Die Quellen Des Bösen
mit solch schlechten Nachrichten hatte ich nicht gerechnet. Was wisst ihr über die Fremden?«
»Sie sind nicht aus Ulldart und anscheinend nicht aus Kalisstron«, fasste Waljakov zusammen. »Ich vermute, dass sie aus Tzulandrien stammen.«
Das Böse scheint sich über das Meer hinweg ausbreiten zu wollen. Matuc nahm einen hastigen Schluck Tee.
»Von diesem Land, das der Gebrannte Gott schuf, habe ich nur Schlechtes gehört«, äußerte sich Rantsila bedächtig. »Wenn sich die Vekhlathi mit ihnen eingelassen haben, droht uns mehr als nur ein Krieg zwischen Städten. Noch niemand hat es gewagt, Fremdländler und schon gar nicht verdorbene Fremdländler hinzuzuziehen.«
»Wir haben sie, glaube ich, gesehen«, schaltete sich Arnarvaten ein. Alle Augen richteten sich auf den geschätzten Geschichtenerzähler. »Ich erinnere mich, als wir in Vekhlathi waren … Wir traten in einer Gaststätte auf, in der du«, er schaute zu Fatja, »das Bewusstsein verlorst. Dort sahen wir Menschen, die sich merkwürdig verhielten. Sie drückten sich in den dunkelsten Ecken herum, um nicht richtig gesehen zu werden.«
»Ich entsinne mich, dass ich Ähnliches in einer Gasse erlebte. Und als ich ihnen folgen wollte, verschwanden sie so schnell, dass ich sie in den schmalen Sträßchen verlor.«
»Also müssen wir davon ausgehen, dass unsere Nachbarn längst mehr als nur einen Streit um die Süßknollen austragen wollen.« Der Milizionär lehnte sich zurück. »Aber verstanden habe ich nicht, weshalb Euch die Tzulandrier so lange verfolgen sollten?« Abwartend schaute er in die Runde.
»Nein, das habt Ihr falsch verstanden«, beruhigte Matuc ihn ein wenig zu schnell. »Wir kennen sie eben nur von früher. Schließlich waren sie es, die unser Schiff versenkten, da bleiben wenig gute Erinnerungen.« Er lachte reichlich gespielt.
»Aber was machen Tzulandrier so weit im Norden?«, fragte Rantsila beharrlich.
Waljakov zuckte mit den Achseln, die blasse Fatja fasste Arnarvatens Hand, Lorins Augen hatten sich auf die Kerze geheftet.
Nur der Mönch wandte sich dem Kalisstronen zu. »Ich weiß es nicht.« Und das ist nicht einmal gelogen, Ulldrael. »Es wäre gut, wenn wir schnell Nachricht aus Ulldart erhielten, und sei sie noch so gering. Wenn sich die Tzulandrier als neue Herren der Meere fühlen, was ist dann mit den Palestanern und den Rogogardern geschehen?«
Der Anführer der Bürgerwehr erhob sich unzufrieden. »Gut, wenigstens wissen wir, dass die Vekhlathi mit Sicherheit einen größeren Schlag planen. Sobald dieses Schiff mit den geriffelten Segeln auftaucht, sollen die Feuertürme ein Signal geben, damit wir gewarnt sind. Es ist an der Zeit, dass ich den Bürgermeister und unsere Verbündeten in Kenntnis setze, um die Gegenschläge vorzubereiten.« Er nickte in die Runde und verschwand hinaus.
Niemand sprach ein Wort. Nur das Geräusch der Wellen, die draußen gegen die Kaimauern und gegen den Rumpf des Hausbootes schlugen, klang gedämpft herein.
»Ich bringe Menschen doch nicht durch meine bloße Anwesenheit in Gefahr?«, verlangte Lorin schließlich zu wissen. »Suchen die Tzulandrier nach mir?«
»Ich schätze, sie wissen inzwischen sehr wohl, wo du zu finden bist«, sprach sein Waffenmentor. »Einer der Lijoki oder Vekhlathi wird ihnen gesteckt haben, wo sich Fremdländler gleich rudelweise und das seit Jahren herumtreiben.« Die mechanische Hand legte sich auf die Tischplatte. »Sie suchen sich Verbündete. Sie sind zu wenige, um Bardhasdronda alleine angreifen zu können. Und weil sie wissen, dass wir ihre Segel kennen.«
»Machen wir uns nichts vor«, erhob Matuc seine Stimme. »Nesreca hat niemals aufgegeben.«
»Umso mehr Spaß wird es bereiten, seine Schergen auf den Grund der See zu schicken«, sagte Waljakov finster. »Und danach sollten wir schleunigst in Erfahrung bringen, was sich in unserer Heimat abspielt.«
Lorin schwieg. Es ist eure Heimat, nicht meine , wollte er sagen. Und dass ihm die Menschen in Bardhasdronda wichtiger waren als der ganze Kontinent Ulldart zusammen, den er nur aus Erzählungen kannte. Daher würde er zuerst die Kalisstri schützen, ehe er auch nur einen Zeh auf die Planken eines Schiffes setzte, das ihn an die ferne Küste brachte. Er fühlte sich eher als Kalisstrone. Daher konnte ihm das Schicksal der Menschen in Ulldart, völlig nüchtern betrachtet, gleichgültig sein.
Doch sie würden es nicht verstehen , befürchtete er. »Ja, vernichten wir die Tzulandrier«,
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