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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schwester unbeschadet gegenübertreten können. Ich werde ihr einen gehörigen Schrecken einjagen.
    Der Junge glitt in einen erholsamen Schlummer. Der große Ballsaal schimmerte in düsterem Glanz.
    Nerestro von Kuraschka musste schon zweimal hinschauen, bis er die Örtlichkeit wieder erkannte, in der er Lodrik damals seine Aufwartung gemacht hatte.
    Zwar prangten immer noch Blattgold und Stuck an Wänden und Decke. Aber die Handwerker hatten die Verzierungen aus Gips nachträglich derart verändert, dass die Leichtigkeit verloren gegangen und einer bedrückenden Schwere gewichen war.
    Schwarze und rote Wandmuster schluckten viel Licht der blinkenden Kronleuchter und schufen eine finstere Stimmung in dem Raum, in dem früher ausgelassene und fröhliche Feste stattgefunden hatten.
    Die Ritterschaft hatte sich beim Maskieren aufs Notwendigste beschränkt und sich in aller Eile phantasiereiche Augenmasken besorgt, ansonsten marschierten sie in polierten, leichteren Rüstungen auf.
    Umso mehr legten sich die anderen Gäste ins Zeug. Nahezu alles an Kostümierung, von unterschiedlichen Tierarten über Gegenstände bis hin zu ausgefallenen Kleidungsstücken fand sich in dem Saal. Musik spielte leise im Hintergrund, Diener liefen umher, um Getränke und Appetithäppchen zu servieren. Getanzt wurde noch nicht, der Kabcar musste die Marmorfläche erst freigeben.
    Als die Ordenskrieger eintrafen, bildete Zvatochna in einem beeindruckenden, alle männlichen Sinne betörenden weißen Kleid den Mittelpunkt. Um sie herum scharte sich eine Traube von Männern. In ihren schwarzen, kunstvoll frisierten Haaren funkelten und glänzten Diamanten und andere Edelsteine, und die Maske über ihrer Augenpartie in Form eines Schmetterlings, gearbeitet aus verschiedenfarbigen Seidenstoffen, raubte der Tadca keineswegs die Faszination.
    »Sie hätte als Berg erscheinen müssen«, meinte Herodin hintergründig und erntete einen fragenden Blick des Großmeisters. »Es scheint so, als wollten alle Männer sie besteigen«, erklärte er und sorgte für schallendes Gelächter bei denen, die den Witz hörten.
    Krutor steckte in einem Kostüm, das ihn wie ein Turm aussehen ließ, was sich angesichts seiner Monstrosität geradezu anbot. Dämlich fand Tokaro nur, dass das Gesicht des Tadc aus einem Fenster des aus Pappmache gefertigten Miniaturgebäudes schaute und seine Entstellung unvorteilhaft hervorhob.
    »Die Besitzer der aldoreelischen Klingen bleiben zusammen«, befahl der Großmeister leise, »die anderen halten Augen und Ohren offen, um jede Tücke sofort zu bemerken. Ansonsten wünsche ich allen viel Vergnügen.«
    Die Ritter verteilten sich.
    »Wohin willst du?«, hörte Tokaro die Stimme seines Ziehvaters hinter sich, als er sich auf die Tadca zu bewegte. »Gehörst du auch zu den Gipfelstürmern?« Er nickte in Richtung der schönen jungen Frau. »Ich kannte ihre Mutter, und ich sage dir, sie wurde von ihrem Gemahl nicht umsonst verstoßen. An deiner Geschichte sehe ich, dass die Tadca dieses unglückselige Talent und die Veranlagung geerbt hat.«
    »Ich weiß, danke für die Warnung«, beruhigte er den Großmeister im Gehen. »Keine Bange, ich kenne ihre Art sehr gut.« Zielstrebig steuerte er auf Zvatochna zu und arbeitete sich rasch nach vorne durch, wobei ihn die missgünstigen Blicke der Werber trafen.
    »Ich grüße Euch, hoheitliche Tadca«, verneigte sich Tokaro ein wenig vor ihr.
    Zvatochna täuschte Ratlosigkeit vor. »Wer könnte das nur sein? Wie hat sich der Fremde bloß hereingeschlichen?« Dann lachte sie hell auf und klappte ihren Fächer auseinander. »Ohne deinen Helm erkenne ich dich schwerlich wieder.« Die Kante des Wedels pochte gegen seine Maske. »Und selbst jetzt verbirgst du dein Gesicht.«
    »Es ist ein Maskenball, hoheitliche Tadca«, grinste er sie frech an. »Ihr müsst schon bis Mitternacht warten, bevor ein jeder hier sein wahres Antlitz zeigt. Da wird Euch auch die Verwandtschaft zum Kabcar nichts bringen.«
    »Unverschämter Bengel«, empörte sich Tchanusuvo, der als Einhorn erschien, künstlich und überlaut. »Man sollte den Knappen Respekt lehren, auch wenn er dem Herrscher von Tarpol das Leben gerettet hat«, sagte er zu seinem Nachbarn, der heftigst seine Zustimmung bekundete.
    Tokaro überhörte das Angebot für ein Duell großzügig, dafür spürte er seine Knochen noch zu sehr. »Euer Recke hat sich wacker geschlagen, wenn er auch der Unterlegene war«, erinnerte er die stolze Frau an ihre

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