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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Staub fiel, schied aus.
    Schließlich standen sich auf jeder Seite drei Knappen gegenüber. Nerestro verkündete den freien Kampf im Sattel ohne die Zuhilfenahme der langen Spieße.
    Nun droschen die sechs mit ihren Holzknüppeln und Schilden aufeinander ein, bis nur noch Albugast und Tokaro standen und sich die anderen mit schmerzenden Knochen oder dröhnenden Schädeln vom Platz entfernten.
    Die Marketenderin feuerte den Adoptivsohn des Großmeisters mit derben Rufen und Sprüchen an, dass die ein oder andere edle Dame in der Ehrenloge errötete oder ganz zart Besaitete in vorgetäuschte Ohnmacht fielen. Die Ulsarer legten sich ebenfalls für den frechen Knappen ins Zeug, sie verstanden ihn als Streiter der Einfachen und Niederen.
    Wie schwer die letzten beiden Kontrahenten atmeten, erkannte man deutlich an dem schnellen Auf und Ab der Rüstungen.
    Albugast verschaffte sich Kühlung, indem er sein Visier öffnete, der Ziehsohn des Großmeisters dagegen zeigte sein Gesicht immer noch nicht und schwitzte in der stickigen Luft unter dem Helm.
    Die anderen Knappen reichten den Widersachern Lanzen, der Tjost mit anschließendem Zweikampf sollte über den Gewinner entscheiden.
    Mit einem Anfeuerungsruf schmetterte der blonde Anwärter die Klappe seines Kopfschutzes nach unten und jagte dem Pferd die Sporen in die Seite. Wiehernd jagte das Tier los.
    Tokaro aber war der Besinnungslosigkeit nahe. Die Hitze machte ihm zu schaffen, aber das Visier zu öffnen wagte er nicht. Er klemmte die Lanze unter den Arm, heftete seine Augen auf die Gabe der Marketenderin und benutzte den auffälligen Stoff am Ende des stumpfen Spießes als Ziel- und Orientierungshilfe.
    Reiß dich zusammen , machte er sich selbst Mut. Er hörte die frenetischen Rufe der Ulsarer und Tarpoler um sich herum, die leiser und leiser wurden. Die Anspannung lähmte ihre Stimmen.
    Der Schild Albugasts wuchs, raste heran, bis endlich auch Tokaro seinem Schimmel mit einem Schenkeldruck bedeutete loszustürmen.
    Kurz darauf ereignete sich bereits der Zusammenprall. Tokaro verdankte es allein seinem Reitergeschick, dass er nicht aus dem Sattel flog. Dagegen bereitete es seinem Gegner keine Mühe, den leichten Treffer der Lanze gekonnt abgleiten zu lassen.
    Tokaros Kreuz fühlte sich an, als wäre es geborsten. Da er aber seine Arme und Beine sehr wohl spürte, musste es noch intakt sein. Lange halte ich es nicht durch. Jetzt muss die Entscheidung fallen .
    Beim nächsten Anreiten täuschte er einen hohen Stoß an, riss den stumpfen Spieß im letzten Moment nach unten, direkt auf die Seitenkante des Schildes. Albugast fiel auf das Manöver herein, das Ende der Lanze glitt ab und traf ihn in die Seite. Die Hebelwirkung beförderte ihn aus dem Reitsitz.
    Die Ulsarer schrieen begeistert auf, selbst Krutor klatschte, hörte aber sofort auf, als ihn ein vorwurfsvoller Blick seiner Schwester traf.
    »Ganz hervorragend, nicht wahr?«, meinte Govan. »Es scheint, als zögest du gegen eine Marketenderin die Kürzere, geliebte Schwester«, stichelte er. »Ich wette, das ist ein einmaliges Ereignis auf dem ganzen Kontinent.«
    Während sich der blonde Knappe umständlich aus dem Dreck stemmte, hielt Tokaro an und stieg ab, fasste den Griff seines Schutzes fester und nahm die Keule aus dem Gürtel.
    Da beide jungen Männer gleichermaßen angeschlagen waren, erinnerte der Zweikampf mehr an das Getorkel von verfeindeten Betrunkenen.
    Schließlich fielen beide vor Erschöpfung um. Das Duell wurde unterbrochen, um den Finalisten eine einstündige Ruhepause zu gönnen.
    Doch die Untertanen Govans feierten Tokaro, während er in Richtung des Zeltes hinkte und sich mehr schleppte als er ging, als wäre er bereits der Sieger.
    Die Marketenderin rannte herbei und gab ihm einen Kuss auf den verbeulten Helm. Groß erschien ihre halb entblößte Oberweite vor seinem Visier.
    »Macht ihn fertig, Herr Ritter, und ich lasse Euch die ganze Nacht mit mir verbringen, ohne dass Ihr etwas zahlen müsst«, flüsterte sie ihm zu und kehrte an ihren Bierstand zurück.
    »Das sind Aussichten«, stöhnte Tokaro und nahm die eiserne Maske ab, sobald der Eingang seiner Unterkunft geschlossen war. Als ob mir der Sinn heute noch nach Zärtlichkeiten stünde. »Bei Angor, Albugast ist einfach der Bessere von uns beiden.« Ächzend legte er sich auf das Feldbett, breitete ein Tuch über sein Gesicht und schloss die Augen, um zu entspannen. Er lässt all seine Wut an mir aus.
    Einer der anderen Knappen

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