Die Quellen Des Bösen
meinte er deshalb nur lakonisch. Danach sehen wir weiter . Er erhob sich und ging zur Tür. »Das war alles? Ich möchte noch zu Jarevrån.«
Matuc wollte etwas sagen, aber Fatja entließ ihn mit einem Kopfnicken.
»Es ist schon genug für ihn gewesen«, erklärte sie, als er gegangen war.
So schilderte sie die Vision des veränderten Ulsar im kleinen Kreis, was einen immensen Eindruck auf den K’Tar Tur machte, der sich zudem in seiner Annahme bestätigt sah, dass es sich bei dem Schiff um Tzulandrier handelte.
»Es wird Zeit, dass wir zurückkehren und Ulldart von dem Bösen befreien.« Auch Waljakov machte sich zum Aufbruch bereit. »Ich halte die Augen offen. Kein Segel wird mir entgehen.« Routiniert legte er sich den Harnisch an und verschwand durch die Tür.
»Nachdem sie sich alle so sehr auf ihre Muskeln und Kampfkraft verlassen, rede ich mit höheren Mächten.« Matuc stemmte sich auf und begab sich vor seinen Ulldrael-Schrein, um den Gerechten um Beistand zu bitten.
Arnarvaten verabschiedete sich mit einem leidenschaftlichen Kuss von seiner Braut und verließ ebenfalls das Hausboot.
Keine zwei Häuserecken weiter legte sich ein stahlharter Griff um seinen Oberarm, Waljakov trat aus dem Schatten hervor. »Hast du jetzt nachgedacht?«
»Bitte?«, stotterte der Geschichtenerzähler erschrocken.
»Die Sage um meinen Turm«, half der K’Tar Tur nach.
»Bei Kalisstra«, entfuhr es dem Mann in einem Anflug von Tapferkeit. »Ich habe eben Dinge vernommen, die ganze Epen füllen würden, und Ihr wollt so etwas Einfaches wie ein Kindermärchen hören?!«
»Genau«, brummte Waljakov. »Bitte«, fügte er hinzu.
»Aber umsonst werde ich gar nichts berichten«, meinte Arnarvaten und deutete auf ein nahes Teehaus. »Ihr bezahlt.«
Fluchend steuerte Waljakov auf die erleuchteten Fenster zu, bugsierte Arnarvaten ins Innere, hockte ihn wie ein störrisches Kind auf einen Stuhl, orderte ein Glas Njoss und einen Tee. »Fang an.«
»Wir warten, bis die Bestellung da und bezahlt ist.« Der Geschichtenerzähler hatte durchschaut, dass ihm der hünenhafte Fremdländler nichts antun würde. Außerdem kannte er ihn zu gut, wenngleich er ihn mit einem gewissen Respekt betrachtete, da er ihn für unberechenbar hielt.
Endlich waren all seine Auflagen erfüllt, und er begann.
»Es ist noch gar nicht so lange her, ungefähr zehn Jahre, da lebte eine sehr nette junge Frau in Bardhasdronda. Sie entstammte allerdings einer Familie, die wenig Ansehen genoss. Ihr Vater verdingte sich als Tagelöhner, die Mutter verprasste die wenigen Münzen für …«, er warf einen schuldbewussten Blick auf den Krug vor sich, »… Njoss. Doch das Mädchen, das den Namen Ricksele trug, machte sich nichts aus dem Gerede der Leute. Mit ihrem freundlichen Wesen schlug sie jeden in ihren Bann, der längere Zeit mit ihr zu tun hatte.«
»Was hat das mit dem Turm zu tun?«, fiel ihm Waljakov ins Wort.
Augenblicklich verfinsterte sich die Miene des Kalisstronen. »Es kommt auf die ganze Geschichte an, nicht auf den winzigen Teil. Also geduldet Euch.« Nach einem ungnädigen Blick und einem Schluck aus dem Njossbecher fuhr er fort. »Sie kannte viele Männer, aber sie gab sich nur einem von ihnen hin, weil er ihr beim Schwur auf die Bleiche Göttin die Heirat und ewige Treue bis in den Tod versprochen hatte. Das hatte er dort getan, wo der Feuerturm steht.
Aber der junge Mann hielt sich nicht daran und schaute sich nach anderen Frauen um. Als die Frucht ihrer Liebe in Ricksele heranwuchs, grämte sie sich sehr, weil ihre Schande bald offenkundig würde.
Sie bat ihren Geliebten, dass er sich zu ihr bekenne, doch er dachte an schlimme Dinge, um sich nicht vor seiner Familie erklären zu müssen. Er lockte sie deshalb ein letztes Mal an den Fuß des Feuerturmes, um ihr angeblich seine Liebe von neuem zu beschwören. Als Beweis, wie groß sein Vertrauen in sie sei, ließ er sich von ihr am Gürtel halten, während er sich an den Rand des Abgrunds stellte.
Die Reihe kam an Ricksele.
Doch anstatt sie zu halten, als sie sich gläubig an die Klippen stellte, stieß er sie hinab. Ihr Leichnam wurde niemals gefunden.
Ihr Geist erscheint immer wieder an dieser Stätte und stürzt sich in den Abgrund, bis der Mörder eines Tages überführt und hingerichtet wird. Er hat Treue bis in den Tod geschworen, und so lange wird sie warten.«
»Und warum verurteilt man den Mörder nicht, wenn man so vieles weiß?«
Arnarvaten holte tief Luft. »Wie bei
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