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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schwarze Sichel schwang, wuchs nichts mehr. Was erwartet mich wohl noch alles, außer dass mir das Sonnenlicht zu schaffen macht?
    Es scheint, als hätte es seinen Preis, wenn man Vinteras Sichel entkommt . Er ballte die Faust, in der er das Korn hielt, das Symbol seiner wieder gewonnenen Hoffnung. Wenn es mir gelingt, Nesreca und Govan mitsamt seiner Schwester und der übrigen Schlangenbrut aufzuhalten, war es mir das alles wert . Ein anderes Gesicht entstand vor seinem inneren Auge. Könnte ich Norina wieder sehen, um sie um Verzeihung zu bitten, würde ich alles in Kauf nehmen .
    Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol, Hauptstadt Ulsar, Frühsommer 459 n. S.
    H iermit ist die Verhandlung gegen den Orden der Hohen Schwerter eröffnet«, tönte die Stimme des Ausrufers durch den Saal des Gerichtsgebäudes. Der Mann in der einfachen Uniform nahm getragen eine mehrfach gesiegelte Schriftrolle hervor und breitete sie mit den Händen aus. »Die Anklage lautet: Hochverrat, was im Einzelnen bedeutet: Verschwörung gegen den hoheitlichen Kabcar, Missachtung des hoheitlichen Kabcar, Bewahrung eines Verbrechers vor dem rechtskräftigen Urteil des hoheitlichen Kabcar sowie Widerstand gegen die angeordnete Festnahme durch die hoheitlichen Truppen.« Der Ausrufer setzte sich.
    Das Verfahren stellte eine große Besonderheit dar.
    Das Gericht hatte zum letzten Mal unter dem Vorsitz eines Bardri¢ getagt, als es im Jahre 373 n. S. zu einem Prozess gegen zwei Adlige kam, die man wegen ihrer Beziehungen zu anderen Herrschaftshäusern auf Ulldart nicht einfach hatte verurteilen können.
    Die Folge war eine komplizierte Verhandlung mit Beweisen, Gegenbeweisen und diplomatischen Gesandtschaften gewesen, die nach einem Jahr geendet hatte, weil die Zeugen der Verteidigung nachweislich als bestochen erkannt wurden.
    Im Fall der Hohen Schwerter wäre es Govan Bardri¢ ein Leichtes gewesen, eine Verurteilung ohne den Rechtsweg vorzunehmen.
    Aber Nesreca hatte ihm zu einem solchen geraten.
    Es sollte nicht der leiseste Verdacht aufkommen, der Kabcar könne bei der Auflösung des Ordens, der infolge der Gnade seines Vaters existierte, allzu leichtfertig handeln. Alles sollte mit rechten Dingen zugehen. Das Volk musste überzeugt werden, es mit einer Bande von Gesetzeslosen zu tun zu haben, die über Jahre hinweg Verwerfliches getan hatten.
    Vom eigentlichen Prozess blieben die Untertanen dagegen ausgeschlossen.
    Die sieben Richter in den langen Roben und mit den ehrwürdigen Weißhaarperücken auf dem Haupt saßen nebeneinander auf einem Podest, ein dunkles, massives Pult vor sich, auf dem sich die Rechtsbücher turmhoch stapelten.
    Drei Schreiber, die etwas versetzt und unterhalb des Podests saßen, hielten Feder und Papier parat, um jedes Wort zu notieren, das gesprochen wurde.
    Vor dem Pult stand Herodin von Batastoia, Seneschall des Ordens der Hohen Schwerter. Er trug einen in Mitleidenschaft gezogenen wattierten Waffenrock, seine Hände und Fußgelenke waren von massiven Ketten gefesselt. Ein blauer Fleck zierte die rechte Stirnseite.
    Auch wenn der Ritter äußerlich einen vernachlässigten Eindruck erweckte, spiegelten sich in seinen Augen das Aufbegehren, der trotzige Stolz und ein eisenharter Wille.
    Zur Rechten und noch ein Stück höher als die Richter thronte ein geckenhaft gekleideter Govan, der in einer Mischung aus Langeweile und Arroganz auf die Ansammlung herabblickte. Er würde später das Urteil der Richter entweder annehmen oder die nochmalige Prüfung des Falles fordern.
    Der standhafte Blechsoldat . »Ihr habt die Anklage vernommen, Herodin von Bastardtonien«, nuschelte er herablassend und lächelte gönnerhaft. »Ach herrje, verzeiht mir, ich meinte Batastoia«, korrigierte er sich gespielt erschrocken.
    »Ich habe sie vernommen, hoheitlicher Kabcar«, nickte der Seneschall gefasst. »Als höchster Ritter des Ordens sage ich, dass ich die Rechtmäßigkeit der Vorwürfe nicht anerkenne. Alle Anklagepunkte sind das Ergebnis von Lug und Betrug Eures Konsultanten.«
    Die Türen schwangen auf, Mortva Nesreca stand im Rahmen und verbeugte sich in Richtung des Herrschers, danach vor den Richtern.
    »Entschuldigt die Verspätung, ich saß noch an der Anklageschrift«, erklärte er, bevor er nach vorn schritt und sich an die Position begab, wo der Vertreter der Anklage stand.
    Er legte die mitgebrachte Mappe auf die Ablage und verschränkte die Arme auf dem Rücken. »Die mir vom hoheitlichen Kabcar übertragene Aufgabe wird es

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