärgerlich schob er das Fernrohr zusammen und
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