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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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streckte den Kopf herein. »Das musst du dir ansehen, Tokaro. Sie bereiten eine Büchsenmaschine vor. Eine neue Erfindung des Kabcar.«
    Die Qualen verflogen von selbst, als der einstige Rennreiter mit einem Schlag an die Waffe erinnert wurde, die ihm so sehr lag. Mehr als Schwert und Lanze.
    Mit der Hilfe seines Freundes hastete er mehr schlecht als recht nach draußen, vergaß vor lauter Aufregung sogar, den Helm anzulegen.
    An einem Ende der Kampfbahn stellten Helfer soeben mehrere lebensgroße Puppen auf. In zweihundert Schritt Entfernung stand eine Vorrichtung zwischen den Zelten, die drei Dutzend Büchsenläufe in sechs Reihen übereinander auf einer Radlafette angeordnet trug. Die Mündungen wurden mit Hilfe einer Ladevorrichtung gestopft, die es ermöglichte, jeweils eine Linie auf einen Schlag zu laden.
    »Was Ihr hier seht, Untertanen«, verkündete der Kabcar selbstgefällig von der Loge herab, »ist eine Büchsenmaschine. Sie verbindet die Feuerkraft einzelner Waffen wahlweise zu einer vernichtenden Salve oder kann Reihe für Reihe gezündet werden.« Er wandte sich an die Helfer an der Vorrichtung. »Eine Salve!«
    Der Bediener fasste sechs Schnüre mit einer Hand, zwei Knechte griffen in die Speichen, um ein Verreißen zu verhindern. Kurz darauf ertönte mehrfaches Knattern, und eine große Rauchwolke formte sich aus dem Qualm, der aus den Mündungen der Büchsen stieg. Beinahe gleichzeitig zerfetzte es die Puppen.
    Die Zuschauer stießen Laute des Erschreckens aus, zahlreiche Pferde wieherten wegen der unerwarteten Knallerei. Schließlich begannen die Ulsarer zu applaudieren und zu johlen.
    Herodin rümpfte die Nase und spie aus. »Angor sollte den Erfinder in Stücke schlagen. Was sind das für Zeiten, in denen jeder Narr mit einer kleinen Bewegung die besten Krieger töten kann?«
    »Wir müssen uns ja nicht vor die Mündung stellen«, meinte der Großmeister wenig glücklich. »Aber ich sehe es genauso wie Ihr.«
    Die Nachladeprozedur der Büchsenmaschine hatte begonnen, und schnell wurde deutlich, dass die neue Wunderwaffe einen entscheidenden Nachteil besaß. Nach dem Abfeuern sämtlicher Läufe benötigte die Mannschaft kostbare Zeit, um die Waffe wieder schussbereit zu machen.
    »Pah! Stünden wir auf dem Schlachtfeld, wären sie schon lange tot«, kommentierte der Seneschall nun wesentlich zufriedener. »Ein schneller Vorstoß unserer Reiterei, und sie würden samt dieser Tzulanmaschine niedergetrampelt.«
    Nesreca entdeckte Tokaro durch die dichten Schwaden des Pulverdampfes, ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Ohne den Hinweis von Albugast hätte er ihn zwar nicht wieder erkannt, aber so sah er deutlich den Dieb vor sich, den er damals gebrandmarkt hatte. Daraus würde er eine Anklage gegen den Orden zimmern, die wasserdichter nicht mehr sein könnte. Jetzt sorge ich noch dafür, dass er gegen den Knappen Heißsporn siegt, und Albugast wird meinen Vorschlag mit Freuden annehmen.
    Auch wenn ihn die Faszination für die krachenden, lärmenden und stinkenden Büchsen in Beschlag nahm, bemerkte Tokaro, dass sein Gesicht nun für jedermann sichtbar war. Schnell kehrte er ins Zelt zurück, wo er von der Fortsetzung des Zweikampfes unterrichtet wurde. Nun sollten sie auf die schweren Rüstungen verzichten und nur in Kettenhemden antreten.
    Ungestüm zurrte er das Halstuch der Marketenderin an seinem Oberarm fest. Aber eine Nacht werde ich dennoch nicht mit ihr verbringen, grinste er. Selbst wenn ich gleich mit Angors Hilfe siege.
    Die beiden Knappen standen sich kurz darauf gegenüber und setzten ihr Duell fort. Albugast spielte seine überlegene Technik gegen Tokaro aus und brachte ihn rasch in Schwierigkeiten. Sein Schild verbog sich unter der Wucht der mit eiskaltem Zorn geführten Attacken, und sein Arm wurde taub, während er die Keule kaum mehr packen konnte.
    »Ich habe immer gesagt, dass Albugast der bessere Bodenkämpfer ist«, sagte der Seneschall kaum erfreut. »Tokaro hätte ihn beim ersten Durchgang noch einmal mit der Lanze angreifen sollen.«
    Nerestro verkrampfte sich zusehends, er fühlte jeden einzelnen Hieb, den sein Adoptivsohn einstecken musste. »Wenn er aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht, hat er sich die Schwertleite mehr als verdient.«
    »Wenn«, wiederholte Herodin viel sagend.
    Urplötzlich wendete sich das Kampfglück.
    Tokaro befand sich bereits mit einem Knie am Boden und verteidigte sich mit letzter Kraft, als Albugast bei einem weiteren Hieb das Gleichgewicht

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