Die Quellen Des Bösen
schloss sich um den Griff der aldoreelischen Klinge.
Als sie an der Säule ankamen, fanden sie nur kichernde Frauen, die den großspurigen Ausführungen einer Hofschranze lauschten.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte eine leise Stimme über dem Kopf von Tokaro, und ein gigantischer Schatten fiel über ihn. »Du bist Vaters Rennreiter.«
Ein Gefühl, als überliefe ihn kochende Säure von oben bis unten, schoss durch Tokaros Körper. Hinter ihm stand der Turm auf zwei Beinen, aus dessen Fenster Krutors Gesicht schaute. Völlig auf dem linken Fuß erwischt, wusste er nicht, was er dem Tadc entgegnen sollte. Schweigend starrte er in die Höhe, sein Mund klappte auf und zu.
Der entstellte Junge zwinkerte ihm zu. »Ich verrate dich nicht. Ich kann dich viel zu gut leiden. Du warst damals schon nett zu mir, und du bist es immer noch.« Stolz legte sich auf die Züge des Jüngsten der drei Geschwister. »Daran habe ich dich erkannt. An deiner Freundlichkeit und deinem Pferd.« Eine riesige Hand legte sich vertrauensvoll auf seine Schulter. »Freunde?«
Erleichtert atmete Tokaro auf. »Ja, sehr gern, hoheitlicher Tadc«, nahm er das Angebot an. »Freunde.«
»Aber nur, wenn du nicht mehr stiehlst«, verlangte Krutor mit ernstem Gesicht.
»Ich verspreche es.«
»Haust du Govan noch mal auf die Nase? Es hat sich seitdem keiner mehr getraut.«
»Ich glaube nicht, dass es ein guter Einfall wäre.«
Zvatochna, die sich eben leise mit einigen Dienern besprochen hatte, kehrte zurück. Wie von ihrer Schönheit gelähmt, schauten die beiden Männer zu ihr, die herannahte und zuerst ihrem Bruder und danach dem Ritter ein hinreißendes Lächeln schenkte, das Stahl zum Schmelzen brachte.
»Entschuldige die Unterbrechung, aber ich musste noch ein paar Anweisungen geben. Wenn man sich auf andere verlässt, ist man verlassen.« Sie blickte den Adoptivsohn Nerestros an und war fasziniert von den dunkelblauen Augen hinter der Maske.
Urplötzlich setzte das Erkennen ein.
»Natürlich, du bist es!«, raunte sie. »Wie kannst … Pah, ich rede doch nicht mit dir.« Die Tadca hielt inne, schaute zu ihrem Bruder. »Krutor, sage dieser Person, dass sie von allen guten Geistern verlassen ist, sich hierher zu wagen. Und sage ihr, dass ich mein Amulett wiederhaben möchte.«
Der verkrüppelte Riese wollte die Lippen bewegen, als sich Tokaros Starre löste. »Aha, die hoheitliche Tadca erinnert sich wieder an den kleinen dummen Stallburschen, den sie damals dem Berater zum Fraß vorwarf?«, brach es aus ihm hervor.
»Sage ihm, dass ich den verurteilten Verbrecher nicht anhöre«, meinte sie schnippisch und wandte sich demonstrativ ab; der Fächer schnellte vor ihr Gesicht und wippte hin und her.
»Ich soll dir sagen …«, begann Krutor ein wenig unglücklich, der am liebsten die Läden vor seinem Turmfenster geschlossen hätte.
Der einstige Rennreiter hob die Hand. »Schon gut. Richtet Ihro Hochnäsigkeit aus, dass sie sich auf ihre Schönheit nichts einbilden muss. Aber auf ihre Falschheit darf sie aus ganzem schwarzem Herzen stolz sein.« Zvatochna sog hörbar die Luft ein. »Sagt ihr auch, dass der dumme Junge damals wirklich sein Herz an sie hängte und alles getan hätte, um einmal an ihrer Seite sein zu dürfen.« Er näherte sich unstandesgemäß dicht ihrem Ohr. »Und vergesst nicht, ihr zu sagen, dass er ihr diesen Verrat niemals vergeben würde, weil sie mit ein paar Worten all seine Vorstellungen und Illusionen, die für ihn keine waren, zerschmettert hat.«
Mit einem Fauchen wandte sie sich um, das Braun und das Blau ihrer Augen trafen sich aus nächster Nähe und versanken tief ineinander.
Die Tadca schluckte, ihr Puls raste, ihr Gemüt befand sich in hellem Aufruhr. Anstatt einer bissigen Erwiderung fühlte sie das Verlangen, den jungen Mann zu küssen und zu spüren.
»Sorge dafür, dass niemand in unsere Nähe gelangt, Krutor«, bat sie in freundlichstem Tonfall, bevor sie ihren Gesellschafter heimlich in einen Seitensaal schob, der bei Tokaro schlechte Erinnerungen wach rief.
»Oh, nein. Nicht schon wieder.« Seine Hand lag bereits auf der Klinke. »Ich gehe besser, bevor du mich wieder aufforderst, genügend Gold für dich aus den Jackentaschen zu stehlen.« Dass er sie duzte, fiel ihm in seiner Aufgeregtheit nicht weiter auf.
»Ich habe niemals verlangt, dass du für mich stiehlst«, erwiderte sie und nahm ihre Maske ab.
Seine Finger verharrten. »Ich stahl, weil ich schnell an Münzen kommen wollte, ehe
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