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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Turniers würde er seine Spione überall haben. Jeder noch so kleine Disput, ja selbst der geringste missgünstige Blick würde ihm gemeldet werde, sodass er seinen Nutzen daraus ziehen konnte. Dann haben wir die letzten der aldoreelischen Klingen und somit eine Sorge weniger , freute er sich und warf einen unbeabsichtigten Blick aus dem Fenster der Kutsche. Was, bei Tzulan, hat denn das zu bedeuten? »Anhalten!«, befahl er dem Kutscher augenblicklich, als er die sich stetig vergrößernde Menschensammlung am Westtor sah. »Los, wir fahren sofort dorthin.«
    Die Ulsarer machten dem Fahrzeug mit dem Wappen des Kabcar Platz. Nesreca schwang sich hinaus und verlangte von dem Hauptmann der Wachmannschaft zu wissen, was der Grund des Auflaufs sei. Neben dem Gerüsteten stand ein einfacher Mann mittleren Alters, dessen Gesicht eine Gemütserregtheit sondergleichen widerspiegelte.
    »Lasst es Euch von dem hier erklären«, gab der Soldat das Wort weiter. Ungeduldig funkelte der Berater den Ulsarer an, der seinen Rucksack abnahm und ein Bündel blutiger Wäsche hervorzeigte.
    Hemeròc war schnell , dachte Nesreca zufrieden, als er Lodriks zerfetztes Wams erkannte.
    »Seht, Herr!«, haspelte der Handwerker. »Seht, was wir entdeckt haben.« Eilig holte er die vergessene Verbeugung vor dem bekannten Konsultanten nach. »Ich bin Mogulew, Herr. Wir haben die Kleider des Kabcar … die Kleider des Vaters des Kabcar gefunden«, verbesserte er sich und reckte die Sachen gut sichtbar für alle in die Höhe.
    »Dann können wir dem Toten endlich eine würdige Bestattung …«, begann Nesreca und spielte den Erschütterten. Doch Mogulew unterbrach ihn.
    »Nein, Herr, eben nicht! Das ist seine Gewandung.« Er kramte in dem riesigen Sack und legte der Reihe nach zwei Pistolen und die Scheide des Exekutionssäbels auf die Bank, auf der gewöhnlich die Wachen ruhten.
    Ehrfürchtig bestaunten die Anwesenden die Funde.
    Eiskalt überlief es den Berater, als er die Gegenstände betrachtete und verstand. Wir haben der Leiche keine Pistolen mitgegeben. Sie müssen den echten Lodrik gefunden haben . »Wo ist der Kabcar?« herrschte er den Mann gereizt an und packte ihn mit einer Hand am Rockaufschlag. »Seid Ihr verrückt geworden, den Herrscher zu entkleiden?«
    »Aber nein!«, rief Mogulew entsetzt. »Wir fanden die Sachen in einem Teil des Steinbruchs, den wir noch nicht abgesucht haben. Sie lagen in einer Art Hohlraum und klebten in einem See aus getrocknetem Blut.«
    Nesreca stieß den Mann unsanft zurück und fuhr sich mit der Rechten über den Mund. Verdammt. Ich habe es beinahe schon geahnt, als die Modrak sich plötzlich von überall zurückzogen. Er nahm eine der zerkratzten, unbrauchbar gewordenen Pistolen auf. »Ist das alles, was ihr dort entdeckt habt?«, wollte er wissen. »Rede!«
    »Sicher, Herr«, stammelte Mogulew unsicher. »Wir haben jeden Stein umgedreht, ohne dass wir einen weiteren Hinweis auf den Verbleib des Kabcar finden konnten.«
    »Die Kensustrianer haben seine Leiche mitgenommen, um sie zu schänden«, flüsterte jemand aus der Menge.
    »Unsinn. Tzulan hat ihm das Leben gerettet, und nun irrt er durch die Gegend«, schlug ein anderer vor.
    Die Ulsarer wurden mutiger, sie drängten sich heran, jeder schien Nesreca nun seine eigene Erklärungsvariante für die merkwürdige Begebenheit anbieten zu wollen.
    Der aber ahnte die unwahrscheinliche, ungeheuerliche Wahrheit.
    Wir konnte er das überstehen? Das ist unmöglich. Wütend stopfte er die Sachen in den Rucksack, nahm den Behälter an sich und kehrte in die Kutsche zurück. Es wird ihm doch nicht wirklich der Gerechte zur Hilfe gekommen sein?
    »Was sollen wir nun tun, Herr?« rief ihm Mogulew nach.
    »Brecht die Arbeiten im Steinbruch ab«, befahl er. »Ich schicke einen Suchtrupp aus, der den alten Kabcar finden wird, wenn ihn die Kensustrianer nicht schon lange verschleppt haben.« Das Gefährt klapperte davon, zurück zum Regierungssitz.
    Auf alle Fälle musste das Gerede der Leute so schnell wie möglich beendet werden, bevor sich jemand berufen fühlte, größeren Unsinn zu verbreiten. Die Idee mit den Kensustrianern gefiel ihm, es würde die Menschen noch mehr aufstacheln.
    Wir können keinen geisterhaften Lodrik gebrauchen, auf dessen Rückkehr das Volk voller Sehnsucht wartet, während es seinen Sohn nur als Übergangslösung betrachtet. Die Zeit des alten Kabcar ist abgelaufen, und dabei wird es bleiben. Nesrecas Verstand brütete neue Variationen

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