Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
aus. Du wirst mir meine Pläne nicht vermiesen, Lodrik.
    Zwei Tage später, zu Beginn des Turniers, musste der Konsultant sich allerdings eingestehen, dass sich die Meldung verselbstständigt hatte und die Gerüchteküche um den Verbleib Lodriks nur so brodelte.
    Ein Teil der Menschen glaubte an die kensustrianische Version der nachträglichen Schändung des Leichnams, ein anderer Teil bevorzugte die Möglichkeit, der geliebte Herrscher taumele nach dem Attentat und dem Verlust seiner Magie hilflos durch die Wälder. Wieder andere sprachen hinter vorgehaltener Hand davon, der Herrscher habe sich in Luft aufgelöst, um in Zeiten der Bedrängnis in einem Lichtschein zum tarpolischen Volk zurückzukehren.
    So sehr Nesreca den Gegner im Süden verantwortlich machen wollte, die Ulsarer vergaßen die anderen Möglichkeiten nicht, sehr zum Ärgernis von Govan und Zvatochna. Krutor dagegen gehörte zu denen, die lieber annahmen, Lodrik irre umher und warte auf Beistand.
    Und nicht zuletzt trug der Berater indirekt zur allgemeinen Verwirrung und dem Aufkommen von neuem Gerede bei.
    Als ihm einfiel, Hemeròcs Auftrag zurückzuziehen, hatte der Zweite Gott seine Arbeit bereits verrichtet und den Leichnam dort abgelegt, wo er von den letzten, bereits im Abzug befindlichen Helfern entdeckt wurde. Der zweite »Lodrik« machte die Verwirrung perfekt.
    Umso schlimmer, die beigebrachten Verstümmelungen reichten nicht aus. Ein Ulsarer mit zwielichtiger Vergangenheit, der zu diesen Hilfsarbeitern gehörte, behauptete gar, dass der Tote ein Bekannter von ihm gewesen sei, und verwies auf eine Narbe am Rücken des Leichnams, die man unter dem zerschlissenen Hemd sehen konnte.
    Bevor der Mann weiter Unruhe verstreute, verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Sein Verschwinden goss noch mehr Öl ins Gerüchtefeuer.
    Govan schäumte vor unbändiger Wut, magische Eruptionen erhellten den nächtlichen Himmel über Ulsar, die man den Bewohnern mit Hass auf die schändlichen Kensustrianer und immense Trauer erklärte. Nichtsdestotrotz, das Turnier der Hohen Schwerter zum Andenken an den Kabcar, der sie zu neuem Glanz erblühen ließ, sollte stattfinden, ungeachtet der neuen, nach wie vor unbestätigten Nachrichten über den Verbleib Lodriks.
    Den gefundenen Leichnam bestattete Govan unter Einhaltung der notwendigen Rituale. Die Ulsarer nahmen regen Anteil an der Zeremonie, wenngleich die Unsicherheit deutlich in der Luft lag.
    Niemand wagte es, seine Zweifel laut auszusprechen, als der Holzstapel Feuer fing und den Toten in Brand setzte. Genügend Gesichter drückten die Vorbehalte ohne Worte aus. Vorerst wollte Nesreca daran festhalten, dass es sich um den echten Lodrik handelte, den man im Steinbruch gefunden habe. Bei Bedarf würde er die kensustrianische Variante neu aufleben lassen, um den Volkszorn zu schüren.
    Hoch erhoben sich die imposanten Holztribünen rechts und links des Turnierplatzes, auf denen Platz für viertausend Menschen geschaffen worden war. In der Ehrenloge befanden sich die Sitze für die hoheitliche Familie und den neu gegründeten Stand der Adligen und Großbauern.
    Schon am frühen Morgen füllten sich die Bänke mit Schaulustigen; man brachte sich Proviant mit, um das Spektakel beobachten zu können, ohne Hunger und Durst leiden zu müssen.
    Nachdem sich der Kabcar samt seinen Geschwistern und den Reichen des Landes in den Sesseln niedergelassen hatten, begannen die Hohen Schwerter ihren Einritt in strenger Formation. Wimpel, Banner und Fahnen wehten stolz im seichten Wind, die militärische Musik von Pauken und Trompeten unterstrich den Gesamteindruck. In Höhe der Loge der hoheitlichen Familie grüßten die Ritter mit gesenkten Köpfen.
    Einer der Gerüsteten an der Seite des Großmeisters hielt den Kopf etwas länger in Richtung der hochgestellten Geschwister gerichtet, die Augen hinter dem Visier schienen auf die Tadca fixiert. Zvatochna lächelte dem Ritter zu, doch der Neuadlige Tchanusuvo empörte sich halblaut über den unstandesgemäßen Blickkontakt zur Schwester des Kabcar.
    Die Tjosten begannen. Die Ordenskrieger schonten dabei weder sich noch das Material und fochten zur Ehre des verstorbenen tarpolischen Herrschers, als säße ihnen ein Kensustrianer im Sattel gegenüber.
    Der Reihe nach gingen Ritter scheppernd zu Boden, gelegentlich schlugen sie gegen die Bande oder auf die Mittelschranke, glücklicherweise ohne größere Verwundungen zu erleiden. Brüche, Verstauchungen und Ausrenkungen waren bis zu

Weitere Kostenlose Bücher