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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ich habe nichts gesehen.«
    »Wenn du nicht rauskommst, dann komme ich eben zu dir. Ich muss mit dir reden.« Der junge Mann ging in die Hocke und machte Anstalten, in das Loch zu kriechen.
    Sofort ruckte die Spitze der Waffe nach vorn. Mit einem Fluch sprang der Reiter nach hinten weg, ein Kettenhemd klirrte leise. »Schon gut, schon gut«, sagte er beschwichtigend. »Ich lass dich ja in Ruhe, Mann.«
    Die Stiefel entfernten sich von dem Eingang zu Lodriks Versteck. Das Leder des Sattels knarrte, als der junge Mann aufstieg. »Ich habe dir etwas zu essen dagelassen«, rief er und schien auf eine Antwort zu warten. Vorsichtshalber schwieg der einstige Herrscher.
    Das Pferd schnaubte, Hufschläge klangen auf und wurden rasch leiser. Dann war Lodrik allein mit den Ruinen.
    Dennoch wartete er eine geraume Zeit, bis er aus dem Loch kroch. Er pirschte sich über Umwege an den Beutel heran, der mitten auf dem Weg lag, und untersuchte den Inhalt.
    Es befand sich nichts darin, was seinen Geschmack sonderlich angesprochen hätte, und allein der Geruch nach frischer, tadelloser Wurst brachte ihn zum Würgen. Früher hätte er ohne mit der Wimper zu zucken die Zähne hineingeschlagen.
    Etwas abseits des Geisterdorfes richtete er sich sein Nachtlager ein und gönnte sich Ruhe, immer mit der Angst im Nacken, dass die Häscher seines Sohnes auftauchten.
    Demzufolge stellte sich kein echter Schlaf ein. Beim kleinsten Geräusch fuhr er auf, die Hand sofort am Schwert.
    Den sich ankündigenden Morgen empfand er beinahe schon als Erlösung, die Dunkelheit enthielt seinen Augen zu viel vor. Im Tageslicht sah er seine Feinde besser.
    Lustlos biss er in das letzte Stück Brot und kaute beinahe angewidert auf der Wurst herum, und das ungeachtet der Tatsache, dass die Lumpen, die er sich von den Suchtrupps zusammengestohlen hatte, weit um seinen abgemagerten Körper schwangen.
    Danach erklomm er den Baum, unter dem er rastete, um sich von der Krone aus zu orientieren. So sehr er das Licht schätzte, er musste die Lider immer mehr zusammenkneifen, je höher er stieg.
    Seit wann bin ich dafür anfällig? , wunderte er sich und spähte zwischen den Ästen und den Blättern hindurch. Weit, weit entfernt erkannte er die Ausläufer der gewachsenen Hauptstadt als kleine Punkte, aus denen vereinzelt fadendünne Rauchsäulen aufstiegen.
    In der anderen Richtung befand sich nichts außer Wald. In relativer Nähe zu seinem Standort lag der Repol und strömte gelassen wie seit Jahrhunderten in Richtung des Meeres. So unentschlossen und unsicher wie zuvor darüber, was er als Nächstes tun sollte, begann Lodrik den Abstieg.
    Sein Fuß rutschte weg, die Finger griffen nach einem dünnen Zweig, der augenblicklich unter seinem Gewicht brach.
    Instinktiv wollte er auf seine magischen Fertigkeiten zurückgreifen. Anstatt aber aus einem vollen Reservoir seiner Macht schöpfen zu können, fand er einen schwachen Rest, der nicht ausreichte, um etwas gegen den drohenden Fall zu bewirken.
    Wie etwas Totes krachte er aus den Ästen herunter und schlug hart auf der Erde auf. Ein stechender Schmerz in der Schulter brachte ihn zum Aufschreien.
    Mühsam stemmte er sich hoch und besah die Verletzung, die ihm seine jäh beendete Kletterpartie eingebracht hatte. Rund um sein Schultergelenk bildete sich ein Bluterguss, der linke Arm ließ sich kaum bewegen. Die Schrammen auf der Haut verheilten ebenso wenig wie die Kratzer im Gesicht. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten sie sich innerhalb weniger Herzschläge geschlossen.
    Von den Toten aus dem Jenseits gejagt, der Magie beraubt … Und meine eigenen Kinder würden mich auf der Stelle töten, wenn sie mich entdeckten , resümierte er trübsinnig, während er unwillkürlich weiter in den Schatten rutschte. Seine Augen schweiften umher. Welchen Sinn macht meine Rückkehr in diese Welt?
    Die Sonnen zogen ihre Bahn, ohne dass sich Lodrik vom Fleck rührte. Nachdenklich legte sich sein Blick auf das Henkersschwert, das neben ihm auf dem Boden ruhte. Er kämpfte mit sich, überlegte, was er tun sollte.
    Die Nacht brach an. Kälte kroch in den Wald, Nebel stieg auf und umgab ihn.
    Der einstige Kabcar hatte sich entschlossen.
    Ich werde nicht leben, um ständig auf der Flucht zu sein. Er nahm die Waffe auf, rammte den Griff in das Erdreich und setzte sich die Spitze auf Herzhöhe an die Brust. Es wird das erste Mal sein, dass sich jemand damit selbst richtet , dachte er in einem Anflug von Galgenhumor. Seine Finger

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